Rheinpfalz Die Qualen eines leidenschaftlich frustrierten Musikers

In der historischen Zehntscheune auf Burg Lichtenberg gab es am Samstag einen mitreißenden Theaterabend. Der Kellerclan, die Theater-AG des Gymnasiums Kusel, wusste die zahlreichen Zuschauer mit einer eigenen Version von „Der Kontrabass“ zu begeistern.

Der Einakter von Patrick Süskind, uraufgeführt im Jahre 1981, gehörte einst zu den meistgespielten Stücken und hat bis heute nichts von seiner Beliebtheit bei Theatermachern eingebüßt. Der Kellerclan zeigte sich kreativ und zeigte frei nach dem Ein-Mann-Stück ein „musikalisch-literarisches Kabarett“. Benjamin Utzig verkörperte den namenlosen Hauptdarsteller, den Kontrabassisten, tätig als Orchestermusiker, Anfang 30. Dieser startete gleich mit einem fulminanten Auftakt: Euphorisch erläuterte er in allen Einzelheiten die Liebe zu seinem Instrument. „Was wäre das Orchester ohne Kontrabass? Er ist das Herzstück des Orchesters!“ An der Seite der Hauptfigur sind seine „Reflexionen“, zwei liebreizende Damen mit knallfarbenen Perücken, welche die zwei Seiten des Kontrabassisten, eine eher aktive und die andere nachdenklich-passive, darstellen sollen. Gespielt wurden die beiden von Linda Müller und Gitta Utzig. Das Trio sinnierte im ersten Teil der Aufführung ausgiebig über die Bedeutung des Kontrabasses. Der Zuschauer bekam schnell einen tiefen Einblick in die Welt eines Vollblutmusikers. Leidenschaftlich demonstrierte die Hauptfigur die tonale Bandbreite des geliebten Kontrabasses. Ein Exkurs in die Geschichte der klassischen Musik samt kleiner Anekdoten über berühmte Komponisten komplettierte diese Eindrücke. So habe Beethoven bei so manchem Wutanfall gar Klaviere zertrümmert, aber nie einen Kontrabass; Wagner hingegen sei der erklärte Feind eines jeden Kontrabassisten, da seine Noten für dieses Instrument kaum spielbar seien. Die Hauptfigur – der Kontrabassist – so ließ er die Zuschauer wissen, hat sein Leben wahrlich der Musik verschrieben: Seine Wohnung ist mit Akkustikplatten ausgelegt und somit schallgedämpft. Verliebt ist die Hauptfigur heimlich in die schöne Sopranistin des Staatsorchesters, Sarah (gespielt von Justine Steiner-Kuhn). Wie kann er sie bloß je für sich gewinnnen? Im zweiten Teil zeigte sich mehr und mehr das wahre Gesicht des Kontrabassisten: Der Job als Musiker ist schlecht bezahlt und bei so manchen Konzerten ist der einzige Höhepunkt das Saufgelage danach. Eigentlich hasse er das Instrument, denn es sieht aus wie „eine alte, hässliche und unförmige Frau“. Jeder im Orchester habe mehr Einfluss als er, und wenn die Posaune aus dem letzten Eck des Saals ertöne, bringe auch das perfekteste Spiel des Kontrabassisten nichts. Musikalische Einlagen lockerten die Atmosphäre zusätzlich auf und verpassten der Interpretation eine ganz eigene Note: Hannah Wissinger überzeugte mit Musicalstücken wie „Phantom of the Opera“, Pascal Horbach trommelte am Cajon und Jeremias Arf brillierte am Klavier. Der Kontrabassist zieht zermürbt ein Fazit: „Ich brauch immer eine Frau, die ich nicht kriege. Aber so wenig wie ich sie kriege, brauch ich auch wieder keine.“ Für Lacher sorgte das Zusammenspiel des Kontrabassisten und des Handwerkers, dargestellt von Pascal Gilcher. Der bemerkte lakonisch: „Hier ist doch irgendwo eine Schraube locker.“ Zum Schluss gab es lauten Beifall für das gesamte Ensemble und besonders für Benjamin Utzig. Dieser spielte die zwiegespaltene Hauptfigur grandios und scheute auch nicht vor Gesang oder einem experimentellen Ausdruckstanz. Äußerst zufrieden zeigte sich auch Doris Eichert, Leiterin des Kellerclans. „Das Publikum ist begeistert, und ich bin es auch“, berichtete sie. Das besondere an diesem Stück sei die Mischung aus Kabarett und Musical. Rund zwei Jahre wurde mit Schülern sowie Ehemaligen geprobt. Das Ergebnis konnte sich wirklich sehen lassen. (orr)

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