Rheinpfalz Ein politisches Familien-Trio

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Meckel. Heinz Junk, Ortsbürgermeister von Wolsfeld, betreibt zusammen mit seiner Frau eine Gaststätte. Manchmal taucht dort sein Bruder Johannes auf: Ortsbürgermeister des Nachbardorfs Meckel. Und dann kommt auch mal ein dritter dazu: Josef Junk, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Bitburg-Land. Dann reden die drei und tauschen Neuigkeiten aus – selbstverständlich im Eifeler Dialekt, so wie sie auch schon als Kinder zuhause miteinander geredet haben. „Es ist wichtig, dass man sich mit den Leuten in ihrer Sprache unterhalten kann“, erklärt Josef Junk. „In den Ausschusssitzungen der Verbandsgemeinde sprechen wir auch Eifeler Platt. Und wenn die Menschen zu mir kommen und was vom Bürgermeister wollen, schafft der gemeinsame Dialekt sofort eine gute, vertrauliche Atmosphäre.“ Die drei Brüder stammen aus Meckel und sind tief in der Eifel verwurzelt. Inzwischen haben alle die 60 überschritten und sind schon seit einer gefühlten Ewigkeit Bürgermeister. Heinz Junk seit 22 Jahren, Johannes seit zwölf und Josef war früher schon Ortsbürgermeister, bevor er vor sechs Jahren Chef der Verbandsgemeinde Bitburger Land wurde. Die Wahlergebnisse der drei werden immer besser, erreichen inzwischen 60, 70, 80 Prozent – offenbar wollen die Bürger das Trio nicht mehr missen. Sie lieben ihre Junks. Wie erreicht man so eine Popularität und woher kommt die Bereitschaft von gleich drei Brüdern, sich politisch so zu engagieren ? „Wir sind da reingewachsen“, erklärt Heinz Junk. „Und zwar über das Vereinsleben.“ Er selber hat immer Fußball gespielt und war dann im Verein Trainer, Jugendleiter, Kassenwart und auch sonst alles mögliche. Bei seinen Brüdern sieht es ähnlich aus. Stammtisch, Kegelclub, Pfarrgemeinderat – man war von Jugend an überall dabei und entdeckte die Lust am Gestalten und wie viel Freude es machen kann, sich für die Gemeinschaft einzusetzen. Und so pflegen die drei Brüder bis heute das Gegenteil von Politikverdrossenheit. Ein weiterer Grund für die gleichzeitigen Bürgermeisterkarrieren lag im Elternhaus. Der Vater, Hermann Junk, betrieb in den 60er Jahren ebenfalls Politik, und zwar für die SPD. „Das war damals unerhört, in Meckel SPD-Mitglied zu sein“, belustigt sich Josef Junk. „In der tiefschwarzen Eifel hat ein anständiger Mensch CDU gewählt. Unser Vater war da schon ein Exot und hat viel Mut bewiesen.“ Hermann Junk blieb ein Leben lang bei seiner Überzeugung und hat dadurch auch seine Söhne geprägt. Zwar ist nur Josef Junk eingeschriebenes SPD-Mitglied, aber „ein bisschen sind wir im Herzen alle rot“, gesteht Johannes. Das könnte neben dem Elternhaus auch mit der harten Jugend zusammenhängen. „Wir waren insgesamt sechs Kinder“, erinnert sich Heinz Junk. „ Da musste jeder mit anpacken. Wir haben uns bei den Bauern was verdient. Stall ausmisten, Rüben anpflanzen, Kartoffeln ernten – haben wir alles gemacht. Und morgens haben wir die Zeitung ausgetragen“. Die Sorgen und Nöte der kleinen Leute haben die drei Bürgermeister am eigenen Leib erfahren. Ein Grund für die gemeinsame sozialdemokratische Neigung. Allerdings: Eine der beiden Schwestern sorgt in der Familie für den politischen Ausgleich. „Die schwarze Erna“ ist überzeugte CDU-Anhängerin und war sogar einmal Chefin des CDU-Stadtverbands Bitburg. „Das macht aber gar nichts“, sagt Josef Junk und schmunzelt. Er weiß, dass die Familie immer Vorrang hat, und so hat ihn seine Schwester auch bei der Wahl zum Verbandsbürgermeister kräftig unterstützt. Geburtstage, Namenstage und Wahlerfolge werden in der Familie Junk immer gemeinsam gefeiert. Als Josef Junk mit 64 Prozent wiedergewählt wurde, hat sein Bruder ihm zu Ehren einen edlen Schnaps gebrannt. Mit einem Alkoholgehalt von genau 64 Prozent. Amtsmüdigkeit ist für die Bürgermeisterbrüder ein Fremdwort. Alle wollen weitermachen, zum Wohl ihrer Gemeinden. Sie werden sich die Sorgen der Milchbauern anhören, in den Gemeinderäten debattieren und Volksfeste besuchen. Ihrem Vater würde es gefallen. „Der war immer mächtig stolz auf seine drei Bürgermeistersöhne“, sagt Johannes Junk. „Wenn er jetzt vom Himmel runterguckt, ist er es wohl immer noch.“ Da bliebe allerdings noch das „Sorgenkind“, der jüngste Bruder, das Nesthäkchen Andreas Junk. Er ist kein Bürgermeister – wie kann das sein? „Das fragen wir uns auch“, sagt Josef Junk und lacht. „Eigentlich hatten wir gehofft, dass er Bürgermeister im Nachbarort Kaschenbach wird. Aber da hat er leider kein Grundstück bekommen.“ Und im Heimatort Meckel ist der Posten halt schon durch Johannes Junk besetzt. Vorläufig bleibt der Jüngste also ohne Amt und Würden. Ganz abgeschrieben ist der Traum vom Bürgermeisterquartett aber noch nicht. „Warten wir es ab“, meint Josef Junk. „Der Junge macht sich. Immerhin ist er jetzt schon mal im Pfarrgemeinderat.“

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