Rheinpfalz Eindrucksvolles Zeugnis der Frömmigkeit

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Haschbach. Die Katholiken waren im Kreis Kusel eine Minderheit. Aber gerade in der Diaspora hinterließen sie eindrucksvolle Zeugnisse ihrer Frömmigkeit. Eines davon ist das „Kapellchen“ am Remigiusberg.

Die Flurkapelle, ein quadratischer Bau mit einem Zeltdach, hat eine Seitenlänge von etwa vier Metern und wurde aus sorgfältig behauenen Quadern errichtet. Der Innenraum ist von der kleinen Vorhalle durch einen halbrunden Bogen getrennt, den eine Tür aus Blech und Plexiglas verschließt. Das Innere wird beherrscht durch einen Altar aus großen Quadern, hinter dem sich über einer Konsole eine rundbogige Wandnische öffnet. Sie ist durch ein schmales gegliedertes Steinband eingefasst. In der Nische steht eine ins Gebet vertiefte Marienfigur auf einer Wolke. Sie ist in weiße Gewänder gekleidet und hat an ihrem rechten Arm einen Rosenkranz hängen. Als weiterer Schmuck ist an der rechten Seitenwand eine Fahne angebracht, die wahrscheinlich bei Prozessionen getragen wurde. Ihre Kanten sind mit Goldfransen verziert. Ein Medaillon in der Mitte zeigt Maria, mit einem blauen Mantel bekleidet und von zwölf Sternen umgeben. Das Medaillon ist mit einer Borte aus Goldfäden eingefasst und von aufgestickten Rosen umgeben. Am oberen und unteren Rand gibt es weitere Rosen und eine Lilie. Um die Kapelle stehen vier Kastanien, die beiden mächtigsten könnten so alt sein wie die Kapelle. An dieser Stelle in der Flur „Tummelplatz“ gab es ursprünglich einen Fronleichnamsaltar und später ein Flurkreuz. Conrad Emnett (1849-1903), der seit 1878 Pfarrer auf dem Remigiusberg war, wollte hier ein „Altarhäuschen zu Ehren des Herzen Jesu“ errichten. Zur Geschichte der Kapelle konnte Helmut Dick aus Theisbergstegen einige Ereignisse beitragen, die aus dem Pfarrgedenkbuch stammen. Dort erfährt man, dass um 1880 der Acker versteigert wurde. Unter den Bietern war auch ein protestantischer Bauer. Das hätte aber bedeutet, dass es an dieser Stelle keinen Prozessionsaltar mehr gegeben hätte. Da machte der Gastwirt Carl Schröck, in dessen Wirtshaus die Versteigerung stattfand, ein höheres Angebot und bekam den Zuschlag. In einem Vertrag schenkten er und seine Frau Caroline 1884 der katholischen Kirche 95 Quadratmeter, damit sie eine Kapelle bauen konnte. Dafür sollte sie die Unterhaltskosten übernehmen. Beim Bau der Kapelle erbrachten die Mitglieder der Pfarrgemeinde die meisten Arbeiten in Eigenleistung. Man hatte aber vergessen, die Schenkung im Grundbuch festzuhalten. Das führte knapp 20 Jahre später zu einem Streit, über den es im Pfarrgedenkbuch heißt: „Die Haschbacher betrachteten sich irrtümlicherweise als die Eigentümer der Kapelle, weigerten sogar dem Pfarrer, der die Kapelle reinigen lassen wollte, die Herausgabe des Schlüssels, leerten den Opferstock und legten ohne kuratelamtliche Kontrolle die Gelder in Kusel auf einer Vereinskasse an.“ Für die Nische hinter dem Altar hatte ein Mann namens Mulladier aus Lyon eine Statue gestiftet. Vielleicht war es eine Herz-Jesu-Darstellung, die später gestohlen wurde. Sie ist inzwischen durch die Marienfigur ersetzt, die aus Polen stammt. Das „Kapellchen“ ist nicht nur ein frommer, sondern auch ein sehr idyllischer Ort. Eine Sitzgruppe lädt zum Verweilen ein und bietet einen Blick auf Haschbach, den Potzberg und den Remigiusberg mit dem Turmhelm der Kirche. Aber vor allem nach Westen und Norden hat man eine weite Aussicht auf die Höhen westlich und nördlich von Kusel. |dhb

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