Rheinpfalz Der Kölner Dom kommt in Trümmern an

Geschätzt eine Million Steine hat Jürgen Bramigk (links) für „seinem“ Kölner Dom verbaut. Martin Schild, Motor der Lego-Ausstell
Geschätzt eine Million Steine hat Jürgen Bramigk (links) für »seinem« Kölner Dom verbaut. Martin Schild, Motor der Lego-Ausstellung auf der Kaiserslauterer Gartenschau (rechts), und, im Hintergrund, Carsten Krusch legen noch mal Hand an.

Ein Bild der Zerstörung: Der Kölner Dom liegt in Trümmern. Zum Haareraufen zwar, aber trotzdem weniger schlimm als ein Beinbruch. Dass die Bauteile der Kathedrale arg lädiert auf der Gartenschau angekommen sind, wird kein Lego-Freund mehr merken, wenn die Schau am 26. März ihre Pforten öffnet. Kurzerhand hat der Bauherr eine beinharte Nachtschicht eingelegt. Binnen 13 Stunden war das Werk vollendet. Danach war lautes Aufatmen bei den Gastgebern vom Verein Lauter Steine und dem „Domherrn“, Jürgen Bramigk, zu vernehmen.

Schöne Bescherung: Als Jürgen Bramigk am Samstag die zweite und die dritte Kiste öffnet, ist er der Schnappatmung gefährlich nahe. Martin Schild kann in diesem Moment noch diebisch grinsen. Fertigt rasch ein Foto und schickt es umgehend an David Lyle. „Wir haben ein Problem“, teilt der Lego-Freak von Lauter Steine dem Gartenschau-Chef mit. „Mal sehen, was er antwortet“, lacht sich Schild ins Fäustchen. Nun, Lyle zeige sich tiefenentspannt, teilt Schild Minuten später mit. „Ich glaube, er hat die Tragweite nicht ganz erfasst.“ Schild selbst, Chef von Lauter Steine und Motor der Lego-Ausstellung auf der Gartenschau, geht’s nicht viel anders. Das aber soll sich ändern, als das ganze Ausmaß des Transportschadens klar wird. Konsequenz: Auch Schild hat sich die Nacht zum Sonntag um die Ohren hauen müssen. Welch eine Leistung: Binnen gut zwölf Stunden haben es Baumeister Bramigk und seine Helfer geschafft, das Wahrzeichen Kölns zu restaurieren. Eigentlich wollte der Erbauer gegen 15 Uhr am Samstag die Domplatte fertig „geplättelt“ haben. Pustekuchen. Zu jener Stunde trudelten der in einem Örtchen nahe Wuppertal beheimatete Lego-Fan samt seines Begleiters Carsten Krusch erst in Kaiserslautern ein. Mit einem Schaden am Auto hatte es schon mal übel begonnen. „Na, das kann ja heiter werden ...“, dachten sich Schild wie seine in der Halle versammelten Mitstreiter. Sie hatten am Wochenende einmal mehr Hand angelegt, sind weiter dabei, die Ausstellung für die Gartenschau-Eröffnung am 26. März auf Vordermann zu bringen. Dass die Domteile so spät anlandeten – sei’s drum. Dass allerdings einige der sogenannten Module, in die Bramigk sein Gesamtkunstwerk zu Transportzwecken zerlegte, derart in sich zusammenfallen könnten, damit war nicht unbedingt zu rechnen. Die Schäden rühren noch von einer Portugal-Reise, die der Dom unlängst angetreten hatte. Die Spedition sei nicht sonderlich sorgsam damit umgegangen, fasste Bramigk seinen Ärger in moderate Worte. Hat er vor Zorn ein Lego-Männchen erwürgt? „Ich habe geflucht, etwas gegessen, etwas getrunken – und mich dann in die Reparatur gestürzt“, blickte er zurück. Relativ entspannt waren Bramigk, sein Helfer Carsten Krusch – ebenfalls mit kreativer Ader ausgestattet und derzeit am Kölner Bahnhof bastelnd – auch am Sonntagmittag. Da waren Dom und Platte fast fertig restauriert. Als der Baumeister die Sakristei auspackte, um das Werk zu krönen, da strahlte der Dom bereits in voller Größe auf dem eigens gefertigten Podest im Scheinwerferlicht. „Ich kann nur schätzen. Sicherlich eine Million“, bezifferte Bramigk die Anzahl der Steine, die er da verbaut hat. In gut zwei Jahren hat er das Sakralgebäude gefertigt – allerdings unter starkem Druck. Die Kathedrale sollte 2008 zur Präsentation auf einer Messe fertig sein. „Der Präsident unseres Lego-Clubs hat mir versprochen: Wenn ich es schaffe, besorgt er mir die Steine.“ Bramigk hat es geschafft. Unter solchen Bedingungen aber möchte er nicht mehr arbeiten. Derzeit feilt er an der Sagrada Familia, dem Nachbau der Gaudi-Basilika in Barcelona. Die ist bekanntlich noch immer eine Baustelle. Grundsteinlegung war 1882, 2026 soll sie fertig sein. Gut möglich, dass zu diesem Termin auch Bramigk letztmals Hand an sein Modell anlegt. „Mir eilt es aber nicht“, kommentiert er den zurzeit eher gemächlichen Baufortschritt an seinem „Lebenswerk“. Wer so was Großartiges nachbauen kann, brauche sich vor nichts mehr zu fürchten, meint Schild. „Wir haben bisher die Leute anfragen müssen. Inzwischen ist es so, dass sie bei uns anfragen, ob sie mal kommen und was zeigen dürfen“, schildert der Lauter-Steine-Chef den Stellenwert, den sich die ins vierte Jahr startende Lego-Ausstellung der Gartenschau inzwischen erworben hat. Beim Dom ist das etwas anders: „Das ist Erste Liga“, zollt Schild dem Kollegen aus dem Bergischen Land größten Respekt. An den Dom in Trümmern erinnern nur ein paar Fotos. Frisch restauriert, lässt er sich ab 26. März auf der Gartenschau bestaunen.

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