Rheinpfalz Der Herr der Pfeifen
Bad Dürkheim. Er selbst bezeichnet seinen Beruf als „exotisch“: Daniel Orth, 22 Jahre, lässt sich zum Orgelbauer ausbilden. Der Dürkheimer hat schon Instrumente in Paris, Graz und sogar in der Grabeskirche in Jerusalem aufgebaut. Auch sein zweiter „Beruf“ verdient das Attribut „exotisch“ nicht minder: der des Glockensachverständigen.
26 Stufen geht es hoch zur Orgel-Empore in der Dürkheimer St. Ludwigskirche. Daniel Orth läuft die Treppe hoch, nimmt ein Notenbuch aus seiner Tasche, schlägt es auf und setzt sich hinter die Tasten. Noch ist es still in der Kirche, nur eine Touristin läuft das Schiff entlang. Als die ersten Töne erklingen, schaut die Frau erstaunt nach oben, dann lacht sie. „Ich bin fasziniert von der unglaublichen Klangvielfalt“, sagt Orth. „Mit der Orgel kann man ganz viele Instrumente nachahmen.“ Nicht umsonst bezeichne man sie auch als „Königin der Instrumente“. Im nächsten Moment zeigt Orth, was er damit meint. Er spielt mit den Klangfarben, bedient die unterschiedlichen Register. Mal klingt die Orgel nach einer Trompete, dann erklingen die zarten Töne einer Flöte. „Man kann so leise spielen, dass eine Maus es nicht hört und so laut, dass einem die Ohren wegfliegen“, sagt der 22-Jährige und lächelt. Beim Bau der Orgel in der Ludwigskirche hat Daniel selbst mitgeholfen. Denn 2010 hat er ein Praktikum bei einem Orgelbaubetrieb gemacht. „So entstand auch mein Wunsch, Orgelbauer zu werden“, erzählt er. Es sei ein tolles Gefühl gewesen, zu wissen, dass man an einer Orgel mitgeholfen hat und es geschafft hat, „dass gute Musik rauskommt“. Und so startete er 2012 seine Lehre als Orgelbauer bei einem großen Unternehmen am Bodensee. „Ich wollte zu einem großen Betrieb, weil man da mehr sieht. Ein kleiner macht vielleicht eine Orgel in zwei Jahren, ein großer acht bis zehn pro Jahr.“ Dreieinhalb Jahre dauert die Lehre. Die Dauer sei der Komplexität des Berufs geschuldet, sagt Orth. Orgelbau bedeute Schreinern können, sich mit Metallbau und Elektronik auskennen und auch die Intonation ist Sache des Orgelbauers. All das zu erlernen, dauere dann schon mal 9000 bis 10.000 Stunden. „Ich habe mitunter eine 50-Stunden-Woche oder mehr. Wenn man unterwegs ist, muss man häufig auch samstags arbeiten“, sagt Orth. Seit sechs Jahren spielt er ab und zu auch in Gottesdiensten in Dürkheim die Orgel. Durch seinen Vater kam er zu diesem etwas ungewöhnlichen Hobby. „Ich fand das Instrument so interessant, dass ich es auch spielen wollte.“ Nun bekommt er im Zuge seiner Ausbildung weiter Orgelunterricht. Zwar sei es keine Voraussetzung für seinen Beruf, Orgel spielen zu können, sagt Orth, aber es sei „schön, wenn man an einem Instrument gearbeitet hat, es auch spielen zu können und das Ergebnis zu hören“. Auch seine Nebentätigkeit überrascht etwas. Denn Orth interessiert sich ebenso für Glocken. „Nebenberuflich“, wie er sagt, lässt er sich deshalb noch zum Glockensachverständigen ausbilden. „Diese tonnenschweren Instrumente, die im Kirchturm hängen, faszinieren mich einfach. Sie gehören fest zum Leben dazu“, versucht er sein Interesse zu beschreiben. In Bad Dürkheim sei er übrigens schon auf allen Kirchtürmen gewesen. Besonders toll findet er die Schlosskirche, „wegen der filigranen Kreuzblumen“. Was ihn aber besonders beeindrucke sei, dass keine Glocke wie die andere klinge.