Rheinpfalz FCK-Torjäger Idrissou im DFB-Visier

COTTBUS. Am Tag nach der 2:4-Schlappe wurde der Skandal öffentlich: Fußball-Zweitligist 1. FC Kaiserslautern hat Abwehrspieler Jan Simunek vorläufig wegen ”unprofessionellem Verhalten” suspendiert. Unheil droht aus Frankfurt: Der Kontrollausschuss des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) hat eine Stellungnahme von Mo Idrissou angefordert. Er war nach dem Spiel in einem TV-Interview mit drastischer Wortwahl aufgefallen.

Simunek, der in Cottbus erkrankt fehlte, ist bis auf weiteres zum Training der zweiten Mannschaft abkommandiert und vom Training- und Spielbetrieb der Profis ausgeschlossen. Der Verein gab keine Details, die zur Bestrafung führten, bekannt. Nach RHEINPFALZ-Informationen ist eine nächtliche Kneipentour drei Tage vor dem Spiel in Cottbus Auslöser der Suspendierung des Profis, der zuletzt herausragende Leistungen bot. ”Wir sind sehr enttäuscht von seinem Verhalten. Um erfolgreich zu sein, benötigen wir Spieler, die sich mit unserem Ziel, ihrem Beruf und dem 1. FC Kaiserslautern zu 100 Prozent identifizieren”, kommentierte Vorstandsvorsitzender Stefan Kuntz, der dem reumütigen und geständigen Simunek die Suspendierung unter vier Augen mitteilte.

Mo Idrissou hat nach dem 2:4 (0:1) des FCK am Montag bei Energie Cottbus verbal drauflos geknüppelt. ”In den letzten drei Spielen müssen auch andere in der Mannschaft zeigen, dass sie Eier haben”, wütete Idrissou vor dem Topspiel des Tabellendritten am Sonntag (13.30 Uhr) gegen Verfolger FSV Frankfurt.

”Ich habe Eier”, ergänzte Idrissou gewohnt selbstbewusst nach seinem 16. Saisontor, mit dem der 33-Jährige nach einem präzisen Eckball Alexander Baumjohanns zum zwischenzeitlichen 1:1 einköpfte, ”ich werde alles dafür tun, dass wir die Relegation erreichen. Wer keine Eier hat, kann für die letzten drei Spiele zur zweiten Mannschaft gehen.” Mit seinen ”Eier”-Aussagen im Stile von Ex-Bayern-Torwart Oliver Kahn, der sich 2003 in einem legendär gewordenen ”Wir brauchen Eier”-Fernsehinterview ähnlich geäußert hatte, provoziert Idrissou bewusst. Der 33-Jährige gefällt sich in der Rolle der auch auf dem Platz dauerdiskutierenden Reizfigur. Er ist seit Jahren bei jeder Vorbereitung von Unparteiischen-Teams auf eine Partie seiner jeweiligen Mannschaft Thema in der Schiedsrichter-Kabine. Der 1,90-Meter-Hüne steckt ein und teilt aus. Er wird nach eigenen Angaben von vielen Gegenspielern permanent übel beleidigt und versäumt es nie, die Schiedsrichter gleich nach Anpfiff darauf hinzuweisen. ”Ich sage ihnen immer, dass ich beleidigt werde, aber sie wollen oft nichts davon hören”, behauptet Idrissou, der sich häufig ungerecht behandelt fühlt.

In Cottbus aber übertrieb er es und vergriff sich ganz gehörig bei der Wortwahl, nachdem er sich schon in der achten Minute eine Gelbe Karte ”ermeckert” hatte: Schiedsrichter Wolfgang Stark ”sagt, ihm gefällt meine Körpersprache nicht”, äußerte Idrissou bei ”Sky”, ”ich habe eine Männer-Körpersprache. Ich bin nicht schwul und werde auch kein Schwuler sein.” Wegen dieser Aussagen hat der DFB-Kontrollausschuss eine Stellungnahme Idrissous angefordert.

Die rein fußballerischen Fakten, allein seine 16 Tore, unterstreichen die sportliche Bedeutung Idrissous für den FCK. Bei nun neun Verwarnungen zieht die nächste Gelbe Karte ein Spiel Sperre für den athletischen Stürmer nach sich - eine Hypothek im Endspurt und für die mögliche Relegation. Idrissou indes ruft mit seinen ”Eier”-Aussagen das in Erinnerung, was Stefan Kuntz als ”Charaktertest” bezeichnete. Kuntz‘ Diplomatensprache folgt Idrissous Fußballersprache - die Probleme sind geblieben: Auswärts spielt der Immer-noch-Aufstiegskandidat über viel zu weite Strecken Angsthasenfußball. Nette Flachpass-Kombinationen und Dribblings, die im Niemandsland zwischen den Strafräumen enden - ”zu wenig Zug zum Tor”, kritisiert Trainer Franco Foda. ”Man darf Siege nicht zu schön und Niederlagen nicht zu schlecht reden”, betont FCK-Rechtsverteidiger Florian Dick, ”aber in Cottbus, das war eine Katastrophe.” Drei Punktspiele bleiben, um es besser zu machen.

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