Rheinpfalz Für wirtschaftliche Nahwärme neue Wege gehen

Ortschef Hans-Peter Peifer thematisierte in der Ratssitzung am Donnerstag die umstrittene Nahwärmeversorgung. Er stellte Berechnungen an, von denen sich Verbandsbürgermeister Winfried Krämer überrascht zeigte.

„In den Diskussionen der letzten Monate über den wirtschaftlichen Betrieb und den Wärmepreis ist die Holzhackschnitzelanlage in Steinalben als schlecht ausgelastet bezeichnet worden“, stellte Peifer fest. 40 Prozent Anschlussgrad seien zu wenig, habe es geheißen. „Ich frage mich allerdings, 40 Prozent von was.“ Er rechnete vor, dass sich bei Anschluss der 13 noch vorhandenen gemeindeeigenen Grundstücke im Neubaugebiet Heißberg“ der Ertrag von 11.277 Euro auf 16.881 steigern würde. Die Auslastung läge dann bei 70 Prozent. Bei seinen Berechnungen ging er von einem Verbrauch von maximal 10.000 Kilowattstunden pro Jahr für ein Einfamilienhaus inklusive Warmwasserbereitung aus. Selbst bei Anschluss des noch möglichen Bestandes (acht Häuser im Anschluss an das Neubaugebiet, an dem die Leitungen vorbeiführen, und drei private Grundstücke im Neubaugebiet) würde der Ertrag sich auf 13.500 Euro belaufen. Die Anlage wäre dann mit zu 95 Prozent ausgelastet. Angeschlossen sind derzeit elf Häuser im Bestand und vier im Neubaugebiet. Vor diesem Hintergrund frage er sich, wie die Verluste in der Nahwärmeversorgung der Verbandsgemeinde in Höhe von 200.000 Euro mit der Anlage in Steinalben ausgeglichen werden sollen. Die Verluste entstünden offenbar anderswo und hätten mit dem Anschlussgrad in Steinalben nichts zu tun.

Vertreter des Verbandsgemeinderats hätten die Gemeinde aufgefordert, mehr Teilnehmer für die Nahwärmeversorgung zu gewinnen. Gleichzeitig habe dieser Rat den Wärmepreis erhöht. Dadurch sei die Kundengewinnung nicht einfacher geworden, kritisierte Peifer. Den zu erwartenden Ertrag aus der Steinalber Anlage könne man nicht als Rettung ansehen. „Bei der vorgerechneten Auslastung könnte die Anlage nur sieben Prozent der Gesamtverluste in der Nahwärmeversorgung der Verbandsgemeinde ausgleichen. Wo stecken die restlichen 93 Prozent?“, fragte Peifer. Im Dezember habe man für die Biogasanlage in Höheinöd noch eine Prognose von 70 Prozent Auslastung genannt. Dem Bericht der von der Einwohnerversammlung in Hermersberg zufolge scheine es aber tatsächlich weit weniger zu sein. Hier wurde die Zahl auf 40 bis 50 Prozent korrigiert. Aus Berichten in der war auch zu entnehmen, dass die Biogasanlage in Höheinöd 600 Kilowatt (kw) elektrisch und 600 kw thermisch produziere. Nehme man einen Teil der thermischen Leistung als Eigenbedarf zum Betrieb der Anlage (120 kw), verblieben noch 480 kw Leistung an Wärme, die rund 8000 Stunden im Jahr erzeugt werden. Peifer rechnete vor, dass bei einer Auslastung von 30 Prozent und einem Netzverlust in Höhe von 20 Prozent immer noch drei Millionen kw an Energie, die „nichts kostet“. aber nicht an den Mann gebracht werden könne, übrig bleibe. Er schlug vor, diese Wärme in Container zu packen und dorthin zu bringen, wo sie benötigt werde. „Ich habe mich informiert über Firmen, die dies tatsächlich können“, sagte er. Bei dem derzeitigen Preis von 89 Cent pro kw/h verbleibe nach Abzug von 40 Prozent an Transportkosten ein Plus von 160.000 Euro. Zähle man noch die 25.000 Euro aus der direkten Nutzung über die Leitung hinzu, wäre man laut Peifer fast im grünen Bereich.

Diesen Vorschlag wolle er als Denkanstoß gewertet wissen. Es gelte, über neue Wege nachzudenken um die Wärme zu nutzen, die ohne Verbrennung von Hackschnitzel oder Stroh (Hermersberg) ohnehin zur Verfügung stehe. Dies setze aber voraus, dass man fundierte Grundlagen mit Erfahrungswerten und die kompletten Zahlen der Nahwärmeversorgung vorgelegt bekomme, forderte Peifer Krämer auf, die Zahlen endlich auf den Tisch zu legen, damit eine nachhaltige Lösung gefunden werden könne. Peifer sprach sich dafür aus, „gemeinsam innovative Wege zu gehen und nicht eine Gemeinde herauszupicken, wo finanziell eh nichts zu holen ist“, wie seine Berechnung gezeigt habe. Eine Vollauslastung, um die Nahwärmeversorgung in der VG kostengünstig und wirtschaftlich betreiben zu können, werde mit dem jetzigen Konzept nicht gelingen. Deshalb seien alle Beteiligten gefordert, nach der zeitnahen Vorlage der absoluten Zahlen eine wirtschaftliche Lösung für das große Ganze zu finden.

In Steinalben werde man weiter bestrebt sein, die Bauplätze zu verkaufen, um die Auslastung zu erhöhen. Zudem dürfe man nicht vergessen, dass hier eine moderne und hochwertige Anlagen zum Verbrennen von Biomasse (Holzhackschnitzel) stehe. Die Anlage sei zudem technisch zuverlässig. „Somit sind die technischen und rechtlichen Rahmenbedingungen für die Errichtung neuer Gebäude im Neubaugebiet als hervorragend zu bezeichnen“, sagte Peifer. Für den Anschlusspreis von 10.500 Euro bekomme man keine andere Heizungsanlage mit dieser Effizienz. Durch die zentrale Lösung würden Emissionen eingespart, was sich positiv auf die Luftqualität auswirke.

„Die Berechnung sehe ich zum ersten Mal“ zeigte sich Krämer von den Rechenbeispielen Peifers überrascht. Er verwies auf die Wirtschaftspläne, deren Zahlen er nicht im Kopf habe. Er sei sich aber sicher, dass einige Zahlen ergänzt werden müssten. Krämer wies auf die hohen Investitionskosten, die auch gedeckt werden müssten, und auf die ursprünglichen Kalkulationen für die Anlage hin. Die Verbandsgemeinde sei nicht untätig gewesen. So seien billigere Wartungsverträge abgeschlossen worden, um die laufenden Kosten zu senken. „Eines ist aber sicher: Wenn die drei Anlagen nicht ausgelastet sind, können auch keine schwarzen Zahlen geschrieben werden“, sagte Krämer.

Der derzeit günstige Ölpreis spiele den Gemeinden bei der Vermarktung der Bauplätze mit dem Anschlusszwang nicht in die Karten, stellte Peifer. Er sei davon überzeugt, dass man mit der Nahwärmeversorgung auf dem richtigen Weg sei. Sowohl die Anschaffungskosten, als auch die Kosten für den laufenden Betrieb seien billiger als bei einer Ölheizung. Hinzu komme, dass man keine privaten Vorratsräume benötige. (jn)

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