Eisenberg Für eine offene Kultur der Toleranz
Für die Wahl zum Beirat für Migration und Integration (BMI) der Stadt Eisenberg am Sonntag, 23. November, ist es gelungen, eine recht junge Kandidatenliste aufzustellen. Drei Frauen und sechs Männer zwischen 18 und 45 Jahren möchten sich in den nächsten fünf Jahren für die Interessen der Eisenberger mit ausländischen Wurzeln einsetzen. Einige von ihnen sind schon in dem Gremium tätig gewesen.
Für Güven Sayan wäre es – sofern er denn gewählt wird – die dritte Amtszeit im BMI. Von 1994 bis 1999 war er im damaligen Ausländerbeirat und von 2009 bis 2014 im Migrationsbeirat. „Wir haben uns an vielen Aktivitäten in der Stadt beteiligt“, blickt er unter anderem zurück auf die Kerwe, die 1250-Jahr-Feier und die Interkulturellen Wochen. Es seien auch Theateraufführungen angeboten worden. Wichtig sei ihm eine „offene Kultur der Toleranz“, betont der 39-Jährige, der neben Türkisch und Deutsch fließend Englisch und Französisch spricht. Der Sekretär im Landesverband Ditib (Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion), in dem 47 Türkisch-Islamische Kulturvereine organisiert sind, saß zehn Jahre lang im Vorstand des Eisenberger Moscheevereins. Ein Grund, weshalb er weiter im BMI mitwirken möchte, sei, dass „insbesondere die vielen Flüchtlinge eine Anlaufstelle brauchen“. Vor allem für Jugendliche einsetzen möchte sich Gürhan Sahin, die Mitte der 1990er Jahre schon einmal in der Interessenvertretung der Migranten aktiv war. Die zweifache Mutter mit türkischen Wurzeln ist in Kirchheimbolanden zur Welt gekommen und in Eisenberg aufgewachsen. Ebenfalls in der Bundesrepublik geboren wurde Ender Yavas. „Von 1993 bis 2003 habe ich aber in der Türkei gelebt“, erzählt der 36-Jährige. Fürs Lehramtsstudium sei er zurückgekehrt, so der zweifache Vater, der von der Dekan-Ernst-Schule in Grünstadt an die Pestalozzischule Eisenberg wechselte und an einem Pilotprojekt teilnimmt: „In Alzey und Worms erteile ich islamischen Religionsunterricht“, berichtet der Steinborner. Bei Kommunikationsproblemen zu helfen, dazu fühlt sich Rizwan Bhatti berufen. Neben Deutsch und Urdu (der National- und Amtssprache in Pakistan) beherrscht der gelernte Industriekaufmann Hindi (die Amtssprache Indiens, nach chinesisch die meistgesprochene Sprache der Welt), Punjabi (in Pakistan und Indien Muttersprache von 129 Millionen Menschen) und Englisch. „Da ich viele Leute aus verschiedenen Ländern kenne, kann ich jederzeit schnell einen Dolmetscher in jeder Sprache finden“, so der 37-Jährige. Sprachrohr für Frauen mit Migrationshintergrund, die daheim Probleme haben und kaum Deutsch können, möchte Semahat Aksoy sein. Die Polizeikommissarin, die viel in der Jugendverkehrsschule arbeitet, weiß, dass sich die Betroffenen eher einer weiblichen Person anvertrauen als einer männlichen. Als Koordinatorin bei der Polizei für den Dialog mit muslimischen Organisationen habe sie viele Erfahrungen gemacht, die sie nun in ihr ehrenamtliches Engagement beim BMI einbringen möchte, so die zweifache Mutter, die unter anderem im Vorstand des Vereins Leben und Wohnen in Steinborn (LWS) sitzt. Im Elternbeirat einer Schule aktiv ist der zweifache Vater Bülent Bakic, der jetzt auch im BMI ein offenes Ohr für die Sorgen und Nöte von Menschen nichtdeutscher Herkunft haben möchte. Der Maschinenbautechniker kam 1980, im Alter von elf Jahren, aus der Türkei nach Eisenberg. Schon immer in Eisenberg gelebt hat Erkan Önder, der in Kirchheimbolanden geboren wurde. Der 40-Jährige war lange im Vorstand des Türkisch-Islamischen Kulturvereins, auch als Vorsitzender. Vom Vater und vom Onkel motiviert worden, für den Migrationsbeirat zu kandidieren, wurden die in Grünstadt geborenen Geschwister Tuba Urhan-Yilmaz (26) und Tolga Urhan (18). Beide zeigen sich sehr offen und wollen einfach dort helfen, wo es nötig ist. (abf)