Eisenberg Für Beschäftigungsgesellschaft „Tanz auf Messers Schneide“
Was sich tut bei der Betreuung langzeitarbeitsloser Menschen, erfuhr der Kreistag aus Berichten des Jobcenter-Chefs Klaus Theato sowie von Hartwig Wolf, Geschäftsführer der Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaft (BG) des Kreises.
Theato warf einen Blick auch auf die Entwicklung der letzten zehn Jahre seit Einführung der Grundsicherung. Demnach werden heute im Jahresschnitt 718 Langzeitarbeitslose weniger betreut als vor zehn Jahren, die Anzahl junger Leute unter den Langzeitarbeitslosen habe im gleichen Zeitraum halbiert werden können. „Das ist eine gute Bilanz. Aber wir sind uns im Klaren: Die Zahlen sind immer noch zu hoch“, so Theato, der für das Vorjahr einen Rückgang der Langzeitarbeitslosen von 1460 aus 1279 melden konnte. 2015 werde im Jobcenter ein Schwerpunkt bei den Jugendlichen liegen, ein neues Programm sehe eine Intensivbetreuung von 40 jungen Leuten durch einen zusätzlichen Vermittler vor. Beantragt sei ein weiteres Bundesprogramm, das mit Mitteln aus dem Europäischen Sozialfonds (ESF) gefördert werde, in dem eine für zwei Jahre finanzierte Halbtagskraft in die Betriebe gehe und dort übernommene Langzeitarbeitslose weiter betreue. Betriebe können dafür auch Zuschüsse bekommen. Als „Tanz auf Messers Schneide“ beschrieb Wolf die Arbeit der BG der letzten beiden Jahre, veränderten Rahmenbedingungen und rückläufiger Förderung geschuldet. „Dass es uns noch gibt, haben wir nach unserer Einschätzung größtenteils unserer kommunalen Familie im Kreis sowie sozialen Einrichtungen und Institutionen zu verdanken.“ Gemeint ist, dass Öko-Trupps und Leute in BG-Maßnahmen von Kommunen und Institutionen gut eingesetzt würden, wofür die BG einen Kostenersatz erhalte. „Die Mittel, die wir zur Betreuung langzeitarbeitsloser Menschen erhalten, reichen schon längere Zeit nicht mehr aus, um unseren Betrieb kostendeckend zu planen“, so Wolf, manche andere BG existiere schon nicht mehr. 2013 und ’14 habe seine BG immerhin 46 Langzeitarbeitslose in Arbeit vermittelt. Deutlich wurde, dass sich in den letzten Jahren etwa Bedingungen und Zahl der Plätze bei Ein-Euro-Jobs beständig gewandelt haben. Dass ab 2013 Beschäftigung und Qualifizierung getrennt umgesetzt und für die Qualifizierung die 1,25 Euro pro Stunde nicht gezahlt werden sollten, sei nicht gut angekommen sei und habe die Abläufe verkompliziert. Ende 2014 standen der BG dann wieder Plätze ohne Qualifizierungsanteil zur Verfügung, momentan seien es 50. Wolf beleuchtete ausführlich eine vom Land 2013 und ’14 geförderte Qualifizierungsmaßnahme für 20 Teilnehmer in den Werkstätten der BG. Dankbar zeigte er sich, dass das Jobcenter in Einzelfällen die Teilnahme über die vorgesehenen sechs Monate verlängert habe. Die Teilnehmer seien geprägt von schwierigen persönlichen Verhältnissen, hätten ein schweres „Paket“ zu tragen. Es gebe Defizite bei kognitiven Fähigkeiten, der Tagesstruktur, bei selbstständigem Arbeiten. In einem solchen Projekt könnten Langzeitarbeitslose „noch so gefördert werden, wie es mindestens notwendig erscheint“, so Wolf, der aber breitere Unterstützung geboten sah. „Die jetzigen Rahmenbedingungen lassen uns dazu keine Spielräume.“ In den letzten beiden Jahren habe man vom Land noch 75.000 Euro für 20 Personen pro Jahr bekommen, 2010 seien es 200.000 Euro für 75 Personen gewesen, so Wolf. Aktuell sei mit sieben Teilnehmern ein Pilotprojekt angelaufen, das zehn Personen, die in BG-Maßnahmen positiv auffallen, ein sozialversicherungspflichtige Beschäftigung bei der BG ermögliche. Abschließend bat Wolf den Kreistag um Unterstützung dafür, dass die BG mit ihren elf Mitarbeitern weiter dazu beitragen könne, Langzeitarbeitslosen Wertschätzung und Anerkennung zu vermitteln. (bke)