Rheinpfalz Eine traumhafte Nacht

MANNHEIM. Das Schlossfest hat am Samstagabend einen ausgelassenen Startschuss ins neue Semester gegeben. Da das Fest alle anspricht, traf man in der Mannheimer Universität und ihrer Umgebung keineswegs nur Studenten an. Jedes „Semester“ war vertreten und hatte die Qual der Wahl: Kunst, Musik, Entspannen – oder am besten von allem etwas.

„Und alles ist so, wie du es dir erträumt hast.“ Die Liedzeile der Band Vember, die Tausende Besucher des Festes erreichte, passte ausgezeichnet. Nahezu hochsommerliche Nachttemperaturen, kein Wölkchen am Himmel und ein riesiges Programm sorgten bei der elften Ausgabe für gute Stimmung. Der Ehrenhof war vielleicht der beste Startpunkt ins nächtliche Treiben. Hier befand sich die Hauptbühne, auf der nicht nur Vember ihren Deutschrock präsentierte. Hier traten den ganzen Abend über Bands auf, wurden zu Beginn auch die Erstsemester offiziell begrüßt, moderiert vom Kurpfalz-Comedian Christian „Chako“ Habekost. Die Fassade des Schlosses erstrahlte in bunten Farben und trug, lichtstark in Szene gesetzt, zur sommerlichen Atmosphäre bei. „Ich bin ganz schön aufgeregt. Das sind ja gefühlte 10.000 Leute vor denen wir hier singen“, rief der Vember-Sänger ins Publikum. Und damit dürfte er gar nicht so falsch gelegen haben, denn im letzten Jahr besuchten rund 14.000 Menschen das Schlossfest. Die Witterung könnte dieses Jahr noch mehr angelockt haben. Viele kamen in kurzen Hosen und T-Shirts, trafen sich mit Freunden, und die meisten steuerten wohl erst einmal einen Getränkestand an, um sich abzukühlen. Egal, wohin die Besucher an diesem Abend strömten, über das ganze Schloss verteilt, gab es Höhepunkte. Beispielsweise im Ostflügel des Schlosses. Vorbei an Fotografien von Robert Häusser oder Horst Hamann, an Video- und Diaprojektionen oder abstrakten Gemälden gelangten die nächtlichen Besucher in diesem Gebäudeteil in unterschiedliche Räume, die immer wieder neue Überraschungen bereithielten. Da spielte beispielsweise in der Aula des Ostflügels Kevin Erdel aus Weinheim seine schmusig-poetische Musik, und einen Raum weiter, im Dozentenzimmer, scratchten gleich drei DJs an ihren Plattentellern und sorgten auf ihre Art für große Augen und weit geöffnete Ohren. Wer wollte, konnte sich an diesem Tag sogar selbst an die Plattenspieler stellen und herausfinden, dass es gar nicht so einfach ist, aus Kratzgeräuschen gute Musik zu machen. Wer das Scratch-Buffet verließ, musste nur einen Blick aus dem Fenster werfen, und schon eröffnete sich der nächste Act. Zwischen Fotografien von Tom Solo, der unter anderem Heavy-Metal-Fans porträtierte, spielte am frühen Abend die Band Nordakas im Rektoratshof auf und vereinte in ihrer Musik verschiedene Stilrichtungen zu einem tanzbaren Ganzen. Das schauten sich auch Petra und Hans Frisch aus Mannheim an. Sie erzählten, was sie am Schlossfest so fasziniert: „Die ganzen Bands. Man kann einfach durch das Gebäude schlendern und trifft auf die unterschiedlichsten Dinge“, sagte Petra Frisch. Ihrem Mann gefällt das Miteinander von Studenten und Nicht-Studenten. Als ehemaligen Jurastudenten hatte für ihn der Besuch sogar etwas Nostalgisches. „Da kann man wirklich in Erinnerungen schwelgen“, sagte er. Doch nach 23 Uhr wollten sie den Jüngeren die Bühne überlassen. Die hatten bis drei Uhr Zeit, sich bei den Abschlusspartys auszutoben. Einzig die Getränkepreise fand Hans Frisch ein bisschen zu hoch, vor allem mit Blick auf die studentischen Geldbeutel. Dafür wurde sehr viel geboten, erstmalig sogar ein Feuerwerk, abgefeuert gegen 22 Uhr. Und erneut wurde der Ehrenhof dabei etwas voller und für einige auch wieder zum Startpunkt für weitere Entdeckungsreisen. Denn es gab noch viel mehr zu sehen, und die – doch irgendwie traumhafte – Nacht war noch lang.

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