Rheinpfalz Der Torhüter als Libero

Porto Alegre (öpf). Torhüter Manuel Neuer war am Montag der mit Abstand beste deutsche Spieler.

Der hochmoderne Fußball wurde am Montag während der WM-Achtelfinal-Partie zwischen Deutschland und Algerien (2:1 n.V.) noch einmal an seine Vergangenheit erinnert. In dem Spiel gab es die Renaissance des Liberos. Das Überraschende daran: Den Libero gab kein Geringerer als Deutschlands Torhüter Manuel Neuer. Bei drei, vier Gegenstößen stoppte der Keeper die Algerier außerhalb seines Strafraums, er verließ wagemutig sein ureigenes Revier. Gäbe es eine Antrittsprämie, Neuer, der doppelte Neuer, hätte gleich zwei verdient! Schon mal einen besseren Libero gesehen? „Seit Franz Beckenbauer nicht“, beschied Andreas Köpke. Der DFB-Torwarttrainer, so betonte er, hält nichts von den ganzen Ranglisten, im Moment ist für ihn jedoch Manuel Neuer ganz sicher der kompletteste Torhüter der Welt. „Natürlich ist auch Risiko dabei, aber wir stehen zu dieser Spielweise“, sagte Köpke. Aber ist diese tollkühne Spielweise nicht deshalb vonnöten, weil es einen Fehler im System gibt? Neuer ist da anderer Meinung. „Nein, das sehe ich nicht so. Die Vorderleute wissen, dass ich da bin. Wobei die Beschaffenheit des Platzes wichtig ist. Der nasse Rasen kam mir entgegen. Wenn es ganz trocken ist, wird es gefährlicher, da sind die Bälle schwieriger abzustoppen“, erläuterte Neuer. Der Keeper: „Ich habe ja schon ein paar Spiele gemacht, es ist dennoch ein schmaler Grat, ich will immer die richtige Entscheidung treffen.“ Die richtige Entscheidung für die Mannschaft wohlgemerkt. Bei den heiklen Situationen mit Islam Slimani (9.), Sofiane Feghouli (28.) und in der 71. Minute wieder mit Slimani, da klärte Neuer per Kopf und verhinderte weit draußen Gegentore. „Neuer hat uns vor einigen ganz gefährlichen Situationen bewahrt, er hat in letzter Sekunde gerettet“, wusste Bundestrainer Joachim Löw. Die Crux: Bei weiten Bällen aus der algerischen Hälfte zeigte sich die hoch stehende deutsche Abwehr sehr anfällig. Die Algerier haben die deutschen Schwächen vor dem Spiel genau studiert. Nach Ansicht von Andreas Köpke ist der Feldspieler Manuel Neuer mindestens für die Dritte Liga geeignet. „Mike Büskens hat das auch einmal gesagt“, erinnerte sich Neuer am Montag nach dem Spiel. Neuer pflegt (meistens) einen sehr gezielten Abschlag, seine weite Bälle sind Waffen. Stürmer André Schürrle wäre gegen Algerien beinahe einmal durch gekommen nach einem langen Ball des Bayern-Keepers. Seine Schulterverletzung von vor der WM, ein besorgniserregendes Thema, ist vergessen. Zum Mann des Spiels wurde der ebenfalls überragende algerische Torhüter Rais M’Bohli gekürt, Andreas Köpke dazu: „Wir sind im Viertelfinale, da soll es mir recht sein.“ Manu, der Libero. Manni, der Libero, das hatten wir einmal. Als Jugendserie, mit Thomas Ohrner, im Jahr 1981. Das war auch im vergangenen Jahrhundert.

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