Rheinpfalz „Erschreckend, kann ich nur sagen“

KAISERSLAUTERN. Wie verhalten sich Autofahrer eigentlich, wenn sie an einer Bushaltestelle vorbeifahren, an der gerade ein Bus Fahrgäste ein- und aussteigen lässt? Der Autoclub Europa (ACE) hat bei der bundesweiten Aktion „Nadelöhr“ genau das untersucht. In Kaiserslautern war der ACE an der Haltestelle „Am Rauschenweg“. Über das ernüchternde Ergebnis hat sich Andreas Sebald mit dem ACE-Kreisvorsitzenden Andreas Schmitt unterhalten.

Herr Schmitt, was genau haben Sie bei der Aktion „Nadelöhr“ gemacht?

Wir haben uns „Am Rauschenweg“, wo zwei Bushaltestellen in unmittelbarer Nähe der Stresemann-Schule sind, das Verhalten der Autofahrer angeschaut. In Kaiserslautern waren Florian Krapf, der stellvertretende Kreisvorsitzende, Kreisvorstandsmitglied Reiner Hirschfeld und ich eine Stunde lang vor Ort. Um kurz nach 7 Uhr ging es los am Mittwochmorgen, bis kurz nach 8 haben wir beobachtet und Strichlisten gemacht. Nach welchen Kriterien haben Sie beobachtet? Was haben Sie gezählt? Zum Ersten haben wir geschaut, ob die Autofahrer den haltenden Bus überholen oder nicht. Das ist ja erlaubt. Wurde überholt, haben wir geschaut und eingeschätzt, ob mit Schrittgeschwindigkeit gefahren wurde. Das sind ja nur zwischen vier und sieben Stundenkilometer. Außerdem haben wir auch den Gegenverkehr ins Auge gefasst. Was macht der? Halten die Autos, wenn der Bus hält? Oder wird einfach weitergefahren? Und wie waren die Ergebnisse? Erschreckend, kann ich nur sagen. Die Busse fahren „Am Rauschenweg“ so ungefähr im Zehn-Minuten-Takt. Unsere Zahlen sprechen für sich. Hat ein Bus angehalten, haben 29 Autos überholt, nur vier haben angehalten. Von denen, die überholt haben, sind nur fünf Schrittgeschwindigkeit gefahren. Beim Gegenverkehr war es kaum anders. Sechs Autos haben abgebremst und sind Schritt gefahren, 37 Autos sind einfach vorbeigefahren, ohne zu verlangsamen. Wissen Sie, in ein paar Wochen beginnt das neue Schuljahr. Da sind dann Kinder unterwegs, die noch keine großen Erfahrungen im Straßenverkehr haben. Was sagt eigentlich die Straßenverkehrsordnung dazu, wie man sich verhalten soll? Nun, darin ist vorgeschrieben, dass Busse, die mit Warnblinklicht in einer Haltebucht stehen, nur mit Schrittgeschwindigkeit überholt werden dürfen und nur in einem solchen Abstand vorbeigefahren werden darf, dass eine Gefährdung von Fahrgästen ausgeschlossen ist. Und die Schrittgeschwindigkeit gilt auch für den Gegenverkehr. Wie sind Sie darauf gekommen, dieses Problem in den Fokus zu nehmen? Unser Regionalvorstand hat das Thema aufgebracht. Jedes Jahr sterben 54 Menschen durch Unfälle an Bushaltestellen. Das ist eine sehr hohe Zahl. Was für ein Fazit ziehen Sie? Dass es richtig war, das Thema anzugehen und die Öffentlichkeit für die Gefahren an Bushaltestellen zu sensibilisieren. (bld)

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