Karlsruhe Elvis im Kammertheater

Der Karlsruher Elvis sieht dem Original ziemlich ähnlich.
Der Karlsruher Elvis sieht dem Original ziemlich ähnlich.

Im Karlsruher Kammertheater steht die nächste Premiere an: „Elvis – Tribute to the King of Rock’n’Roll“ aus der Feder von Ingmar Otto.

Vom Underdog aus dem Armenviertel in Memphis zum Megastar in Las Vegas. Von außen betrachtet schien der legendäre „amerikanische Traum“ für Elvis Presley in Erfüllung zu gehen. Er sah gut aus, hatte eine einzigartige Stimme, wurde schnell entdeckt und gefördert. Doch auf der Bühne des Kammertheaters Karlsruhe erlebt man in „Elvis“, dem neuen Musical des ehemaligen Kammertheater-Intendanten Ingmar Otto, einen vorzeitig gealterten Titelhelden. Ein Wrack, körperlich wie seelisch. Elvis will auschecken, vermutlich nicht nur aus dem Heartbreak Hotel und dem Vertrag in Las Vegas, sondern gleich ganz aus dem Leben. Wie es dazu kommen konnte, verraten zwei unterhaltsame, aber auch anrührende Stunden mit viel Musik.

Keine chronologische Geschichte

Otto handelt in seinem Musical das Leben der Musiklegende Elvis nicht chronologisch ab, sondern beleuchtet schlaglichtartig, wie sich der vielversprechende Start in Karriere und Privatleben so verändern konnte. Der zynisch gewordene „alte“ Elvis begegnet auf der Bühne sich selbst, einmal in sehr jung und einmal als Star. Maram El Dsoki gibt den jungen Elvis als Hosenrolle, und das mit Hingabe. Dank ihrer bemerkenswert dunklen, vollen Stimme singt sie die frühen Songs sehr überzeugend. Besonders ausdrucksvoll gelingt ihr „Love me tender“, das sie als ganz persönliche Liebeserklärung an die junge Priscilla singt. Sarah Merten spielt Priscilla als verliebten und zugleich sehr selbstbewussten Teenager, die sich weder von Elvis’ Manager noch von ihrer strengen Mutter etwas sagen lässt. Das junge Glück setzt sich gegen alle Widerstände durch. Doch das Glück ist nicht von Dauer.

Manchmal sind gleich alle drei Elvis-Figuren auf der Bühne. Da kann der von Thomas Cermak grandios dargestellte abgewrackte Elvis seine jüngeren Ichs noch so sehr vor dem Manager Tom Parker warnen und noch so leidenschaftlich bitten, Priscilla nicht gehen zu lassen, sie hören nicht auf ihn. Der ganz junge Elvis will die Welt erobern, Maram El Dsoki lässt ihn dazu von innen her strahlen. Und der mittlere Elvis auf der Höhe des Erfolgs will ebenfalls keine Warnungen wahrnehmen.

Einer der aktuell besten Elvis-Interpreten

Nils Strassburg gilt als einer der besten Elvis-Interpreten. Er hat über Jahre hinweg nicht nur die Art des Singens, sondern auch die Auftritte bis hin zu den kleinsten Bewegungen perfektioniert. Wenn er in den wechselnden, stets mit Glitzer versehenen Auftrittskostümen der 1970er erscheint, strahlt er eine spürbare Präsenz aus. Strassburg singt die Elvis-Klassiker fulminant, dazu gibt er vollen Körpereinsatz. Und er zeigt, wie der Erfolg den Menschen Elvis verändert. Privates Glück mit Priscilla und der kleinen Tochter? Fehlanzeige, nie hat der „King“ Zeit, entweder wird nach dem Auftritt noch gefeiert oder er ist vor dem Auftritt vor lauter Lampenfieber nicht ansprechbar.

Erfolg macht süchtig. Aber das ist nicht das einzige Problem. Was Mephisto in Goethes „Faust“, ist in Ingmar Ottos „Elvis“ der Manager Tom Parker. Äußerst geschäftstüchtig, vor allem für sich selbst. Marius Marx verleiht ihm tatsächlich leicht diabolische Züge. Abgrundtief zynisch und menschenverachtend treibt er Elvis zu täglichen Shows, da kann es dem Sänger noch so schlecht gehen. Notfalls wird er fit gespritzt. Tatsächlich fanden nach dem überraschend frühen Tod von Elvis mehrere Untersuchungen statt, die einen klaren Fall von jahrelangem Medikamentenmissbrauch erwiesen.

Es gibt auch menschliche Wärme

Menschliche Wärme gibt es in diesem Stück auch. Monika Wiedemer zeichnet Elvis’ Mutter als eine sehr liebevolle Frau. Sie kann aber auch anders, als Priscillas Mutter lässt ihr „Mr Presley“ den jungen Elvis vor Schreck erstarren. Dass man bei drei Elvissen in unterschiedlichen Zuständen und zwei Priscillas verschiedenen Alters stets den Überblick über die Ereignisse behält, liegt an der geschickten Regie von Christine Gnann. Elvis’ Musik zündet, dank der großartigen Interpreten Nils Strassburg und Maram El Dsoki sowie der Live Band, die optisch hintergründig und akustisch hervorragend spielt. Man muss kein Elvis-Fan sein, um die Geschichte seines Erfolgs und seines tragischen Endes spannend zu finden, die im Kammertheater Karlsruhe noch bis zum 12. März gezeigt wird.

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