Rheinpfalz Der Bolide des maskierten Rächers
Der Neunkircher Thorsten Bäumler, Sammler exklusiver Sportwagen, ist stolzer Besitzer des „Batmobils“, das 1989 beim Dreh des „Batman“-Actionfilms als fahrbarer Untersatz für Hauptdarsteller Michael Keaton diente. Die Spezialanfertigung mit brüllendem V8-Motor wird derzeit von dem Homburger Autosattler Frank Schmidt mit einer neuen Fahrerkabine ausgestattet – komplett mit dem Instrumentenbrett eines Kampfflugzeugs vom Typ MiG-29.
„Als Thorsten Bäumler bei uns im Hof aufs Gas drückte, glaubte meine Tante im Nachbarhaus, dass hier gerade ein Hubschrauber landet“, erzählt Frank Schmidt, in dessen Firmengarage in Homburg-Sanddorf der spektakuläre Bolide aufgemöbelt wird. „Im Film war das ,Batmobil’ nur von außen zu sehen. Für den Fahrer im Cockpit gab es nur das Lenkrad und ein paar Knöpfe“, berichtet Schmidt, warum es für ihn hinter den Kulissen der rollenden Attraktion nun jede Menge Arbeit gibt. Die Sanddorfer Werkstatt verpasst dem zuvor spartanisch eingerichteten „Batmobil“ in den kommenden Wochen und Monaten zwei Sitze in Karbon-Lederoptik, Teppichboden für den Fußraum und das Flugzeug-Armaturenbrett aus sowjetischer Militärproduktion. Dieses Accessoire aus der MiG-29 hat Thorsten Bäumler auf ähnlich verschlungenen Liebhaber-Wegen aufgetrieben wie das „Batmobil“ selbst: „Ein namhafter Sammler – seinen Namen wollen wir hier nicht nennen – hatte das Auto 20 Jahre lang besessen. Ab und zu hat er es mal an Freizeitparks und für Fotoaufnahmen an gute Freunde verliehen, so wie ich es auch plane.“ Als der frühere Eigner des „Batman“-Renners seine exklusive Sammlung auflöste – diese hatte so absonderliche Filmrequisiten wie einen funktionierenden fliegenden Teppich und eine rasende Telefonzelle mit 600 PS umfasst –, vermittelte ein Bekannter den Kontakt zu dem Neunkircher Thorsten Bäumler, der seinerseits mit ziemlich ausgeflippten Fahrzeugen und Oldtimern handelt. Wenn er nicht gerade damit beschäftigt ist, zu Hause seine Corvette, den Excalibur oder den 1959er Cadillac zu wienern. „So etwas hat man halt, um es zu besitzen“, beantwortet der 40-jährige Bäumler die Frage, was zum Teufel man denn mit einem „Batmobil“ anfängt, mit dem man ja garantiert niemals über deutsche Straßen brausen darf. Obwohl das ungedämmt röhrende 6,6-Liter-V8-Triebwerk der Marke Oldsmobile das glitzernde Kino-Requisit locker auf 210 Sachen katapultieren könnte, wenn der Fahrer dazu irgendwo die Gelegenheit hätte. Für den ersten „Batman“-Streifen waren 15 Exemplare dieses Boliden angefertigt worden. Mehrere davon gingen bei den Dreharbeiten gezielt in Flammen auf, einige wurden später verschrottet. Ein weiteres – sogar mit eingebautem Flammenwerfer bestückt – steht heute in der Privatgarage der US-Talkshow-Ikone Jay Leno. „In England steht im Moment noch ein ,Batmobil’ zum Verkauf“, hat Thorsten Bäumler im Internet erfahren: „Zum Preis von 180.000 Pfund. Das sind etwa 220.000 Euro.“ Und was hat der Neunkircher für sein sechseinhalb Meter langes und 2,5 Tonnen schweres Spielzeug bezahlt? Hier schweigt der Kenner, ehe er sich lächelnd zur vagen Andeutung „sechsstelliger Betrag“ hinreißen lässt. In dem Sanddorfer Autosattler Frank Schmidt hat Thorsten Bäumler den Partner gefunden, der seinen PS-Schätzen den letzten optischen Pfiff verleiht. „Ich habe für ihn schon mehrere Sammlerstücke aufbereitet“, erläutert Schmidt, in dessen Werkhalle neben dem „Batmobil“ zurzeit noch ein bis aufs Skelett ausgeweideter Mercedes 170 aus dem Jahre 1936 steht – in guter Hoffnung auf baldigen neuen Glanz. „Als wir das ,Batmobil’ im offenen Hänger nach Sanddorf transportierten, brach in Homburg das blanke Chaos aus“, erinnern sich Schmidt und Bäumler: „Die Leute ließen ihre Autos mitten auf der Straße stehen, machten Fotos und hupten begeistert. Das hat schon Spaß gemacht ...“