Rheinpfalz Fortschritte bei Rettungseinsätzen
Mannheim. Schon seit Längerem sind Stadtverwaltung und Stadträte in Mannheim unzufrieden über die Leistung des Rettungsdienstes. Problem: Es dauert offenbar teilweise zu lange, bis Notarzt und Rettungswagen eintreffen. Der dafür zuständige „Bereichsausschuss Rettungsdienst Rhein-Neckar“ berichtet nun von Fortschritten.
Ziel ist es, künftig in 95 Prozent der Fälle die gesetzlichen Vorgaben zu erreichen. Fachleute der Stadt kritisieren noch immer vorhandene Defizite. In Baden-Württemberg legen nach derzeitiger Regelung die Krankenkassen und Rettungsdienstanbieter selbst in sogenannten „Bereichsausschüssen“ die Qualität und Finanzierung des Rettungsdienstes fest. In diesem Gremium habe eine Stadt wie Mannheim kein Mitbestimmungsrecht, sondern nur beratende Funktion, sagt Mannheims Sicherheitsdezernent Christian Specht (CDU). In einer nun veröffentlichten Mitteilung berichtet der „Bereichsausschuss Rettungsdienst Rhein-Neckar“, dem die beiden Stadtkreise Mannheim und Heidelberg sowie der Rhein-Neckar-Kreis angehören, von Fortschritten bei der Einhaltung der Hilfsfristen. Durch Millionen-Investitionen seien in den letzten beiden Jahren die Mitarbeiter-Kapazitäten erhöht worden. Dies entspreche einem weiteren Notarzteinsatzfahrzeug im 24-Stundenbetrieb und vier zusätzlichen Rettungswagen, informiert der Ausschuss. Damit sei es gelungen, trotz einer gestiegenen Anzahl von Rettungswagen-Einsätzen die gesetzlich vorgeschriebene Frist in 94,3 Prozent der Fälle einzuhalten. Das sei eine Steigerung von 2,5 Prozent. Bei den Notarztfahrten ist die Rede von einem Plus von 2,8 auf 93,8 Prozent. „Unser Ziel ist und bleibt, in beiden Aufgabenbereichen mindestens 95 Prozent zu erreichen“, teilt Kurt Gramlich, Rettungsdienstleiter und stellvertretender Geschäftsführer des Deutschen Roten Kreuzes Mannheim mit. „Wir sind auf dem richtigen Weg“, findet Joachim Stutz, Vorsitzender des Bereichsausschusses. Er kündigt ein Gutachten an, das weiteres Verbesserungspotenzial aufzeigen soll. Es sei unverantwortlich und nicht akzeptabel, die Notfallrettung schlecht zu reden und damit bei den Bürgern ein Gefühl der Unsicherheit zu erzeugen, kritisieren Stutz und sein Stellvertreter Jürgen Wiesbeck. Ein Streitpunkt ist die Auslegung des Rettungsdienstgesetzes des Landes Baden-Württemberg. Es schreibt vor, dass zwischen Eingang der Notfallmeldung und Eintreffen der Hilfe am Notfallort „möglichst nicht mehr als 10 Minuten, höchstens 15 Minuten“ vergehen sollen. Andreas Pitz von der Koordinierungsstelle Rettungsdienst der Stadt Mannheim hält an seiner Kritik fest: „Trotz der Verbesserungen wird die gesetzliche Vorgabe bisher nicht erreicht.“ Beim Umrechnen des Prozentsatzes für das Jahr 2016 in absolute Zahlen lautet das Ergebnis so: Der Rettungswagen in Mannheim war in mindestens 1200 Fällen, der Notarzt in 500 Fällen nicht schnell genug da. Die vom Ausschuss genannten Prozentzahlen 94,3 und 93,8 bezögen sich auf die maximale Frist von 15 Minuten. Zahlen zur Zehn-Minuten-Hilfsfrist würden vom Bereichsausschuss nicht offengelegt. Ausgehend von den vorliegenden Daten aus 2015 könne man davon ausgehen, dass man selbst mit den nun genannten Verbesserungen noch weit entfernt sei vom gesetzgeberischen Ziel von „möglichst zehn Minuten“, betont Pitz. Während der Bereichsausschuss von einer „reibungslosen Zusammenarbeit“ mit den Rettungsdienst-Kollegen aus Hessen und Rheinland-Pfalz spricht, sieht Pitz hier ebenfalls Verbesserungspotenzial. Eine sehr gute Zusammenarbeit bestehe nicht nur darin, dass „auf Zuruf“ von der Leitstelle ein Rettungsmittel über den Rhein entsandt werde. Wie am Beispiel der Zusammenarbeit der Feuerwehren zwischen Mannheim und Ludwigshafen zu sehen sei, bedürfe es ebenso einer Abstimmung der Einsatzkonzepte sowie der Alarm-Ordnungen. Hier verweist Pitz auf das Vorbild der Kooperation zwischen Mainz und Wiesbaden. |büg