Rheinpfalz Fleißige Campus-Bienen

Mannheim. Für besondere Gäste hat Dieter Leonhard ein ganz besonderes Geschenk. Der Rektor der Hochschule Mannheim verteilt Honig. Honig vom Bienenstock auf dem eigenen Campus. Seit dem vergangenen Jahr hegt und pflegt die Imkergruppe der Hochschule um Harald Hoffmann hier das Volk des Imkervereins Speyer.

„Das Volk beginnt gerade, sich wieder auszudehnen“, berichtet Hoffmann. Rund 10.000 Bienen haben in dem kleinen Holzkasten auf dem Dach der Hochschule überwintert. Rund 50.000 Bienen werden es im Sommer sein. „Dafür sterben die Winterbienen jetzt bald.“ Bis auf die Königin natürlich. Die sitzt auf den Waben, wird von den Arbeiterinnen umsorgt und produziert fortwährend Nachwuchs. Und auch den ersten Honig haben die fleißigen Bienen bereits produziert. „Die ersten Waben müssen wir demnächst wechseln“, sagen Hoffmann und sein Mitstreiter Helmut Behler, als sie den Stock öffnen. Das hätten die Mitglieder der Imkergruppe der Hochschule aber auch so gewusst, denn „wir hatten in der vergangenen Woche einen Zuwachs um zwei Kilogramm“, berichtet „Bienen-Professor“ Hoffmann. Schließlich steht das Bienenvolk auf einer elektronischen Stockwage, ist im weltweiten Netz auf der Internetseite des Dienstleistungszentrums Ländlicher Raum unter ständiger Beobachtung. Deshalb wissen Hoffmann und seine Kollegen auch, dass ihre fliegenden Honigproduzenten im vergangenen Jahr rund 20 Kilogramm des süßen Stöffchens gesammelt haben. Honig von erlesener Qualität. „Bei der Honigprämierung des Deutschen Imkerbundes haben wir die Auszeichnung mit der silbernen Kammermünze erhalten“, berichten die Professoren stolz. „Für eine Goldmedaille war der Wasseranteil um ein halbes Prozent zu hoch“, so Hoffmann. Erstaunlich eigentlich, besticht der Hochschulcampus doch zunächst einmal durch steinernen Charme. Und auch der Hauch von Gummi, der von den Reifen des benachbarten Traktorenherstellers John Deere aus der Nachbarschaft herüber zieht, lässt im Kopf nicht gerade Bilder von Frühstücksbrötchen mit goldgelbem Honig entstehen. Die Herren Imker-Professoren wissen Rat. „Bienen fliegen zum Sammeln in einem Radius von rund drei Kilometern.“ Damit sind sie schon im Waldpark und am Rhein. Doch auch um die Hochschule herum gebe es mehr Grün, als es zunächst den Anschein hat. „Im Wohngebiet nebenan gibt es jede Menge Vorgärten und auch entlang der Bahnstrecke wachsen eine Menge Pflanzen.“ Das wurde bei der Untersuchung des Hochschul-Honigs deutlich: „Wir haben einen Pollenanteil von zehn Prozent Götterbaum, der an der Bahntrasse entlang wächst.“ Auch Spuren von Kastanie und vieler weiterer Baum- und Blumenarten wurde nachgewiesen. „Anders als in ländlichen Regionen schauen die Leute in den Vorgärten eben, dass sie das ganze Jahr über von Blüten umgeben sind. Deshalb haben auch unsere Bienen länger etwas zu sammeln“, erklärt Hoffmann. „Die Stadt bietet Bienen erstaunlich gute alternative Lebensbedingungen.“ An eine Verwendung der Bienen als Studienobjekt ist an der Hochschule allerdings bis jetzt noch nicht gedacht, obwohl es sowohl in der Verfahrenstechnik als auch bei der Wärmetechnik Ansätze gäbe und die Hautflügler aus der Familie Apidae auch für die Fakultät der Sozialwissenschaftler von Interesse sein könnten. Den Studiengang der Agrarwissenschaften bietet die Hochschule schließlich noch nicht an. Studenten durften sich dem Bienenstock also bislang noch nicht nähern. „Aber vielleicht machen wir in diesem Jahr mal einen Eingangs-Imkerkurs für die Mitarbeiter der Hochschule“, überlegt Hoffmann. Aber nur vielleicht, denn jede Störung bedeutet für die Bienen schließlich Stress und könnte sich damit auf die Qualität des Honigs auswirken. Und das wäre doch schade, wo die Campus-Bienen doch zuletzt so kurz vor einer Goldmedaille standen.

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