Rheinpfalz Expertise aus der Westpfalz recht gefragt

Ist auch mal ganz analog unterwegs: KL.digital-Geschäftsführer Martin Verlage (links) mit Frank Huber in den Geschäftsräumen der
Ist auch mal ganz analog unterwegs: KL.digital-Geschäftsführer Martin Verlage (links) mit Frank Huber in den Geschäftsräumen der Gesellschaft am Hauptbahnhof, die gerade umgebaut werden.

Die Digitalisierung bietet unzählige Möglichkeiten, wie man sie in einer Kommune umsetzen kann. Martin Verlage beschäftigt sich mit dieser Frage schon lange – und seit gut einem Jahr als Geschäftsführer von KL.digital. Erfahrungen aus Kaiserslautern sind bundesweit gefragt.

„Die Initialzeit war sehr spannend“, sagt Martin Verlage, Geschäftsführer von KL.digital, im Rückblick: „Vor fast genau einem Jahr ging’s für uns von Null auf Hundert.“ Mittlerweile habe sich das Team gut eingespielt, sieben Menschen arbeiten für die städtische Gesellschaft. „Wir haben uns schon früh entschieden, neben den großen Projekten wie der steuerbaren Straßenbeleuchtung, die etwa bei Feuerwehreinsätzen für mehr Licht sorgen soll, auch einige kleine, schnell sichtbare Aktionen anzugehen“, schildert Verlage. Damit wolle man in Kaiserslautern sichtbar sein, den Schwung aus dem Bitkom-Wettbewerb „Digitale Stadt“ nicht verpuffen lassen. Als Beispiel nennt er die Social Wall, die unter anderem in der Langen Nacht der Kultur eingesetzt wurde und Beiträge aus sozialen Netzwerken auf einer Leinwand zeigt. „Es ist uns wichtig, in einer digitalen Welt die Menschen zusammen zu bringen“, betont Verlage. Dabei könne die Digitalisierung helfen und Menschen zusammenführen, die sonst in ihren jeweils eigenen Welten oder Filterblasen leben würden. Mit einem Art-Caching, einer Schnitzeljagd durch die Stadt bei der Langen Nacht der Kultur mit Virtual-Reality-Elementen, habe man das weiter ausgebaut: „Dadurch kamen Besucher in Ecken, wo sie sonst nie hingegangen wären.“ Während der kürzlich in Berlin gelaufenen Smart County Convention (SCC) hat Verlage in der Runde der Digitale-Stadt-Finalisten als Vertreter Kaiserslauterns berichtet, was sich seit dem Wettbewerb getan hat. Das erfolgreichste Projekt seitdem dürfte das mobile Glasfasernetz sein, das bei Großveranstaltungen zum Einsatz kommt – und während des laufenden Weihnachtsmarkts der Polizei hochwertige Videoübertragungen ermöglicht. Aus Bad Dürkheim werde Interesse signalisiert, das System für den Wurstmarkt zu übernehmen. „Auch unser WLan-Herz-Logo war ein Volltreffer“, so Verlage, „das kennen in der Digitalindustrie bundesweit viele, und ich werde oft auf die herzlich digitale Stadt Kaiserslautern angesprochen.“ Statt Wettstreit untereinander stehe verstärkt das Lernen voneinander im Mittelpunkt: „Niemand hat in dem Bereich ein Patentrezept, und für uns ist es interessant zu sehen, wie andere Städte mit der Digitalisierung umgehen.“ In Rheinland-Pfalz gebe es mittlerweile regen Austausch zwischen Kommunen. Auch da sitze KL.digital mit am Tisch. Projekte wie das Handyparken oder die Ausweisroboter im Rathaus seien oft nachgefragte Themen. Verlage: „Das sind keine bombastischen Projekte, aber die Bevölkerung hat direkt was davon.“ Immer wieder gebe es aus ganz Deutschland Nachfragen, wie dies oder jenes in Kaiserslautern funktioniert. „Natürlich freut es einen, wenn man gefragt wird“, sagt Verlage. Vortragseinladungen bewerte er nach den Kriterien Reichweite, Seriosität und „Bringt’s die Stadt weiter?“. Im Fall der SCC sei das zweifelsfrei so gewesen, „die war hochkarätig besetzt und hat uns wertvollen Input gebracht“. Auch abseits von Kongressen und Versammlungen könne er sich über mangelnde Arbeit für sich und sein Team nicht beschweren, die Digitalisierung biete unglaublich viele Optionen. Verlage: „Ich will zwar ehrgeizig an den Dingen arbeiten, aber dabei auf Sicht fahren und unsere Projekte vernünftig umsetzen.“ Stichwort 5G-Technologie. Der kommende Mobilfunkstandard bringe eine Reihe von Herausforderungen für Städte mit sich: „Beispielsweise müssen wir uns jetzt damit beschäftigen, wo die ganzen Antennen hin sollen. Für optimalen Empfang werden etwa zehn bis 15 mal mehr Antennen notwendig sein als bisher. Außerdem müssen die Antennen näher am Boden sein.“ Das komplexe Themenfeld solle man nicht allein den Mobilfunkanbietern überlassen: „Die wissen, was 5G bedeutet. Im Gegensatz zu den Kommunen.“ Gerade deswegen sei stetiger Austausch so wichtig.

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