Ludwigshafen Corona-Bilanz: Dritter infizierter Asylbewerber und weitere Fälle in Stadt und Landkreis

Für mindestens weitere zehn Tage sollen die Bewohner in Quarantäne bleiben.
Für mindestens weitere zehn Tage sollen die Bewohner in Quarantäne bleiben.

Die seit Mittwoch abgeriegelte Sammelunterkunft für Asylbewerber in Oggersheim bleibt weiter unter Quarantäne. Inzwischen ist eine dritte Person positiv auf Sars-CoV-2 getestet worden. Alle Infizierten sollen in anderen Räumen in der Stadt isoliert werden. Derweil gibt es Hinweise darauf, dass einige der 171 Männer das Areal immer wieder verlassen.

„Im Einvernehmen mit dem Gesundheitsamt halten wir die Quarantäne bis auf Weiteres aufrecht“, sagte Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck (SPD) am Donnerstagabend. Die Verwaltung habe mit dem Gesundheitsamt vereinbart, die bisher drei infizierten Bewohner in anderen Räume innerhalb der Stadt unterzubringen. Dieser Umzug werde gerade vorbereitet, informierte die 57-Jährige.

„Medizinische Versorgung ist sichergestellt“

„Wir sind uns bewusst, dass die Situation für die von der Quarantäne Betroffenen eine große Belastung bedeutet. Wir versuchen daher alles, um die Lage für alle erträglicher zu machen“, so Steinruck. Die medizinische Versorgung der Bewohner werde durch Ärzte sichergestellt. Die Versorgung mit Lebensmitteln sei organisiert. „Wichtig ist die enge Abstimmung mit dem Gesundheitsamt und dem medizinischen Fachpersonal. Wir setzen alles daran, die Quarantänezeit zu verkürzen, aber wir müssen im Interesse aller absolut sicher sein. Mein Dank gilt allen Menschen und Institutionen, die uns in dieser Situation mit Rat und Tat unterstützen“, sagte Steinruck.

Für mindestens weitere zehn Tage sollen die Bewohner in Quarantäne bleiben.
Für mindestens weitere zehn Tage sollen die Bewohner in Quarantäne bleiben.
Eingesperrt: Die Asylbewerberunterkunft an der Mannheimer Straße wird von Mitarbeitern des Kommunalen Vollzugsdienst bewacht.
Eingesperrt: Die Asylbewerberunterkunft an der Mannheimer Straße wird von Mitarbeitern des Kommunalen Vollzugsdienst bewacht.
Andere Bewohner ärgern sich, weil sie durch die Quarantäne nicht zur Arbeit gehen können. Auch soll es kaum Desinfektionsmittel
Andere Bewohner ärgern sich, weil sie durch die Quarantäne nicht zur Arbeit gehen können. Auch soll es kaum Desinfektionsmittel und Hygieneartikel geben.
Am Nachmittag betreten Sanitäter in Schutzkleidung die Asylbewerberunterkunft.
Am Nachmittag betreten Sanitäter in Schutzkleidung die Asylbewerberunterkunft.
Wenig später kommen die Sanitäter mit einem sichtlich geschwächten Bewohner (nicht im Bild) wieder heraus.
Wenig später kommen die Sanitäter mit einem sichtlich geschwächten Bewohner (nicht im Bild) wieder heraus.
Mit einem Krankenwagen wird der mutmaßlich Infizierte abtransportiert.
Mit einem Krankenwagen wird der mutmaßlich Infizierte abtransportiert.

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„Da wir vorbereitet waren, konnten wir in kürzester Zeit alles Wichtige veranlassen und organisieren. Für uns in der Sozialverwaltung ist das gleichwohl eine große Aufgabe, die wir gemeinsam mit Kollegen bewältigen. Die Menschen in der Unterkunft können sicher sein, dass sie gut versorgt sind“, ergänzte Sozialdezernentin und Beate Steeg (SPD).

