Kultur Südpfalz Fadensonnen und Vogelgesänge

Zwei Streichquartette bestritten den Kammerkonzertabend des Germersheimer Kultursommers im Hufeisen. Verstärkung erhielten sie durch einen Pianisten beziehungsweise einen Klarinettisten.

Den ersten Teil des Programms gestaltete das La Roche Quartett, das in seinen Konzerten Meilensteine der Quartettliteratur mit selten aufgeführten Werken des Genres kombiniert. Insbesondere auch von jüdischen Komponisten, so dem Streichquartett Nr. 1 op. 3 cis-Moll von Pavel Haas , einer 1920 entstandenen, frühen Komposition des tschechischen Komponist, der im KZ Auschwitz-Birkenau ermordet wurde. Dessen Kompositionsstil ist polytonal und polyrhythmisch geprägt und zeichnet sich durch starke Expressivität und musikantische Vitalität aus. Ein Jahr früher als sein Quartett entstand das Klavierquintett op. 84 a-Moll von Edward Elgar. Zu diesem Anlass gesellte sich der Pianist Karl-Heinz Simon zu den Streichern. Simon ist Musikschul- und Hochschuldozent und tritt in zahlreichen Konzerten solistisch, begleitend und im Zusammenspiel auf. Das Quintett schrieb Elgar kurz vor dem Tod seiner Frau, der seine Schaffenskraft so gut wie zum Erliegen brachte. Der deutsche Komponist Theo Brandmüller (1948-2012) war er ab 1979 Professor für Musiktheorie an der Hochschule für Musik Saar. Sein kompositorisches Schaffen ist inspiriert durch Lyrik und Bildende Kunst. Sein Klarinettenquintett „Geheime Botschaften“, dem Paul Celans Gedicht „Fadensonnen“ zugrunde liegt, hat er für das Minguet Quartett und den Schweizer Klarinettisten Eduard Brunner geschrieben. Brandmüller hat leider die Uraufführung durch diese Künstler nicht mehr erlebt. Im Konzertsaal der Fronte Beckers spielten die Musiker, denen das Werk gewidmet ist. Im Gegensatz zu dem vorher Gehörten war eine andere, moderne Tonsprache zu erleben. Lang gezogene Töne zunächst, scharf und spitz abgesetzt, geradezu abgerissen. Manchmal schrille Töne. Eiliges wechselt sich ab mit Zögerlichem, kratzende oder huschende Töne. Immer wieder der scharfe Abriss als Charakteristikum. Höchste Töne in schneller Folge, Spannung und Dramatik. Manchmal geradezu Tierlaute, ein Quieken. Eine Zimbel wird mit einem Klöppel angeschlagen als wäre sie ein Miniaturbecken. Der Klarinettist wechselt das Instrument, um behäbigere Töne ins Spiel zu bringen, während eine Violine die Wartezeit mit Tönen überbrückt, die einen neuen Spannungsbogen erzeugen. Dann stimmt die Klarinette einen Dialog aus Vogelgesängen in hoher Lage an, mit der Stimme des Cellisten als tief tönendem Kontrapunkt. Melodiös darauf die Stimme einer Violinistin. Immer wieder sorgen die Streicher für spannungsreiche Augenblicke. Bis zum unerwarteten Schluss. Sanft, melodiös und verspielt wirkt im Gegensatz dazu Mozarts Klarinettenquintett A-Dur, KV 581. Im Allegro werden die Dur-Klänge mit Moll-Sequenzen durchsetzt und so zieht sich auch durch die nachfolgenden Sätze die Verschmelzung von Heiterkeit und sanfter Trauer, die sich nach Ansicht von Mozart aus dem Zusammenspiel von Klarinette und Streichern beinahe von selbst ergibt. (cmj)

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