Rheinpfalz „Für Kusel mache ich alles“

Masserat Botfargh (links) und Farzaneh Motefaregheh beim Kochen.
Masserat Botfargh (links) und Farzaneh Motefaregheh beim Kochen.

Ungewöhnlich duftet es jeden Mittwoch, wenn man die Treppen der alten Tuchfabrik hochsteigt. Im Mehrgenerationenhaus zieht der Geruch persischer Gewürze durch die Räume. Zwei Frauen aus Iran bekochen jede Woche mit Leidenschaft die Kuseler, die sich in der Mittagspause in den gemütlichen Räumlichkeiten einfinden.

Seit 2009 schon kocht Masserat Botfargh im Mehrgenerationenhaus. Damals aber noch nicht persisch. Nur an Festen kochte sie etwas aus ihrer Heimat, was bei den deutschen und internationalen Gästen gleichermaßen gut ankam. Zusammen mit Tessa Mertens, der Leiterin des Mehrgenerationenhauses, entstand so die Idee, es mal mit einem rein persischen Mittagstisch zu probieren. Die Neuerung wurde gut angenommen, und mit der Zeit fanden sich mehr Leute ein, die gerne Abwechslung in ihren Speiseplan bringen. 2005 kam dann in Farzaneh Motefaregheh weitere Unterstützung dazu. Beide Frauen waren vor Jahren mit ihren Töchtern aus Iran nach Deutschland gekommen. Über interkulturelle Feste der Kontaktstelle Holler haben sie nach und nach Anschluss gefunden. Botfargh sehnte sich in der Anfangszeit nach Frauenfreundschaften. Kurzerhand habe sie, als sie neu in Kusel angekommen war, ein Inserat aufgegeben, dass sie Kontakt mit anderen Frauen in der Gegend suche. Aus der Kontaktsuche wurde ein Minijob: Vanadis Schwarz vom Mehrgenerationenhaus hatte ihr eine Putztätigkeit dort vermittelt. Seitdem lief es mit den Kontakten sehr gut. In einem Deutschkurs ergaben sich Freundschaften von ganz alleine. Über das CJD kam sie dann zum Kochen. Botfargh blieb auch nach den Deutschkursen dem Mehrgenerationenhaus treu und hilft bis heute ehrenamtlich beim Dolmetschen in den Deutschkursen und eben beim Kochen. Dafür hat sie 2015 von Integrationsministerin Irene Alt den Verdienstorden des Landes bekommen. Anlässlich des Jubiläums „50 Jahre Diakonie Rheinland-Pfalz“ habe sie 2018 eine weitere Ehrung für ihr ehrenamtliches Engagement erhalten, erzählt die Wahl-Kuselerin. Farzaneh Motefaregheh kam mit ihren zwei kleinen Töchtern in Trier an. Angela Schmidt von der Diakonie hatte ihnen damals bei der Wohnungssuche geholfen und ihr einen Sprachkurs beim CJD vermittelt. Beim Deutschkurs lernte sie Botfargh kennen. Die Liebe zum guten Essen verband die beiden Frauen sofort. Farzaneh Motefaregheh hat eine Schwäche für Fischgerichte, da sie in Südiran, am Meer, aufwuchs. Auch sie möchte sich, wie Botfargh, für die Hilfe, die ihr bei ihrer Ankunft zuteil wurde, bedanken, indem sie sich ehrenamtlich engagiert. Neben dem Kochen veranstaltet sie Feste mit, übersetzt für die Kreisverwaltung Kusel und in der Aufnahmeeinrichtung für Asylsuchende auf dem Windhof. Farzaneh Motefaregheh hatte als Sekretärin gearbeitet. Aktuell erweitert sie ihre Deutschkenntnisse bei einem sogenannten B2-Kurs. Beide Frauen sind in der Westpfalz heimisch geworden. Botfargh schwärmt, dass sie im Herzen schon deutsch geworden sei: „Für Kusel mache ich alles“, gesteht sie mit leuchtenden Augen. Auch den deutschen Pass haben die zwei Frauen inzwischen. Ihren Männern, die ebenfalls seit Jahren in Kusel leben, sind die beiden Iranerinnen für ihre Unterstützung sehr dankbar, betonen sie in dem Gespräch mit der RHEINPFALZ. Das persische Essen, das jeden Mittwoch im Mehrgenerationenhaus auf den Tisch kommt, besteht neben einer Grundlage aus Reis meistens aus Gemüse sowie Fleisch oder Fisch. In Iran würzten sie stärker, sagen die Frauen, aber sie mussten sich dem deutschen Gaumen etwas anpassen, da diese Schärfe nicht jedermanns Sache sei. Auch als vegetarische Variante sind die Gerichte immer wieder anders und sehr abwechslungsreich. Das liegt vielleicht auch daran, dass die Frauen sich wöchentlich bei der Auswahl der Gerichte und dem Kochen abwechseln. Das Essen ist immer so frisch wie möglich. Inzwischen kaufen sie meistens in einem arabischen Geschäft in Kusel ein, das dienstags frische Waren bekommt. Am nächsten Tag wird dann gekocht. Nur einige spezielle Gewürze bekämen sie nicht in Kusel, sagt Botfargh. Berberitze zum Beispiel. Dann fahren sie schon mal mit dem Zug nach Kaiserslautern, um diese auf Vorrat zu besorgen, merkt Motefaregheh an. Dafür spanne sie auch ihre Töchter ein, die in Kaiserslautern eine Ausbildung zu Fremdsprachensekretärinnen machen und die seltenen Gewürze dann mitbrächten. Info Das persische Essen gibt es immer mittwochmittags im Mehrgenerationenhaus. Um Anmeldung wird gebeten beim CJD unter 06381 92390.

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