Platz für bis zu 300 Personen

Wie berichtet, hatte die Stadt die Bewohner der Sammelunterkunft für Asylsuchende am Rande des mit gut 25.000 Einwohnern größten Stadtteils am 1. April unter Quarantäne gestellt, nachdem zwei Personen positiv auf das Coronavirus getestet worden waren. Der Schritt sei notwendig gewesen, da die Bewohner Gemeinschaftseinrichtungen nutzten oder Wohnräume teilten. 171 Männer sind in der Unterkunft untergebracht. Sie besteht aus drei Gebäuden mit je zwei Stockwerken und bietet laut Stadtverwaltung Platz für bis zu 300 Personen.

„Schon am Morgen ausgebüxt“

Vor Ort ist die Lage am Donnerstagmittag sehr unübersichtlich. Die Bewohner wirken angespannt, die Mitarbeiter des Kommunalen Vollzugsdiensts stehen etwas hilflos vor dem Eingangstor herum. Eine Anwohnerin erzählt, einige Bewohner seien schon am Morgen hinten ins Gelände ausgebüxt – auf dem Weg, auf dem sie sonst auch immer abhauen würden, wenn sie eingeschlossen werden. Hinter der Unterkunft verlaufen direkt die Bahnschienen. Weder Stadt noch Polizei äußerten sich am Donnerstag dazu.

Derweil sprechen am Tor postierte Sicherheitsleute darüber, dass gerade wieder einer der Männer getürmt sei. Eine Mitarbeiterin zeigt ihren Kollegen ein Foto. Diese begeben sich sogleich auf die Suche. „Schon die Polizei informiert?“ fragen die Kollegen. „Ich soll hier nur am Tor stehen“, antwortet die Frau.

„Desinfektionsmittel fehlen“

Einige Asylsuchende haben Redebedarf. Obinne aus Nigeria sagt durch den Zaun: „Alles gut hier“, Daumen hoch. Er wirkt etwas weggetreten. Adeel Ahmad aus Pakistan meint: „Die Zustände hier sind nicht gut. Wir sind immer drei auf einem Zimmer und mein Nachbar hat Corona. Haben wir jetzt alle Corona? Ich kann nicht zur Arbeit gehen. Was soll ich hier machen bis 14. April?“, klagt der eigenen Angaben zufolge beim Versandhandel Amazon in Frankenthal beschäftigte Mann.

„Schlechte hygienische Verhältnisse“

Destiny, Medizinschüler aus Nigeria, ist der einzige im Umfeld, der eine Schutzmaske trägt. „Wir haben keine Informationen. Hier sprechen viele kein Deutsch oder Englisch. Wir haben hier auch schlechte hygienische Verhältnisse, und es fehlen Desinfektionsmittel. Und was soll das heißen, zehn Tage? Was passiert, wenn in der Zwischenzeit noch einer positiv getestet wird?“ Er habe Angst, dass die Quarantäne sich dann immer länger hinziehe. Die Männer dürfen das Areal jedenfalls bis auf Weiteres nicht verlassen – die mindestens zweiwöchige Ausgangssperre gilt, seit die Unterkunft unter Quarantäne gestellt wurde.

Zur Sache: 139 Fälle im Kreis, 97 in Ludwigshafen

Die Anzahl bestätigter Corona-Fälle in Ludwigshafen und dem Rhein-Pfalz-Kreis steigt weiter. Das teilt die Kreisverwaltung mit. Am Donnerstagnachmittag sind für den Rhein-Pfalz-Kreis 139 Fälle registriert. Am Mittwoch waren es 121. Für die Stadt Ludwigshafen vermeldet das beim Kreis angesiedelte Gesundheitsamt inzwischen 97 Fälle, sechs mehr als am Dienstag. 267 nachgewiesene Infektionen sind es in Mannheim, 16 mehr als am Mittwoch. Bislang sind in Mannheim 83 Personen genesen.

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