Rheinpfalz Experimentalhaus unter Denkmalschutz

Ähnelt einem Gewächshaus: das Studentenwohnheim Esa.
Ähnelt einem Gewächshaus: das Studentenwohnheim Esa.

«Kaiserslautern». Roswitha Kaiser, Leiterin der Generaldirektion Kulturelles Erbe Direktion Landesdenkmalpflege, bestätigte auf RHEINPFALZ-Nachfrage, dass das Gebäude „als Kulturdenkmal erkannt wurde und daher geschützt ist“. Das Denkmalrecht in Rheinland-Pfalz sei zweistufig aufgebaut. Nach der Erkennung gehe es dann um den Umgang mit den Denkmälern. Nele Ladage, Studentin der Raum- und Umweltplanung, wohnt in einem der 20 Zimmer des Hauses, ein eigener Balkon gehört dazu, üppiges Grün rankt sich an den Holzbalken bis unters Dach empor. Wie ein großes Gewächshaus mutet der vor 35 Jahren von Studenten für Studenten errichtete Bau an. Ladage ist „froh darüber, dass das Gebäude jetzt stehen bleibt“. Denn seit Monaten leben die Studenten in Ungewissheit darüber, wie es mit dem sanierungsbedürftigen Gebäude weitergeht. Die einfachverglasten Fenster und Türen müssen ausgetauscht werden, es wird nach Lösungen gesucht, die Gebäudehülle zu modernisieren und das Foliendach zu erneuern, eventuell ein neues Lüftungssystem zu installieren. Eine Studie, die das Studierendenwerk als Vermieter des Gebäudes beauftragt hatte, schätzt die Sanierungskosten auf bis zu 1,8 Millionen Euro. Der Verwaltungsrat des Studierendenwerks stimmte im Februar einer Sanierung zu, bis August soll die Finanzierung geklärt werden. Esa steht für energiesparende Studentenwohnheim-Architektur. Das Gebäude wurde in den 1980er-Jahren als Experimentalbau und nach dem Prinzip eines wärmespeichernden Massivhauses im Glashaus errichtet. Allzu groß ist die Freude über die Unter-Denkmalstellung bei Ladage aber nicht. Denn ein Problem bleibt: Die Mietverträge aller Bewohner laufen nach wie vor im September aus. Ob diese verlängert werden, ist weiter offen: „Keiner von uns will hier ausziehen, aber wir bekommen keine Informationen“, sagt Ladage. Zudem könnten mögliche, bisher angedachte Sanierungsmaßnahmen durch Vorgaben des Denkmalschutzes erschwert werden. Da müsse möglichst schnell nach Alternativen gesucht werden. Mit Franz-Josef Pfreundt vom Fraunhofer-Institut für Techno- und Wirtschaftsmathematik (ITWM) und Architektur-Professor Dirk Bayer haben die Studenten Unterstützer gefunden. Eine alternative Sanierungsstudie wurde in Auftrag gegeben, Workshops abgehalten und Ideen gesammelt, wie künftig der hohe Energieverbrauch reduziert und die Energieversorgung beispielsweise über solarthermische Anlagen geregelt werden kann. „Wir möchten das Haus klimaneutral sanieren und haben uns viele Gedanken gemacht, wie man CO2-neutral umbauen kann“, erzählt Ladage. Sie bleibe weiter optimistisch, dass die Wohnungen erhalten bleiben, „weil ich mir nicht vorstellen kann, dass es im Interesse der Universität ist, hier ein Gebäude stehen zu haben, das am Ende leer bleibt“.

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