Rheinpfalz Er wahrt das Gesicht von anderen

Im Profisport lebt man mitunter gefährlich. Nicht nur im Fußball, auch im Basketball geht es oft ruppig zu. Um Spieler gegen körperliche Attacken zu schützen, hat Orthopädietechniker Jerry McHale aus Oberarnbach eine spezielle Maske entworfen, die die Sportwelt revolutionierte.

Ein 420-Seelen-Dorf in der Westpfalz. Nicht gerade ein Ort, in dem man Weltstars sucht. Und doch: In Oberarnbach lebt einer, der die sportmedizinische Reha-Geschichte revolutionierte. Ein Mann, der Stars dabei half, noch größere Stars in der Sportwelt zu werden – und vor allem zu bleiben. Denn der Oberarnbacher Jerry McHale – seinen heutigen Nachbarn wohl eher als begeisterter Naturfotograf bekannt – entwickelte eine Maske, die das Gesicht von Basketballspielern schützt. Und den Stars der NBA, der „National Basketball Association“ in den USA, damit zu zahlreichen Siegen ihrer Mannschaft verholfen hat, da sie nicht mehr vom Gegner „ausgeknockt“ werden. Blättern wir in der Zeitgeschichte ein paar Jahre zurück und blicken vor rund zehn Jahren in die Geschehnisse der NBA. Die ist den Amerikanern so wichtig wie den hiesigen Fans die Fußball-Bundesliga. Nur ist diese Liga mit noch mehr Geld unterfüttert – auch wenn das angesichts der immensen Summen, die König Fußball locker zu machen pflegt, kaum vorstellbar erscheint. Nicht umsonst legt Dirk Nowitzki, Deutschlands bester Basketballer, seine Bälle in amerikanische Körbe. Hier wie da, ob Basketball oder Fußball, Ausnahmekönner werden von allen belauert und auch schon mal etwas unfein attackiert. Wer verletzt auf der Bank sitzt, der kann schließlich nicht spielentscheidend punkten. Richard Hamilton, auch als „Rip“ bekannt und unter anderem für die Detroit Pistons, die Chicago Bulls und für die Nationalmannschaft aktiv, kann ein Lied davon singen. Zweimal ging unterm Korb seine Nase zu Bruch. Eine Schwachstelle, die der Gegner auszunutzen wusste, und den Ball gezielt auf die Nase lenkte. Unfein und sehr unsportlich. Der Sieg in der NBA schien ohne Rip, diesen korbhungrigen „Shooting Guard“, der als werfender Verteidiger eine Schlüsselposition inne hatte, nicht möglich. Das Management erinnerte sich an Jerry McHale, der damals in Michigan lebte, und seine Kunst, die gebrochene Augenhöhle des ehemaligen Spielers und späteren Basketballtrainers Bill Laimbeer „unter Schutz zu stellen“. Auch hatte er bereits zahlreichen Spielern mit schweren Handverletzungen durch gepolsterte Schienen wieder zum Korbwurf verholfen. McHale, ein Orthopädietechniker mit Entwickler- und Designerqualitäten, setzte dem Leidensweg von Richard Hamilton ein Ende. Und dem Leiden seiner Fans natürlich auch. Er kreierte, verfeinerte und passte seine Arbeit exakt den Gesichtszügen des Basketballers an. Der 2,01 Meter große Spitzenspieler schütze sich dank der Kunst von Jerry McHale mit einer Gesichtsmaske. „Damals war viel Überredungskunst notwendig“, erinnert sich Mc Hale lachend. Die Maske wurde anschließend Rips Markenzeichen. Diese erste, durchsichtige sportmedizinische Plastikgesichtsmaske war denn auch der Vorläufer für so ziemlich alles, was heute in der Sport-Reha eingesetzt wird. Der Erschaffer des Maskenmannes sorgte damals nicht nur für einen einsatzfähigen Rip, sondern produzierte reihenweise Schlagzeilen im Stile von „Jerry ist ein Genie“ in den amerikanischen Medien. „Ich hatte damals viel zu tun, ob nun als Interviewpartner vor den Kameras oder beim Masken anpassen“, blickt Jerry McHale zurück. Als Genie sieht sich der bescheiden wirkende 67-jährige, der seit 2011 in Oberarnbach zu Hause ist, aber nicht. „Ich habe meinen Job gemacht“, sagt er, kann den Stolz auf den Erfolg seines ersten „Maskenmannes“, den Erfolg von Rip, aber nicht ganz verbergen. Heute ist die Sicherheit der Basketballer allerdings nicht mehr sein Geschäft. Von Oberarnbach fährt der Orthopädietechniker in das Landstuhler US-Hospital und kümmert sich mit um die Genesung verletzter Army-Soldaten. (thea)

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