Eisenberg Ein „wissenschaftlicher Schatz“ vor der Haustür
Auf großes Interesse bei den Mitgliedern des Stadtrates und den gut zwei Dutzend Zuhörern bei der jüngsten Stadtratssitzung stießen die Informationen der Archäologen über die Ausgrabungen am römischen Vicus.
, Leiter der Direktion Landesarchäologie, Außenstelle Speyer, und Grabungstechniker Ulrich Mayer, der vor Ort in Eisenberg die Grabungen auf dem Vicusgelände leitet, beschäftigten sich bei ihren jüngsten Untersuchungen insbesondere mit den bisher verborgenen Geheimnissen und archäologischen Schätzen des Burgus (wir informierten in unserer Samstagausgabe). Bevor Ulrich Himmelmann zum aktuellen Forschungsstand kam, schlug er einen Bogen bis ins 19. Jahrhundert, als um 1820 erstmals Vermessungen der römischen Fundamente vorgenommen wurden. Die damalige Ergebnisse decken sich allerdings nicht mit den heutigen Funden. Von ernstzunehmenden Forschungen könne erst gegen Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts gesprochen werden, so Himmelmann weiter. Namen wie Mehlis und Sprater, der 1919 unter anderem die Einzelteile des Eisenberger Brotstempels ausgrub, fanden beim schnellen Ritt durch die Forschungsgeschichte gebührende Erwähnung. Himmelmann selbst kam 1992 als Student in Kontakt mit dem römischen Eisenberg. Damals wurden auf der Trasse der heutigen B-47-Umgehungsstraße die archäologischen Grabungen begonnen und das vermutliche römische Stadtzentrum freigelegt und wissenschaftlich gesichert. Als weitere Stationen nannte Himmelmann den 2003 errichteten Schutzbau und das zwischen 2008 und 2015 ausgegrabene Haus 22, das er als herausragend in Süddeutschland beschrieb und das einen „wissenschaftlichen Schatz“ darstelle. An dieser Stelle seien vier bis fünf Gebäude in mehreren Schichten übereinander nachweisbar. Eisenberg ist demzufolge in der antiken Zeit „nach oben“ gewachsen. Dass vor den Römern die Kelten vor Ort Eisen verarbeitet haben, ist anhand der Holzkohlenreste wissenschaftlich nachweisbar. Zeichnungen geben heute einen Eindruck von den verschiedenen Bauphasen der Siedlung. Bezüglich der Erkenntnisse aus den Grabungen im vergangenen Jahr überschüttete Grabungstechniker Ulrich Mayer die Zuhörer mit Dutzenden überaus interessanten Einzelheiten. Anhand von Münz- und Keramikfunden aus verschiedenen römischen Epochen können die Wissenschaftler Rückschlüsse auf die damalige Situation ziehen. Luftbilder und weitere technische Möglichkeiten, mit deren Hilfe beispielsweise Grundrisse und sogar der Untergrund zu erkennen seien, unterstützen die Arbeit der Archäologen. In fünf bis zehn Jahren werden Studenten mit ihren wissenschaftlichen Arbeiten die Grabungsergebnisse dokumentieren und wissenschaftlich auswerten, so Ulrich Himmelmann, der weitere Forschungsvorhaben in Eisenberg in Aussicht stellte. Zu dem im vergangenen Jahr im Burgus gefundenen Skelett mit dem komplett verunstalteten Körper mit gebrochenen Knochen informierte Himmelmann, dass es sich nach den bisherigen Erkenntnissen um eine männliche Person handele. Die weiteren anthropologischen Untersuchungen der Knochenfunde seien noch im Gange. Auf die Ergebnisse könne man gespannt sein, so der Leiter der Speyerer Landesarchäologie.