Kultur Südpfalz Damit sie wieder göttlich klingt
Das nahm Bezirkskantor Wolfgang Heilmann zum Anlass, ganz unorthodox zur Baustellen-Eröffnungs-Party zu laden. Und neben Pfarrerin Elke Maicher, Hausorganistin Sabina Krüger, Andreas Schmidt, Orgelbaubeauftragter der Landeskirche, und Restaurator Markus Graser fand sich ein ganze Reihe interessierter Gemeindeglieder zum Event am frühen Montagabend ein. Andreas Schmidt wird nicht müde zu betonen, dass die Erlenbacher Orgel zu den Kostbarkeiten im landeskirchlichen Bestand von mehr als 500 Instrumenten zählt. Erbaut wurde sie 1864 durch den damals schon international reputierten württembergischen Hoflieferanten Eberhard Friedrich Walcker. Und sie zählt zu den wenigen romantischen Instrumenten, die den unsachgemäßen Eingriffen der barockisierenden Orgelbewegung nach dem Zweiten Weltkrieg wie durch ein Wunder entging. Somit bis heute fast unverändert erhalten ist. Allerdings wurden 1917, während des Ersten Weltkriegs, die Prospektpfeifen – ursprünglich aus poliertem Zinn – zusammen mit den Glocken der Rüstungsindustrie zugeführt und durch Pfeifen aus bronziertem Zinkblech ersetzt.
Facelifting am Prospekt
Dennoch: Die zweimanualige Walcker-Orgel in der St. Martinskirche zählte damals zu den Topstars des Genres, zu den Novitäten dank ihres freistehenden Spieltischs, ihrer leichtgängigen Mechanik und ihrer Funktionssicherheit. Holzwurmbefall machte dann 1994 eine gründliche Restaurierung notwendig. Markus Graser, der sein Handwerk bei Walcker in Ludwigsburg gelernt hatte und damals noch dort in Diensten stand, erinnert sich: „Ich kenne das Instrument seit der Zeit und es ist mit besonders ans Herz gewachsen.“ Für eine knapp sechsstellige Summe wurde die Königin damals saniert, ein Facelifting am Prospekt eingeschlossen. 30 Jahre indes sind eine lange Zeit. Und nach Schilderung von Wolfgang Heilmann häuften sich letzthin die kostspieligen Reparaturarbeiten. Und auch dies muss diesmal erledigt werden: Ausreinigung von Pfeifen und Gehäuse, Wurmbehandlung und die technische Aufrüstung der Spielanlage. Dank der erfolgreichen, zunächst peu-a-peu beworbenen Spendenresonanz kann nun aber statt der ganz kleinen die wirklich umfassende Restaurierung erfolgen. Rund 30.000 Euro sind zusammengekommen dank etlicher Großsponsoren, dem 20-prozentigen Zuschuss der Protestantischen Landeskirche und unendlich vielen Einzelspendern, nicht zuletzt auch aus den dem Pfarrverbund angeschlossenen Gemeinden Hatzenbühl, Neupotz und Rheinzabern.
Große Spendenbereitschaft
„Wir sind unendlich dankbar für diese Solidarität“, betont Pfarrerin Elke Maicher. Großen Anteil an der beispiellosen Dynamik der Initiative hat zweifelsohne Sabina Krüger, Hausorganistin in Erlenbach seit 1986. Sie hat nicht allein werbend, sondern auch finanziell die Ärmel ordentlich hochgekrempelt für dieses Herzensprojekt. „Als ich hierher kam, aus der Rheinischen Landeskirche und mit wenig Berührung zu romantischen Orgeln, brauchte ich eine Art Aufwärmphase“, gesteht sie. „Mittlerweile liebe ich dieses Kleinod.“ Dass der Spendentopf nun so wohl gefüllt ist, ermöglicht nach Heilmanns Schilderung sozusagen die Toplösung. „Wir können zusätzlich zwei problematische Register austauschen. Die Trompete im Hauptwerk entspricht nicht der Stilistik des restlichen Werks. Hier konnte Orgelbaumeister Markus Graser ein gebrauchtes Register aus dem historischen Kontext ausfindig machen. Dieses wird er aufbereiten und in die Erlenbacher Orgel integrieren.“ Zudem waren einige große Pfeifen des Salicionals aus Kostengründen nicht als Metall-, sondern als Holzpfeifen verbaut. Und auch die werden durch historische Pendants ersetzt. Zum Weihnachtsgottesdienst, so die Prognose von Markus Graser, wird die Königin erstmals wieder im neuen Originalklang von der Empore erschallen. Im Januar 2025 dann soll es eine offizielle „Inthronisation“ geben. Aber da eine Orgel der steten Wartung bedarf, freut sich die Erlenbacher Initiative auch weiterhin über freundlich Spendende.
Info
Spendenkonto: Prot. Verwaltungszweckverband Germersheim-Ludwigshafen-Speyer, DE26 3506 0190 6820 4130 14. Verwendungszweck: 0-498-4244