Kultur Südpfalz Fit für das neue Jahr

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Wohl dem, der am Dienstag einen „Zusatztermin“ bei Doktor Eckart von Hirschhausen ergatterte. Denn dem smarten „Wunderheiler“ mit den sanften Zauberfingern und dem messerscharfen Verstand gelang es mit seinem „medizinischen Kabarett“ mühelos, die Heerscharen heilungsbedürftiger Südpfälzer, die zu seiner Sprechstunde in die Landauer Festhalle pilgerten, fit für das Jahr 2016 zu machen.

„Eigentlich braucht man gar keine Wunderheiler, wo doch der menschliche Körper an sich schon ein Wunder ist“, sinniert Eckart von Hirschhausen mit einer brennenden Wunderkerze in der Hand nach fast drei wundervollen Stunden Bühnenshow. Man könne ja die Probe auf’s Exempel machen: „Nehmen Sie das drahtige Ende der Wunderkerze und ritzen Sie sich damit in den Unterarm – Sie werden einen langen Kratzer sehen. Aber nach drei Tagen ist dieser Kratzer wieder weg, die Wunde verheilt. Machen Sie den gleichen Test doch mal mit dem Auto des Nachbarn “ Fürwahr: Wer sich ein Plätzchen in der komplett ausverkauften Festhalle sichern konnte, der hat sich am Dienstagabend über viele solcher einfachen Weisheiten gewundert, über verblüffende Zaubertricks gestaunt und viel, sehr viel gelacht – sogar über Sachverhalte, die eigentlich seine eigenen Überzeugungen bloß stellten. Denn so sinnvoll der einstige Kinderarzt an der Berliner Charité die sanfte Medizin unter Einbeziehung psychologischen Einfühlungsvermögens auch findet, für so unwirksam hält er die Homöopathie und übersinnliche Energie – es sei denn, dass man eben ganz fest daran glaubt. „Der Wert der Alternativmedizin hängt davon ab, was die Alternative ist“, meint der medizinische Kabarettist in einem völlig komikfreien Moment und da sei – zumindest bei ernsten Erkrankungen – der Aprikosenkernextrakt nicht die erste Wahl. Solche lehrerhaften Einschübe in Bezug auf seine Wissenschaft, die als einzige mit einer weithin tolerierten Alternative aufwarte („oder kennen sie eine Alternativmathematik?“) sind aber die große Ausnahme. Ansonsten verteilt Hirschhausen seine Ansichten mit eloquenter Eleganz und smarter Bühnenpräsenz, mal mit dem Publikum kommunizierend, mal mit seinem Pianisten parlierend, stets als wohl dosierte Mischung bewiesener Fakten und sinnlicher Befindlichkeiten. Bei diesem Ping-Pong-Spiel müssen sich Schul- und Alternativmedizin nicht gegenseitig ausschließen, sondern können sogar voneinander profitieren. Ganz zum Nutzen des Volkes, in dem es ja an Zipperlein nicht mangelt. Leider habe der Hausarzt oft nicht die nötige Zeit, um umfassend darauf einzugehen. Dann führe der Weg weiter zum Facharzt oder Heilpraktiker. Hirschhausen habe diese Runde mit einem kaputten Knie selbst gedreht und folgendes erlebt: Der Hausarzt diagnostizierte leichtes Übergewicht und riet zu mehr Bewegung und weniger Kalorien, verlor damit aber Autorität und Vertrauen. Der Facharzt wollte gleich zum Messer greifen und das Übel genauso ausrotten, wie Hirschhausen zuvor auf offener Bühne eine „frühkindliche Hinterlassenschaft“ aus dem Bauch eines Patienten entfernte. Der Heilpraktiker aber hatte das beste Geschäftsmodell: Er führte die Knieschmerzen auf eine Allergie zurück, von der sein Patient zuvor noch gar nichts wusste, bot an, diese Allergie auf Privatkosten zu „löschen“ und entließ Hirschhausen dann „ganz ohne die Allergie, die ich auch zuvor nicht hatte“, aber mit leerem Geldbeutel. Womit ein Patient zufrieden ist, hänge eben ganz von ihm selbst ab, lautet das Fazit nicht nur dieses Vergleichs. Was aber garantiert gegen jede Krankheit helfe, sei der Humor. Deshalb hat der Fernseh- und Bühnenstar Hirschhausen die Stiftung „Humor hilft heilen“ gegründet, deren Klinik-Clowns mittlerweile in ganz Deutschland aktiv sind. Zu ihrer Unterstützung wurde in der Südpfalz 2011 der gemeinnützige Verein „die Lachspender“ aus der Taufe gehoben, dessen Vertreter ihre Arbeit im Zeichen der roten Nase kurz vorstellten und dafür fast genauso viel Applaus bekam wie ihr Mentor Eckart von Hirschhausen für seine wunderheilsame Bühnenshow. (ttg)

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