Rheinpfalz Das Gute-Gewissen-Telefon

Kann man Handys fair herstellen und handeln? Das niederländische Unternehmen Fairphone hat das zumindest ein Stück weit vorgemacht.

Rund eine Milliarde Handys und Smartphones werden jährlich weltweit produziert – und nur bei 30.000 davon soll es möglichst fair zugehen. Dafür steht eine niederländische Organisation namens „Fairphone“. Die Mannschaft um Ideengeber Bas van Abel will zeigen, dass ordentliche Produktionsbedingungen in den Herstellerländern und ein fairer Handel mit Handys grundsätzlich möglich ist. Und die Großen der Branche, von Apple bis Samsung, sollen folgen. „Obwohl wir eine kleine Anzahl selbst produzieren, ist es nicht unser Ziel, einen neuen Handyhersteller zu etablieren“, erklärt Abels Kollegin Roos van de Weerd. „Wir wollen eine Diskussion anstoßen, was fair hier bedeutet.“ Bislang sind die Arbeitsbedingungen in den Fabriken Südostasiens, in denen die Geräte zusammengeschraubt werden, meist katastrophal. Die Rohstoffe für die Schaltkreise, Displays und Akkus kommen teilweise aus Bürgerkriegsgebieten. Und alte, funktionierende Handys werden zu oft entsorgt, statt sie zu recyceln. Daran arbeitet Fairphone. Die erste Charge von 25.000 politisch korrekten Handys wurde im Januar verkauft. Abel fing im Jahr 2010 an und versuchte im Internet per Crowdfunding, also mit Kleinspendern, Geld für sein Projekt zusammenzubekommen. Es lief sehr gut. Und so wurde im Januar 2013 aus dem Projekt Fairphone ein Unternehmen. Das Verdienst von Fairphone sei, dass die Lieferströme und Abhängigkeiten transparent gemacht würden, sagen Branchenkenner. Rund 30 verschiedene Metallsorten stecken in einem Mobiltelefon: Kupfer für die Leiterbahnen, Gold für Kontakte, Aluminium fürs Gehäuse, Zinn fürs Löten, Tantal für die Kondensatoren und Lithium für Akkus. Gerade Tantal und Zinn sind in Verruf geraten: Sie stammen oft aus dem blutigen Kongo. Bei diesen zwei Metallen zumindest garantiert Fairphone mittlerweile eine saubere Beschaffung. Gold soll folgen. Fairphone zeigt: Zwar ist es extrem schwierig, überall faire Bedingungen zu schaffen, aber zumindest kann man über alle seine Aktivitäten Rechenschaft ablegen im Internet. Das hat Schule gemacht. Einem US-Gesetz zufolge, dem Dodd-Frank-Act, müssen börsennotierte Unternehmen inzwischen nachweisen, dass die eingesetzten Rohstoffe „konfliktfrei“ sind. Das ist ein mächtiger Hebel: Die global agierenden Mobiltelefonhersteller nehmen ihre Lieferanten in die Pflicht. Und die müssen sich an ihre Geschäftspartner halten, bis hinunter zur Mine oder zum Schmelztiegel. Zumindest in der Theorie. Denn das Gesetz sieht keine Strafen vor, sondern hofft auf eine Art Selbstregulierung durch Bloßstellung. (sch)

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