Rheinpfalz Ein Ausdruck persönlicher Frömmigkeit

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Lauterecken. Die Mehrzahl der Einwohner von Lauterecken ist protestantisch. Trotzdem gibt es in der Stadt zwei katholische Kapellen. Während eine deutlich sichtbar an der B 420 steht (wir berichteten), wurde die St.-Josefskapelle am Stadtrand errichtet.

Die kleine neugotische Kapelle wurde im Jahr 1903 an der Einmündung der Überlauterecker Straße in die Talstraße gebaut. Sie steht auf einem niedrigen Sockel, der den Niveauunterschied zur Straße ausgleicht. Zur Tür führen drei Stufen hinauf. Die Wände sind aus glatt behauenen gelben Sandsteinquadern gemauert, das steile Dach ist mit Schiefer gedeckt. Besonders kunstvoll ist die Vorderseite gearbeitet. Der spitze Giebel steht auf Pfeilern mit gegliederten Fundamenten und ähnlich gestalteten Kapitellen. Er ist mit einem großen Kreuz gekrönt, während am Ende des Dachfirsts ein kleineres Kreuz steht. An der Außenseite des Giebels enden die Mauern mit zwei schmalen Ziergiebeln, die bis in die Dachzone reichen und deren Kanten von kleinen Pfeilern gebildet sind. Die vertiefte Türe wird eingerahmt von zwei Säulen aus rotem Sandstein, die durch Schaftringe auf halber Höhe geteilt sind und mit einem Blätterkapitell enden. Das Feld über der Türe ist weitgehend gefüllt mit einem Dreipass. Die runde Öffnung in seiner Mitte enthält statt eines Fensters eine Scheibe mit Löchern, die einen Stern bilden. Den Übergang zum Giebel bilden ein „genaster Bogen“ mit flachen Spitzen nach innen und ein mehrfach quergeteilter Spitzbogen. Mit einem Spitzbogen enden auch die beiden Türflügel, deren Fenster mit schmiedeeisernen Gittern gesichert sind. Die Kapelle wird auf der Rückseite schmäler, so dass das Innere in einen quadratischen und einen beinahe dreieckigen Raum geteilt ist. Der hintere Teil ist ausgefüllt durch einen großen Altar aus Sandstein, der auf der Vorderseite mit zwei Dreipässen und einem Kleeblattkreuz geschmückt ist. In der spitzbogigen Nische über dem Altar steht eine farbige Statue des Heiligen Josef, der das Christkind mit einer Weltkugel in der Hand auf dem Arm hält. Die Wände und die Decke der Kapelle sind weiß gestrichen, die Rippen des Gewölbes sitzen auf Sandsteinkonsolen. Auch die Ränder der Nische sind mit schmalen Sandsteinen verziert. Die Kapelle verdankt ihre Entstehung dem Bauunternehmer Joseph Walter, der mit ihr seinem Namenspatron ein Denkmal gesetzt hat. Walter wurde 1856 in Westfalen geboren und zog nach Lauterecken, wo er mehrere Sandsteinbrüche besaß und zeitweise über 300 Arbeiter beschäftigte. Die Steine wurden für Straßen und Eisenbahnbauten verwendet. Walter war an der Entstehung von mehr als drei Dutzend Kirchen beteiligt, zu denen die Apostelkirche in Kaiserslautern und die Kirchen in Jettenbach und Hoppstädten gehören. Die Kapelle ist ein Ausdruck der persönlichen Frömmigkeit, aber auch ein Zeugnis der veränderten Josefsverehrung seit dem 19. Jahrhundert. Auf älteren Darstellungen steht er oft im Hintergrund oder erscheint als fürsorglicher Hausvater, der Feuer macht und Brei kocht. Dieses Bild änderte sich, als Papst Pius IX. ihn 1870 zum Schutzpatron der katholischen Kirche ernannte. In den nächsten 100 Jahren wurden Josef mehr Kirchen geweiht als allen anderen Heiligen. (dhb)

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