Rheinpfalz Friedhofsmauer nicht sanieren
«Rodalb»«»«en.» Noch im März war die Bauabteilung der Verbandsgemeinde-Verwaltung von Kosten in Höhe von 30.000 Euro für die Reparatur der Mauer des jüdischen Friedhofs ausgegangen. Jetzt stand auf der Beschlussvorlage der Betrag von 150.000 Euro. Darüber stutzte am Mittwoch der Haupt- und Finanzausschuss der Stadt. Es handle sich um „keine einfache Instandsetzung“, erklärte nun Bürgermeister Wilhelm Matheis, denn wie sich wie einer Besichtigung mit dem Leiter der Kreis-Bauabteilung herausgestellt habe, stehe das Gelände unter Denkmalschutz. Es gehöre auch gar nicht der Stadt. Eigentümerin sei vielmehr die Jüdische Kultusgemeinde Rheinpfalz (Speyer). Für die Pflege des Geländes erhalte die Stadt nach einer Vereinbarung zwischen Bund, Ländern und jüdischen Organisationen einen Zuschuss von 1500 Euro jährlich. In der Sitzung beanstandete Peter Pfundstein (FWG) die ursprünglich falsche Zahlenangabe für die Mauersanierung. Ulrike Kahl-Jordan (WIR) hielt die Kostenschätzung ohne das Wissen um die rechtlichen Voraussetzungen für bedenklich. Es hätte ein Grundbuchauszug eingeholt werden müssen. Ausschuss und Stadtrat hätten hier „Zeit verschwendet“. Der erste Beigeordnete Torsten Striehl (SPD) sprach von „einer Eigendynamik“, die der Fall genommen habe. Bei der Ortsbesichtigung habe sich laut Beschlussvorlage gezeigt, dass die Mauer mittlerweile an zwei Stellen eingebrochen ist. Die Ursache dafür beruhe wohl nicht allein auf deren Alter. Zum Schaden könnten auch das Wurzelwerk dahinter stehender Bäume oder das „fast bis zur Oberkante aufgefüllte Nachbargrundstück“ beigetragen haben, das Druck auf die Mauer ausübe. Der Denkmalschutz wirke sich wohl vorteilhaft für die Stadt aus, meinte Bürgermeister Matheis, „die Kosten betreffen sie vielleicht gar nicht mehr“. Dabei hatte der Stadtrat nach zwischenzeitlich fünf Jahren Aufschub – so lange hatte sich die Entscheidung hingezogen – im März beschlossen, die Mauer für 30.000 Euro wieder herstellen zu lassen. Nun aber betonte die VG-Bauabteilung, die Herstellung der Mauer sei Sache der Grundstücks-Eigentümerin, zumal die zu leistenden Arbeiten „weit über dem Pflegeaufwand“ lägen. Deshalb richtete sie an die Kreisverwaltung die Bitte, die Kostenforderung nach Speyer weiterzuleiten. Der Ausschuss empfahl dem Stadtrat am Mittwoch, den schon gefassten Beschluss zur Mauersanierung wieder aufzuheben und die Maßnahme nicht auszuschreiben. Der jüdische Friedhof, versteckt hinter Hecken am Klinkenberger Weg gelegen, gilt als letztes Zeugnis der jüdischen Gemeinde in Rodalben und als Mahnmal aus der Geschichte. Nachdem laut Chronik der Synagogen-Ausschuss in Pirmasens die Beisetzung der jüdischen Gläubigen aus Rodalben in Pirmasens 1874 untersagt haben soll, bemühte sich die hiesige politische Gemeinde um eine eigene Begräbnisstätte. Sie fand sie mit dem „Acker der Witwe Helfrich“. Der Gemeinderat beschloss daraufhin schon 1875, dieses Gelände dafür zu nutzen. Eine Umfriedung sollte vor Schäden schützen, zum Beispiel durch Tiere. Die erste Bestattung fand im Februar 1876 statt, die letzte 1934. Die Jüdische Gemeinde in Rodalben machte Anfang des 19. Jahrhunderts zirka 15 Prozent der Bevölkerung aus. Einer Zählung aus dem ersten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts zufolge sollen 700 Katholiken in Rodalben gelebt haben und rund 100 Juden. Die Zahl sank zwar, lag aber ein halbes Jahrhundert später immer noch fast doppelt so hoch wie die der Protestanten (um 1850: rund 1450 Katholiken, 40 Protestanten, 70 Juden). Die Juden in der Gemeinde galten als angesehene Mitbürger. Sie arbeiteten vorwiegend als Geschäftsleute, Handwerker oder Ärzte, richteten sich ihre eigene Schule (1869 bis 1937) und ihre Synagoge (ab 1874) ein. Mit dem Dritten Reich begann die Auswanderung, später folgte die Deportation der bis zuletzt Gebliebenen.