Rheinpfalz Früher rührte der Chef 20 Kilo Eutersalbe an
Seniorchef Werner Koch erinnert sich noch genau an die Eröffnung seiner „Neuen Apotheke“ in Rodalben. Der Betrieb begann am 30. April 1964 um 14 Uhr. Koch, der aus Darmstadt stammt, war in der „Fachpresse“ auf die angebotenen Räumlichkeiten aufmerksam geworden.
Das frühere Geschäft für Textilwaren und Handarbeit hatte er nach den gesetzlichen Vorgaben zur Apotheke umbauen lassen. Seitdem ist er zum „Rodalber“ geworden. Seine Sportbegeisterung, der Spaß an Basketball, Handball und Fußball, erleichterte den „schnellen Kontakt“ zur Bevölkerung. „Die Apotheke wurde auf Anhieb angenommen“, sagt er. Erst vor neun Jahren zog er sich aus dem Alltagsgeschäft zurück. Sohn Michael rückte als Inhaber nach. Die Arbeit in der Apotheke hat sich zwischen den beiden Generationen verändert. Die Arzneibuchführung musste durchgeführt werden, es gab „chemisch viel mehr zu tun“. Machte sich Werner Koch anfangs noch damit zu schaffen, 20 Kilo Eutersalbe für die Kühe von Bauern aus einem Einzugsgebiet bis zur saarländischen Grenze herzustellen oder später für die Mixtur einer Rheumasalbe für eine physiotherapeutische Praxis, wird heute meist ein Roboter dafür eingesetzt. Aufgrund der vorgeschriebenen mehrseitigen Dokumentation und Prüfungen ist diese Arbeit zum „Zusatzgeschäft geworden, das die Unkosten nicht deckt“, erklärt Michael Koch. Freilich sei jeden Tag eine PTA (Pharmazeutisch- Technische Assistentin) im Labor beschäftigt, der Gehalt der Medikamente sei nach wie vor zu prüfen. Freiwillige Zusatzstunden hat sich die Neue Apotheke durch ihre Aromatherapie als besonderen Kundenservice aufgebürdet. Michael Koch hat sich eigens zum Aroma-Experten fortgebildet, denn, wie er berichtet, tue sich hier „ein vielversprechendes Feld in der Komplementärmedizin“ auf: zur unterstützenden Ergänzung. Längst hat die Bürokratie in der Apotheke Einzug gehalten. Es muss Buch geführt werden über die Abgabe von Medikamenten, bei Blutprodukten erstreckt sich das Verfahren sogar auf drei Jahrzehnte. Zum „Papierkram“ hinzu kommen die Auflagen des Qualitätsmanagements. Größer geworden sei der Aufwand für die Beratung der Kunden, was die Apotheker aber wiederum schätzen, weil sie dann „dort ankommen“ bei dem, was sie studiert haben. Alles in allem bis zu 60 Stunden in der Woche sei er mit seinem Dienst beschäftigt, stellt Michael Koch fest. Wenn er dabei trotzdem schmunzelt, beruht dies darauf, dass er seinen Beruf mag. Er sei abwechslungsreich, bewege sich zwischen Labor und Kundenzone. Die Erfahrung helfen zu können, sei zufriedenstellend, die „Kontrollfunktion“ verantwortungsvoll, außerdem sei ihm ganz einfach auch der „Kontakt mit vielen Menschen“ angenehm. Der Beruf sei zudem anspruchsvoll und Fortbildung unverzichtbar. Was sich Michael Koch verbessert wünscht, das ist die „Verzahnung mit den Ärzten“, die Zusammenarbeit zum Wohle der Patienten.Acht Mitarbeiter haben in der Neuen Apotheke ihren Arbeitsplatz: eine Apothekerin in Vollzeit, Ehefrau Maria für betriebswirtschaftliche Angelegenheiten, drei PTAs, eine PKA (Pharmazeutisch Kaufmännische Angestellte), eine Auszubildende und eine Putzhilfe. Werner Koch hilft immer noch unterstützend bei Bürotätigkeiten und er fährt Medikamente aus. Im Bedarfsfall und in Urlaubszeiten steht er immer noch als „Apotheker auf Abruf“ zur Verfügung. (ns)