Rheinpfalz Der Wald und die Splitter
84.000 Euro Gewinn machte die Gemeinde Niederschlettenbach in den vergangenen zehn Jahren in ihrem Gemeindewald. Es hätte noch mehr sein können. Aber die Relikte des Zweiten Weltkriegs hinterließen auch im Forsthaushalt ihre Spuren. Nun hofft man auf eine Entschädigung durch das Land. Die Verhandlungen laufen.
„Alles, was im Bereich der Westwall-Bunker ist, hat Splitter“, fasste Revierförster Richard Engel in der Gemeinderatssitzung am Donnerstag die Situation im Gemeindewald zusammen. Und Bunker gab es einige rund um den Ort – im Wieslautertal Richtung Frankreich ebenso wie in Richtung Erlenbach, wo die eigentliche Westwalllinie verlief. Nun ist es eigentlich heutzutage kein Problem mehr, mit technischen Mitteln die eingewachsenen Granat- und sonstigen Munitionsreste im Holz zu erkennen. Aber das Herausschneiden lohnt sich für die Sägewerke nur, wenn sich nicht allzu viele dieser Splitter im Stamm befinden und der dennoch zu einem Großteil weiterverarbeitet werden kann. In Niederschlettenbach gibt es aber viele Bestände, die stark besplittert sind. Die wurden bislang ins Elsass verkauft. Aber der einzige Abnehmer solchen Holzes will jetzt auch nicht mehr. „Wir gehen inzwischen schon gar nicht mehr in solche schwer besplitterten Bestände. Lieber lassen wir diese Bäume stehen und hoffen, dass wir irgendwann mal wieder einen Abnehmer finden“, so Engel. Früher habe man solche problematischen Bestände an Selbstwerber abgegeben. Aber die dürfen inzwischen aus Gründen der Unfallverhütung selbst keine Bäume mehr fällen. „Wenn ich die Bäume durch einen Unternehmer fällen lasse und der die dann als Polderholz an den Weg zieht, muss ich 25 bis 30 Euro für den Festmeter verlangen. Das zahlt kein Mensch“, zeigte der Revierförster die Misere auf. Zum Vergleich: Früher verlangte der Förster für solches Holz fünf Mark pro Ster. Im Auftrag der Gemeinde verhandelt der Leiter des Forstamts Wasgau, Hubertus Bark, seit dem vergangenen Jahr mit dem Land, um eine Entschädigung für die Gemeinde zu erreichen, die für die Kriegsschäden in ihrem Bereich nichts kann. Üblicherweise bezuschusst das Land in solchen Fällen dann die Pflanzung neuer Bäume. Das Problem für Niederschlettenbach ist aber die derzeit geltende Geringfügigkeitsgrenze von 2500 Euro. „Um diesen Zuschuss zu bekommen, müsste man also für 5000 oder 7000 Euro anpflanzen. Das würde aber bedeuten, dass man vorher eine entsprechend große Fläche räumen müsste“, führte Engel aus. Dafür wiederum sei aber der Niederschlettenbacher Gemeindewald zu klein. „Vielleicht wird es was geben. Aber das wird nicht viel sein“, machte der Förster dem Rat am Ende doch etwas Hoffnung. Der konnte sich damit trösten, dass im vergangenen Jahr der Ertrag im Gemeindewald mit knapp 12.000 Euro fast doppelt so hoch ausfiel wie ursprünglich erwartet. Auch in diesem Jahr rechnet der Förster mit einem Gewinn in etwa dieser Größenordnung – und das, obwohl nur 80 Prozent des geplanten Hiebs tatsächlich eingeschlagen wurde. Ein Unternehmer, der diese Maßnahme hätte durchführen sollen, konnte seinen Sachkundenachweis nicht zeitgerecht vorlegen, erläuterte Engel hierzu. Im nächsten Jahr soll mit 2000 Festmetern etwas mehr Holz als in den Jahren zuvor geschlagen werden, um den regulären Hiebsatz des Forsteinrichtungswerks –1700 Festmeter im Fünf-Jahres-Durchschnitt – zu erreichen. Vorgesehen sind Maßnahmen unter anderem am Nestelsberg, am Mückenkopf und in der Münzhalde. In einem Steilhang des Portzbachs soll ein Seilkran zum Einsatz kommen, ebenso am Bubenfels. Vielleicht greift man hier aber auch wieder wie im vergangenen Jahr auf ein Rückepferd zurück. Insgesamt soll im nächsten Jahr ein Gewinn von 5000 Euro erzielt werden. Der Gemeinderat stimmte dem Forsthaushalt einstimmig zu. (hll)