Rheinpfalz Erste Farbtupfer in der Natur

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Neustadt/Ludwigshafen. Lange hat es in diesem Winter gedauert, aber nun schieben sich langsam Huflattiche durch den Boden und Gelbsterne recken ihre Blütenblätter in den Himmel. Überall in Rheinland-Pfalz werden Pflanzenliebhaber aktiv und dokumentieren, wo sie erste gelbe, blaue und weiße Frühlingsblüher entdecken.

Bislang seien Sichtungen zum Beispiel von Scharbockskraut, Leberblümchen, Winterlingen, blühenden Weiden, Haselsträuchern, Kornelkirschen und von den ersten Bärlauchtrieben eingegangen, sagt Annalena Schotthöfer, Leiterin der Koordinierungsstelle für ehrenamtlich erfasste Naturschutzdaten (Konat) in Neustadt. Einige Arten, die im vergangenen Jahr schon zwei Wochen früher geblüht haben, regten sich jetzt noch nicht unter den meist kahlen Bäumen und Sträuchern, erklärt der Geobotaniker Johannes Mazomeit in Ludwigshafen. „Wir hatten jüngst oft sehr milde Winter, nach denen die Frühblüher sehr früh kamen.“ In diesem Winter gab es dagegen längere Frostperioden, was die Vegetation verlangsamt habe. „Aber es war noch immer ein normaler Winter“, betont Mazomeit, der das vom rheinland-pfälzischen Umweltministerium getragene Projekt Konat berät. Über die Online-Plattform Artenfinder können Naturliebhaber ihre Funde melden. Gemeinsam mit der Naturschutzorganisation Nabu und der bundesweiten Gesellschaft Naturgucker ruft das Projekt dazu auf, einige Frühblüher besonders in den Blick zu nehmen. Die Befunde sollen Veränderungen bei den Blühterminen dokumentieren, um zum Beispiel Rückschlüsse auf Klimaveränderungen ziehen zu können. Dazu gehört das Buschwindröschen, das manche Waldböden zum Abschied des Winters weiß bedeckt, der seltene Zweiblättrige Blaustern und auch der Märzenbecher, der häufig in Vorgärten steht. Viele Beobachter notieren zusätzlich Insekten und Schmetterlinge – auch davon gibt es schon einige. In Lahnstein wurde in den vergangenen Tagen ein Zitronenfalter gesichtet, in Rothselberg (Kreis Kusel) ein Tagpfauenauge. Erwachsene Falter könnten in Kellerräumen, Höhlen oder Dachböden überwintern, sagt Gabi Schulemann-Maier von den Naturguckern. „Der Zitronenfalter ist ein ganz harter, der sucht sich einfach ein paar welke Blätter an einem Ast, unter die er sich hängen kann.“ Jetzt im Frühjahr brauchen die Schmetterlinge Nahrung, und da kämen ihnen die ersten Blüten gerade recht. Rheinland-Pfalz sei bundesweit eines der Länder mit den eifrigsten Meldern auf der Naturgucker-Plattform, sagt Schulemann-Maier. Die 32.000 Mitglieder schauten dabei in ihrem Garten, im Park, in Naturschutzgebieten – wo und wonach sie möchten. „Da herrscht Anarchie.“ Manche Nutzer geben den genauen Fundort an, andere wie derjenige, der am vergangenen Wochenende ein rares Leberblümchen irgendwo in Rheinland-Pfalz entdeckte, verraten den Standort nicht. „Diejenigen Pflanzen, die besonders hübsch aussehen, wie das Leberblümchen, wecken Begierden“, weiß Schulemann-Maier. Ab und an suchten Menschen die markierten Punkte auf und holten die Gewächse aus dem Boden. „Wenn es den ganzen Winter grau war, stürzen sich die Menschen auf die Blüten“, sagt Schulemann-Maier. Dabei würden es viele Pflanzen nicht überleben, wenn sie zum Beispiel auf einem kalkhaltigen Boden stehen und dann in Garten-Humus gesetzt werden, um dort als Farbtupfer zu dienen. „Gartenpflanzen sollte man im Gartencenter holen und nicht in der Natur.“ Info Beobachtungen zu Frühblühern können im Internet unter der Meldeplattform www.artenfinder.rlp.de eingestellt werden. |lrs/jüm

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