Rheinpfalz Drei Streifen auf den Puma gemalt

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GEISELBERG. Es war der 13. September 1961, als der Ehrenspielführer der deutschen Fußball-Nationalmannschaft und die Ikone des 1. FC Kaiserslautern, Fritz Walter, den Geiselberger Winfried Richter beim DFB-Pokalfinale in der Glückauf-Kampfbahn in Gelsenkirchen fragte: „Bu, was für Schuhe hast du denn da an?“ Es waren Puma-Schuhe. „,Geht gar nicht’, hat der Fritz gesagt“, erinnert sich der „Bu“ lachend. Wie aus den Puma- dann Adidas-Schuhe wurden, ist eine Anekdote, die Winfried Richter, der heute seinen 75. Geburtstag feiert, aus seiner Fußballzeit erzählen kann.

Das ging relativ einfach. „Unser Zeugwart hat den Puma-Streifen mit schwarzer Schuhwichse zugedeckt. Von den Schalkern, in deren Stadion wir spielten, haben wir uns weiße Farbe ausgeliehen und damit drei Streifen auf die Schuhe gemalt“, erinnert sich Richter schmunzelnd. Geholfen hat es nicht. Der FCK verlor das Finale 0:2 gegen Werder Bremen. In seinem Heimatort Geiselberg hatte Richter mit dem Kicken begonnen. Seine ersten Fußballschuhe besitzt er noch. Auf die war der schnelle Stürmer besonders stolz. Sein Onkel, der in Waldfischbach-Burgalben in der Schuhfabrik Libelle als Modelleur arbeitete, hatte sie für ihn gefertigt. „Mit Stollen“, deutet Richter auf das historische Paar. Das war die Besonderheit. Mangels Geld und Material waren damals meist die hölzernen Querstreben von Fußabstreifern unter Fußballschuhen zu finden. „Stollen waren selten“, sagt Richter. Bei einem Auswahlspiel mit der B-Jugend in Hauenstein wurde der 1. FCK auf sein Talent aufmerksam. „Die fragten, ob ich nicht mal ins Training kommen wolle“, erzählt Richter. Wollte er. „Die Frage war nur, wie schaffe ich das“, erinnert er sich. Ein Freund aus Geiselberg half. Der besaß ein Moped und fuhr Richter damit, wenn möglich, zum Training und zu den Spielen. Auch mit dem Zug ging es nach Kaiserslautern. „Das hieß dann von Geiselberg nach Steinalben laufen, mit dem Zug nach Kaiserslautern fahren, zum Betzenberg laufen, 90 Minuten spielen und wieder zurücklaufen“, erzählt Richter schmunzelnd. Fitnessprogramm pur. Einfacher wurde es, als er den Führerschein machte. „Dann hat mir der FCK ein Auto zur Verfügung gestellt, einen grauen Käfer“, erinnert er sich. Für den 1. FCK bestritt er 106 Oberligaspiele und erzielte 57 Tore. Die Oberliga war damals die höchste deutsche Spielklasse. Als er in die erste Mannschaft aufrückte, hatte Fritz Walter gerade seine Karriere beendet. „Fritz war der Chef. Wenn etwas nicht lief, hat er sich darum gekümmert, und dann lief es“, sagt Richter. Mit Ottmar Walter, Werner Liebrich und Horst Eckel spielte er zusammen beim FCK, meist als Mittelstürmer. „Das war immer meine liebste Position“, erinnert er sich. Als 1963 die Bundesliga eingeführt wurde, gehörte Richter zum FCK-Team, das die Qualifikation geschafft hatte. 71 Bundesligaspiele bestritt er insgesamt für die „Roten Teufel“, traf 14 Mal. Und hatte gute Gegenspieler. Uwe Seeler, Franz Beckenbauer, Karl-Heinz Schnellinger und viele mehr. Zwischendurch hatte er seinen FCK mal verlassen. Er spielte zwei Jahre in Saarbrücken in der Regionalliga. Ziel war der Bundesligaaufstieg. „Ist uns leider nie gelungen“, erinnert sich Richter, der sich nach der Zeit in Saarbrücken einen großen Traum erfüllte: „Ich wollte unbedingt mal im Ausland spielen. Die Schweiz war mein Traum.“ Er wechselte zum FC Luzern und spielte dort zwei Jahre in der Nationalliga A. Wie es der Zufall so wollte, war ein FCK-Mitglied beruflich bedingt in dieser Zeit in Luzern. „Der kam vorbei und hat gefragt, ob ich mir nicht vorstellen könnte, wieder zum FCK zurückzukehren“, erzählt Richter. Dem damaligen FCK-Präsidenten Willi Müller werde beim FCK zu wenig Pfälzisch gesprochen, lautete ein Grund für die Rückkehr-Anfrage. Richter kehrte zurück und lebt seither wieder in seinem Heimatort. „Ich bin Geiselberger“, sagt er. Und für seinen Ort setzt er sich, zusammen mit anderen engagierten Rentnern, seit Jahren ein. Eine richtig gute Truppe, sagt Richter. Den Schuhtrampelpfad, den die Geiselberger früher zu ihren Arbeitsplätzen in den Waldfischbacher Schuhfabriken liefen, hat die Truppe auf Vordermann gebracht, den Waldspielplatz realisiert und vieles mehr. „Das ist Kameradschaft“, sagt Richter. Die sei im Sport so wichtig wie im Leben. Die Geiselberger Rentner verbinde neben der Kameradschaft die Liebe zur Heimat. Mit Lebensgefährtin Waltraud ist er jeden Tag etliche Kilometer zu Fuß unterwegs. Oft rund um Geiselberg. Immer mit dem Blick dafür, wo es gilt, Wege wieder in Ordnung zu bringen, anzupacken. „Und es ist immer was zu tun“, sagt Richter lachend. Laufen hielt den Papa zweier sportlicher Söhne – einer spielt Fußball, der andere liebt das Radfahren – immer fit. Nach der Fußballkarriere entdeckte er die Liebe zu den Bergen. „Auf einen 3000er rauf, das war ein Traum“, sagt Richter. Auch der ging in Erfüllung. 40 Jahre lang spielte er in der FCK-Traditonself. Heute noch kickt der frühere Angestellte der Stadt Kaiserslautern jeden Montag in Pirmasens in einer Hobby-Mannschaft. „Da sind viele sehr, sehr gute Fußballer dabei“, freut er sich. Die Position hat er im Alter noch mal gewechselt. Jetzt steht er meist im Tor.

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