Rheinpfalz Die Schweizer Wurzeln der Etschberger

In der voll besetzten Halle des Dorfgemeinschaftshauses feierten die Einwohner mit zahlreichen Ehrengästen das „Kleinod“ Etschberg, das seit mehr als 650 Jahren liebevoll von Generation zu Generation gereicht werde. Mit diesen Worten begrüßte Ortsbürgermeister Uwe Theiß die Gäste und gab den Startschuss zu einem etwa dreistündigen Blick auf die Geschichte Etschbergs und die Feierlichkeiten am sonnigen Wochenende.

Nach einer kurzen Einleitung übergab der Ortsbürgermeister Kuseline und Etschbergerin Nadine Sooss das Wort, sie begrüßte die Ehrengäste. Dazu zählte auch Margit Conrad, gebürtige Etschbergerin und rheinland-pfälzische Europaministerin, die in Etschberg eine wunderschöne und glückliche Kindheit verbracht hat. Auch heute noch erinnere sie sich an viele Freunde und Bekannte aus Etschberg, vor allem aus der Schulzeit. Mitgebracht hatte sie den ehemaligen Kuseler Stadtbürgermeister und rheinland-pfälzischen Justizminister, Jochen Hartloff. Im Kabinett, erzählte Conrad, habe man gemeinsam den Terminkalender gewälzt, und beide freuten sich sehr, dass sie es zur Feier geschafft haben. Conrad wollte bei der 650-Jahrfeier Erinnerungen teilen, keine politische Ansprache halten. Passend schien ihr jedoch, einige Worte zur Verwaltungsreform zu sagen: Die „kleinen, liebenswerten Gemeinden“ wie Etschberg, in welchen sich immer Menschen für Ehrenämter begeistern könnten, sollten nicht nur erhalten, sondern gestärkt werden. Roland Paul, Direktor des Instituts für pfälzische Geschichte und Volkskunde, entführte die Etschberger Zuhörer in die Vergangenheit und begleitete sie in unterhaltsamer Weise durch die Geschichte Etschbergs. Der Blick in die Frühgeschichte sei schwierig, da sich keine Familiennamen finden lassen – die gab es zu dieser Zeit nicht. Seinen Anfang nahm Etschberg wohl um das Jahr 1000, erklärte Paul. Mit knapp zehn Einwohnern startete Etschberg schließlich ins 14. Jahrhundert. Doch der 30-jährige Krieg von 1618 bis 1648 brachte großes Leid, die Pest habe den Etschberger Siedlern zugesetzt. Vom Zu- und Abwandern in den folgenden Jahrhunderten erzählte der Historiker: Aus der Schweiz, Tirol, vom Niederrhein kamen Menschen. Die Familien Diehl, Decklar, Braun und Röbel siedelten um das Jahr 1681 in Etschberg. Diehl und viele andere Westpfälzer zog es im 19. Jahrhundert nach Nordamerika (Pennsylvanien, Pittsburgh, Washington, Denver, New York), aber auch nach Südamerika und Kuba wanderten viele Menschen der Region aus. Als Paul mit seinen Ausführungen Anfang des 20. Jahrhundert angekommen war, horchte die 83-jährige Martha Raab auf. Einige Namen sind ihr aus ihrer frühen Kindheit noch bekannt. Kurze Zeit später konnte sich die Etschbergerin nicht mehr zurückhalten und begann aus ihren Erinnerungen zu erzählen: „Am 18. März 1945 sollte ich eigentlich zur Kommunion gehen.“ Doch dazu kam es nicht, denn ein Fliegerangriff unterbrach die Messe. Ein unglaubliches Ereignis, erinnert sich Raab und man sieht ihr an, dass sie einen Strom von Geschichten zurückhalten muss. (rma)

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