Rheinpfalz Den Pfarrer vertreten, damit er bauen konnte
NIEDERSCHLETTENBACH. Am heutigen Dienstag, 12. April, feiert Pfarrer Wilhelm Mertz in Niederschlettenbach seinen 90. Geburtstag. Aus diesem Anlass hat die Pfarrei Heiliger Petrus Dahner Felsenland zu einer kleinen Feier eingeladen. Um 17 Uhr findet in der St. Laurentiuskirche ein Dankamt mit dem Leiter der Pfarrei, Pfarrer Bernd Schmitt, statt. Anschließend ist zu einem Stehempfang ins Pfarrheim eingeladen, mit der Möglichkeit, dem Jubilar zu gratulieren.
Pfarrer Wilhelm Mertz kann auf ein ereignisreiches Leben zurückschauen. Er ist in Erfweiler geboren, seine Vorfahren stammen jedoch aus der Pfarrei Niederschlettenbach. Sein Vater betrieb in Erfweiler Landwirtschaft. Ein Mädchen und fünf Buben zog die Familie dort groß. Zwei seiner Geschwister sind im Krieg gefallen. Was waren die Beweggründe für ihn, einmal Priester zu werden? Schon in den Kinder- und Jugendjahren sei bei ihm dieser Wunsch entstanden, erzählt Mertz. Damals sei man auch noch stärker mit der Kirche verbunden gewesen. „Ich war stolz darauf, in Erfweiler Messdiener gewesen zu sein.“ Die Kapläne aus Dahn hätten sein Leben beeinflusst. Nach der Grundschule habe sich der Dahner Pfarrer Hafen für ihn eingesetzt und ihm einen Platz im bischöflichen Konvikt in Landstuhl ermöglicht. „Dort war ich aber nicht lange“, bedauert er. Zwischenzeitlich war im September 1939 der Krieg ausgebrochen – mitten in der Ferienzeit. Da Erfweiler in der Roten Zone lag, wurde die ganze Familie evakuiert. Der damals 13-Jährige musste ebenfalls mit. „Auf dem Weg ins Rechtsrheinische hat uns die Schwester meiner Schwägerin in der Vorderpfalz abgeholt. Die hat uns mitgenommen nach Speyer, wo sie wohnte. In Speyer waren wir dann untergebracht. Aus diesem Grund bin ich dann ins bischöfliche Konvikt in Speyer eingetreten und habe dort die Schule besucht.“ 1943 wurde Mertz zusammen mit seiner ganzen Klasse als Luftwaffenhelfer eingezogen. Die 17-jährigen Schüler waren unfreiwillig zunächst in Mannheim eingesetzt. „Die Stadt wurde ständig bombardiert“, erinnert er sich. Auch die Stellung der Schüler in Seckenheim wurde hierbei an Silvester 1943 schwer getroffen. Es gab mehrere Tote, vier Buben aus seiner Klasse mussten damals ihr Leben lassen. Im Alter von 18 Jahren wurde Mertz zum Arbeitsdienst nach Metz eingezogen. „Die wollten mich unbedingt in die Waffen-SS stecken, was ich jedoch überhaupt nicht wollte“, so Mertz. Um dem Druck, der gegen ihn aufgebaut wurde, aus dem Weg zu gehen, hat er sich dann freiwillig zur Marine gemeldet. Nach der Ausbildung in Wilhelmshafen und Glückstadt wurde er in Jütland stationiert. Als die Kriegslage immer prekärer wurde, sollte er seine Bereitschaft für „jede Art von Feindeinsatz“ erklären. Was damit gemeint war, war ihm sofort klar. „Ich habe meine Unterschrift hierzu verweigert!“ Aus diesem Grund wurde er zu einer normalen Marine-Einheit in Ostfriesland und danach nach Sylt versetzt. Bei Kriegsende im Mai 1945 kam er in englische Kriegsgefangenschaft ins Lager St. Peter-Ording. „Wir waren da in Ställen untergebracht, weil zu diesem Zeitpunkt das Vieh auf den Weiden war. Die hygienischen Zustände waren katastrophal.“ Nach einiger Zeit wurden die Schüler aus den Lagern herausgezogen. In Büsum erhielt Mertz dann Unterricht zur Vorbereitung auf das Abitur. Erst Ende 1946 kam er nach Hause, ging aber wieder zurück in seine Schule nach Speyer, wo er mit seiner alten Klasse im folgenden Jahr das Abitur machen konnte. „Es war das erste französische Zentral-Abitur.“ Jetzt stand er wieder vor der Entscheidung, wie es weitergehen sollte. „Ich bin meinem Kindheitswunsch treu geblieben und habe Theologie gewählt.“ Es folgte das Studium in Eichstätt und München, das letzte Jahr im Priesterseminar in Speyer. Während der Semesterferien ging es heim nach Erfweiler. „Dort habe ich den Religionsunterricht für Pfarrer Barudio gehalten, damit dieser am Aufbau des Winterkirchels arbeiten konnte“, erzählt er verschmilzt. Am 29. Juni 1952 wurde er im Dom zu Speyer durch Bischof Josef Wendel zum Priester geweiht. Rheinzabern war seine erste Kaplanstelle. 1954 wurde er Kaplan in Mittelbexbach. „Da das Saarland damals noch Ausland war, brauchte ich extra eine Aufenthaltsgenehmigung.“ 1958 kam er nach Kaiserslautern St. Martin. Die erste Pfarrstelle wurde ihm 1959 mit Hornbach übertragen. Nach 15 Jahren wechselte er nach Kirkel-Neuhäusel, wo er Blieskastel-Bierbach und Kirkel-Limbach mitführte und bis 1995 tätig war. Auf seinen Antrag hin versetzte ihn Bischof Schlembach in den Ruhestand mit der Bitte, sich in der verwaisten Pfarrei Niederschlettenbach einzubringen. Seit 1995 wohnt er nun dort im Pfarrhaus. In Niederschlettenbach und in den Filialen Bobenthal und Erlenbach versieht er seit diesem Zeitpunkt die Seelsorge. Nach einem Krankenhausaufenthalt im Dezember vorigen Jahres ist Mertz jedoch etwas angeschlagen. Derzeit kann er die Gottesdienste nicht mehr alleine halten. „Ich hoffe, dass es bald wieder möglich wird, weil ich es als großes Geschenk sehe. Ich werde versuchen, mit den Werktagsgottesdiensten wieder anzufangen“, hofft er. Nie habe er es bereut, Priester geworden zu sein, stellt der Jubilar fest. In Niederschlettenbach und im Wasgau fühle er sich wohl. Als Marienverehrer hat es ihm besonders die St. Annakapelle angetan. Die Wallfahrten zur Heiligen Anna wurden unter seiner Regie wiederbelebt. Schon in Hornbach hatte er früher die Pirminius-Wallfahrten organisiert. Seine Mutter habe oft mit ihm die Annen-Wallfahrt in Schlettenbach besucht, da habe er vieles mitbekommen. „Diese Wallfahrt zu beleben, ist mir weiterhin ein Anliegen“, sagt er.