Kultur Südpfalz Er sagt es ja nur

„Ich saa′s ja nur!“ Unter diesem Motto präsentierte der als „de Pälzer“ bekanntgewordene Kabarettist und Musiker Ramon Chormann am Freitag im Landauer Reptilium die Premiere seines neuen Soloprogramms.

Dieses Mal beschäftigt sich Chormann mit dem Thema Ratgeber und Ratschläge, die wenn sie besonders gut gemeint sind, in der Pfalz üblicherweise mit dem Nachsatz „Ich saa′s ja nur!“ begleitet werden. Und Ratgeber und Ratschläge lauern schließlich überall: ob morgens beim Aufwachen die Staumeldung im Radio, die von der Stiftung Warentest empfohlene Zahnbürste oder die 40.000 Berater im Fußballstadion. Man kann dem Thema nicht entrinnen, so Chormanns sinnige Schlussfolgerung. Zwischendurch widmet er sich so philosophischen Fragen wie „Warum hat Toilettenpapier immer das falsche Format?“ oder erzählt von so profanen Alltagserlebnissen wie dem Kauf einer Couch. Dafür erntet er stets viele zustimmende Bemerkungen aus dem Publikum, ist doch alles so sehr aus dem Leben gegriffen, dass sich jeder damit identifizieren kann. Chormanns wahre Stärken liegen aber im feinsinnigen Analysieren alltagssprachlicher Ausdrücke – fast schon überraschend für einen Pfälzer, der sein Programm im Dialekt bestreitet. So kann er den an sich harmlosen Satz „Bei der Telekom sitzen an der Servicehotline Kundenberater“ minutenlang genüsslich in seine Einzelteile zerpflücken bis das Publikum nur noch johlend applaudieren kann. Schonungslos entlarvt er Plattitüden, die fast jeder im Alltag gedankenlos benutzt und hält so dem Zuhörer gnadenlos den Spiegel vor. Zu den Höhepunkten des Programms gehören auch die Klavier- und Gesangseinlagen des ausgebildeten Kirchenmusikers Chormann, die auch solche Geschichten erzählen. Es gelingt Chormann mühelos das Publikum einzufangen. So scheint es am Ende keinen im Saal zu geben, der bei den eingängigen Refrains nicht mitsingt und mitklatscht. Am Anfang mit sanften Zwang seitens des Künstlers, dann aber wie von selbst. Übrigens wird wohl auch Chormann die Landauer Premiere nicht so schnell vergessen: Pünktlich um 20 Uhr hatte er sein Programm in der voll besetzten Wüstenhalle des Landauer Reptiliums begonnen. Voll besetzt? Fast voll besetzt, denn bis 20.30 Uhr trudelten noch einige letzte Zuschauer ein. Grund für viele improvisierte Scherze, natürlich auf Kosten der Gescholtenen, die immer wieder das Programm auflockerten und die Zuschauer amüsierten. Die Eintrittskarte einer Zuschauerin, nach der Pause wie zufällig auf der Bühne deponiert, offenbarte dann das Malheur: es gab offensichtlich Karten mit zwei unterschiedlichen Anfangszeiten! So etwas bringt einen Ramon Chormann aber höchstens für einen Augenblick aus dem Konzept. Das war nur Anlass für neue Kalauer. Da machte es dann auch nichts mehr, dass irgendwann die in der Wüstenhalle untergebrachten Grillen zirpen, der Regen ohrenbetäubend aufs Blechdach prasselt oder ein Zuschauer etwas in den Saal ruft – Chormann hat die Situation stets im Griff, mehr noch - sein Programm lebt von diesen unvorhergesehenen Ereignissen. Im Mai wird er in Kirchheimbolanden neben seiner laufenden Tournee sein eigenes Theater eröffnen (www.chormann.de). (njb)

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