Rheinpfalz Es gibt nur Gewinner

Internationalisierung heißt das Stichwort, das mittelgroße Universitäten langfristig wettbewerbsfähig machen soll. Im Bereich Umweltwissenschaften streckt Landau seine Fühler nun nach China aus. Ein Kontakt, von dem beide Seiten profitieren.

„Unsere Experten hier sind auf nationale und internationale Kooperationen angewiesen, um fächerübergreifend umfangreiche Fragestellungen angehen zu können“, sagt Ralf Schulz, Vizepräsident der Universität. Er muss es wissen, ist er doch für Forschung, Wissenstransfer, wissenschaftlichen Nachwuchs und Internationalisierung zuständig. China war bisher ein weißer Fleck auf der Landkarte. Das soll sich nun ändern. Die Wahl ist auf die Universität Fuzhou gefallen – aus mehreren Gründen: Zum einen ist die Region Fujian, in der die Uni liegt, Partnerregion des Landes Rheinland-Pfalz. Hinzu kommt, dass das Fächerspektrum in der Lehre und der Schwerpunkt in der Forschung sehr gute Kooperationsmöglichkeiten bieten. „So lassen sich Lücken im System schließen“, sagt Schulz. Durch die vergleichsweise wenigen Professoren in den einzelnen Fachbereichen in Landau können Teilbereiche nicht abgedeckt werden. „In Kooperation mit einer anderen Universität wie Fuzhou wird es thematisch rund.“ Doch es gibt auch noch ein anderes Ziel, das die Landauer verfolgen. „Bisher liegt der Anteil der internationalen Studenten in Landau zwischen drei und vier Prozent. Diesen Anteil würden wir gerne steigern“, betont der Vizepräsident. Die Gründe liegen für ihn auf der Hand. „Sie machen das Leben an der Uni reicher, und außerdem helfen sie uns, dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, wenn sie sich auf dem hiesigen Arbeitsmarkt etablieren.“ Internationalität zählt neben dem wissenschaftlichen Renommee und Drittmitteln, die sie generiert, zu Erfolgsparametern. Um das Ziel zu erreichen, hat die Uni Koblenz-Landau ein großes Programm gestartet. An beiden Standorten gab es bislang einen englischsprachigen Masterstudiengang, in dem etwa 20 ausländische Studenten eingeschrieben waren. „Das geht im Grundrauschen unter“, so Schulz. Deshalb soll sich ihre Zahl bis 2017 auf 100 verfünffachen. Der Weg dahin ist aufwendig. Es gilt, Überzeugungsarbeit zu leisten, damit sich Studenten für Landau entscheiden. Und es gilt, Vorarbeit zu leisten: Vorlesungen, Formulare und die Bibliothek müssen auf englischsprachige Nutzer eingestellt sein. „Da ist die ganze Uni gefordert“, unterstreicht Schulz. Voraussetzung sind Neueinstellungen im „Welcome Center“, in den Studiengängen für die fachliche Betreuung, aber auch in den Sekretariaten. Bislang existieren zwei komplett englischsprachige Studiengänge, Webscience in Koblenz und Ecotoxicology in Landau. Nun sollen zwei Studiengänge hinzukommen: Environmental Sciences (Umweltwissenschaften) in Landau, Mathematical Modelling in Koblenz. Zum kommenden Wintersemester rechnet die Uni mit 15 Studenten aus China, die ihr Studium beginnen. Aber auch deutschsprachige Studenten können einsteigen. Ziel ist es, dass die Hälfte bis drei Viertel der Studenten aus dem Ausland kommen, der Rest aus Deutschland. Die Aussichten sind gut, dass das Unterfangen gelingt. Davon ist auch Oliver Frör vom Institut für Umweltwissenschaften überzeugt, dessen Arbeitsgebiet Umweltökologie ist. Als Fachleiter für umweltwissenschaftliche Studiengänge war er bereits zweimal in Fuzhou, hat dort Kontakte geknüpft. Er wurde mit offenen Armen empfangen. „Deutsche haben dort einen sehr guten Ruf“, so der Professor. Doch nicht nur menschlich, sondern auch fachlich scheint es zu passen. An der Uni Fuzhou, die zu den 100 besten Chinas zählt und mit 50.000 Studenten in 21 Fachbereichen viel größer ist als die Uni Koblenz-Landau mit 15.000 Studenten in acht Fachbereichen, wird Umwelttechnik gelehrt. Ein Bereich, der das Angebot hier perfekt ergänzt. Sehr hilfreich sei, dass Fujian Partnerregion von Rheinland-Pfalz sei, so Frör. So könne auf viele Kontakte, die bereits bestehen, zurückgegriffen werden. Frör ist sich sicher, dass das Interesse der chinesischen Partner an der Kooperation groß ist. Schließlich haben die Chinesen in Sachen Umweltschutz einiges nachzuholen. „Die Führung spürt Druck“, so Frör. Es werde beispielsweise über ein neues Anreizsystem nachgedacht werde. So soll sich künftig nicht nur Wirtschaftswachstum in der Provision von Politikern niederschlagen, sondern auch die Verbesserung der Umweltqualität.(git)

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