Eisenberg „Endlich mal was los in Eisenberg!“

Sorgten für jede Menge Zuschauer, von links: Andreas Schwarzwälder mit einem Habicht, sein Sohn Florian mit einem Wanderfalken u
Sorgten für jede Menge Zuschauer, von links: Andreas Schwarzwälder mit einem Habicht, sein Sohn Florian mit einem Wanderfalken und Gunter Schledorn mit »Oma«, einem Wüstenfalken.

Einblicke in die Welt das Jagdfalknerei haben am Sonntagnachmittag die Falkner Gunter Schledorn aus Stauf und Andreas Schwarzwälder aus Haßloch bei der Greifvogelschau auf dem Staufer Berg geboten – und das deutlich mehr Besuchern als vorher angenommen.

„Nehmen Sie doch bitte das Vogelfutter da weg“, bittet Gunter Schledorn eine junge Frau im Publikum, deren Yorkshire-Terrier schon eine ganze Weile die Aufmerksamkeit des Habichts erregt hat, den ein Falknerkollege auf dem Amt hält. Schnell kommt der Hund in Kaninchengröße an die Leine und wird auf den Schoß genommen. „Ich war schon erschrocken“, sagt die Hundehalterin nach der Greifvogel-Vorführung. Dass ihr kleiner Freund eventuell ins Beuteschema des Raubvogels passen könnte, darüber war sie sich in keiner Weise bewusst. Bei der Greifvogelschau auf der Burg geht es nicht um eine Flugdemonstration der Raubvögel, sondern um die Steigerung der Akzeptanz für die Falknerei, wie Gunter Schledorn schon vor der Vorführung auf dem Burgberg informiert. „Auch wenn wir sicher einige Besucher enttäuschen müssen, aber fliegen lassen können wir die Vögel heute nicht, dazu passen weder die Wetterbedingungen noch die große Zahl der Menschen auf der Burg. Unsere Falken würden wohl nicht mehr zurückkommen und eigenständig jagen“, erklärt der erfahrene Falkner. Wie die Organisatoren vom Burgverein Stauf, die zunächst zu einer Führung in den mittelalterlichen Ruinen eingeladen hatten, ist auch Schledorn vom Andrang auf der Burg völlig überrascht. „Wir hatten damit gerechnet, dass so 50 bis 70 Leute kommen würden. Dass hier fast 400 Menschen auf der Burg sitzen, das hat unsere Erwartungen mehr als übertroffen.“ Schledorn gelingt es dennoch, seinen Vortrag ohne Mikrofon zu halten, die Menschen so stark in den Bann zu ziehen, dass es während seines Vortrags mucksmäuschenstill in dem kleinen Amphitheater auf dem Burgberg ist. Während er spricht, hat Schledorn die „Oma“ auf dem Arm, sein 20 Jahre altes Wüstenfalken-Weibchen. Die „Oma“ ist ein geduldiger Vogel und lässt auch Annäherungen zu. Schledorn spannt einen Bogen vom Beginn der Falknerei in den asiatischen Steppen vor rund 3000 Jahren über Friedrich den II., der in seinem Buch „Von der Kunst mit Vögeln zu jagen“ die bis heute gültigen Grundsätze beschrieben hat, bis hin zur modernen Falknerei, die überall dort eingesetzt wird, wo mit dem Gewehr nicht gejagt werden kann. „Die Akzeptanz für die Falknerei steigt wieder“, sagt Schledorn. Er habe schon erlebt, dass Menschen vom Balkon herab Applaus spendeten, wenn er in Innenstädten Kaninchen oder Krähen mit seinen Falken gejagt hat. Viel Applaus gibt es auch nach seinem Vortrag für ihn und seine Kollegen. Danach sind die Falkner, die neben dem Habicht und dem Wüstenfalken noch einen Gerfalken und eine Wanderfalken dabei haben, erst einmal umringt von Besuchern. Die Vögel sind beliebte Fotomotive. Immer wieder betonen die Falkner, dass alle ihre Tiere gezüchtet worden sind, eine Ei-Entnahme aus Nestern in der Natur verboten ist. Auch über das Zuchtprogramm des Falknerordens, der 1400 Wanderfalken in Deutschland ausgewildert und so den Bestand dieser Art stabilisiert hat, spricht Schledorn mit Besuchern. Während die Besucher auf dem Berg die Greifvögel bestaunen, haben Albert Boßmann und Reimund Lill gerade Pause. Die beiden Burgführer hatten vor der Greifvogel-Demonstration jeweils durch die Burgreste geführt. Und für 15.30 Uhr haben sich nochmal 32 Besucher für Touren angemeldet. „Wir sind begeistert von der Resonanz, haben bestimmt 100 Tickets für die Führungen verkauft“, ist auch Thorsten Hutzenlaub begeistert. Der Tourismusfachmann der Verbandsgemeinde ist davon überzeugt, dass es nicht bei der einen Veranstaltung dieser Art bleiben wird. Der achtjährigen Annika Weil hat es auch gut gefallen. „Solche Vögel hab ich schon mal gesehen, im Zoo“, sagt sie. Und Patricia Kern aus Steinborn findet: „Endlich mal was los in Eisenberg.“ Gefallen hat es auch Cara Vorbeck vom Arleshof, die sich aber mehr Aktion gewünscht hätte. „Schade, dass die Vögel nicht fliegen konnten.“

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