Rheinpfalz Ein neues Prunkstück in der Sammlung

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Mannheim. Das einstige Familienauto der Familie Benz, ein Tourenwagen vom Typ 8, Schlittschuhe von Carl Benz und viele weitere private Familienerbstücke gehören zu der Schenkung, die Gertrud Elbe-Benz dem Technoseum Mannheim gemacht hat. Einige der Objekte, darunter auch der Wagen, sind seit gestern in dem Museum ausgestellt.

Der Benz aus dem Jahr 1924, dunkelgrün und mit Verdeck, ist einer der letzten, der in der Fabrik Benz & Söhne in Ladenburg gebaut wurde. Und: Das Schmuckstück wurde von der Familie Benz selbst gefahren. Das beweist eine alte Fotografie, die Carl Benz mit seinen Söhnen Richard und Eugen in dem Fahrzeug zeigt. „Wenn man hinter dem Lenkrad sitzt, kann man fast noch den Schweiß riechen“, witzelte Hartwig Lüdtke, Direktor des Technoseums in Mannheim, bei der Präsentation der neuen Ausstellungsobjekte. Zu dieser „kleinen Sensation“ (Lüdtke) kam das Technoseum dank Gertrud Elbe-Benz. Die Witwe des 2010 verstorbenen Dieter Elbe-Benz, ein Urenkel von Carl Benz, hat dem Technoseum den Wagen und mehrere Tausend weitere Gegenstände aus dem Familienbesitz geschenkt. Elbe-Benz wolle diese so für die Nachwelt erhalten und für die Öffentlichkeit zugänglich machen, erklärte Lüdtke deren Anliegen. Da sei man als Museum natürlich stolz, dass sie das Technoseum als den am besten geeigneten Ort dafür auserkoren habe. Unstimmigkeiten mit Jutta Benz, ebenfalls eine Urenkelin von Carl Benz, habe man inzwischen aus dem Weg räumen können, versicherte Lüdtke. Jutta Benz ist Mitbesitzerin von 18 der geschenkten Objekte und hatte Anfang des Jahres verärgert auf die Schenkung reagiert. Unter anderem besaß sie Anteile an dem dunkelgrünen Wagen der Familie. „Wir konnten ihr ihre Anteile abkaufen“, teilte Lüdtke jetzt mit. Zu der gezahlten Summe machte er keine Angaben. Es sei Teil der Vereinbarung, darüber Stillschweigen zu bewahren. Auch den Wert des historischen Familienwagens konnte Lüdtke nicht nennen. So eine Rarität sei immer das wert, was Liebhaber eben bereit seien zu bezahlen, sagte er. Sicher sei auf jeden Fall, dass der Oldtimer „ein großer Fang“ für das Technoseum sei. Der Wagen ist laut Lüdtke einer der letzten von nur etwa 300 Stück, die in der Fabrik in Ladenburg gebaut wurden. Von diesem Typ gebe es heute keine fünf Modelle mehr weltweit. Bis vor Kurzem sei der 25 PS starke Wagen noch für Oldtimer-Ausfahrten genutzt worden. Im Frühjahr 2017 eröffnet im Technoseum der neugestaltete Automobilbau-Bereich, in dem einige der Objekte aus dem Benz-Nachlass, darunter der Benz von Carl Benz, gezeigt werden. Da das Konzept für den Bereich, der seit Längerem bereits umgebaut wird, schon vor der Schenkung gestanden habe, habe man anschließend umplanen müssen. Deswegen verzögere sich die Neueröffnung nun ein wenig, ließ der Direktor des Technoseums wissen. Außer dem schmucken Wagen gehören auch ein paar Schlittschuhe zu den geschenkten Objekten. Diese soll Carl Benz ebenfalls selbst gebaut und auch selbst gefahren haben. „Allerdings nur, bis ihm sein Arzt davon abriet“, berichtete gestern Hajo Neumann, Sammlungsreferent am Technoseum. Er wird in den nächsten Monaten die Benz-Objekte sichten, zu denen auch Möbelstücke, mehr als 4000 Fotografien, Dokumente und Briefe gehören. „Wir werden dadurch nichts Neues über die Geschichte des Automobilbaus lernen, aber wir erfahren mehr über die Familie Benz“, sagte Neumann zum Wert der Sammlungsstücke. Welchen noch unbekannten Schwank aus dem Leben von Carl Benz die Erbstücke vielleicht erzählen, muss in mühsamer Kleinarbeit erst einmal untersucht werden.

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