Rheinpfalz Brunnenbau an einstigem Badegewässer verzögert sich
Speyer. Darf in diesem Jahr wieder im Steinhäuserwühlsee gebadet werden? Die Stadt Speyer äußert sich zu dieser Frage weiter zurückhaltend. Auch bei der Firma Siemens in München gibt es derzeit keine Prognose, wann ihr „oberstes Ziel“ erreichbar ist: die Badesaison mit einer schnellen Sanierung des Vinylchlorid-Grundwasserschadens zu ermöglichen.
Dass vom einstigen Siemens-Gelände in Speyer-West womöglich bis in die 1980er Jahre Schadstoffe in den Untergrund gelangt sind, ist lang bekannt. In die letzte Phase der Verhandlungen zwischen Stadt und Siemens über die Sanierung ist im vergangenen August die Nachricht geplatzt, dass die Vinylchlorid-Werte im Steinhäuserwühlsee, in den die Schadstofffahne mündet, über den vorab definierten Vorsorgewert geklettert waren. Seither herrscht Badeverbot – mit großen Folgen nicht nur für Speyerer Wasserratten, sondern auch für die Betriebe am See. Siemens hat im September 2014 eine Sanierung über Gasinjektionen angeboten, Fachbehörden haben eine Ergänzung um Reinigungsbrunnen direkt am Ufer des Sees gefordert. Nach ersten Tests im Januar sollten die „richtigen“ Brunnen noch vor der Badesaison, die in der Regel im Mai beginnt, laufen. Dazu äußern sich jetzt der zuständige Stadtbeigeordnete Frank Scheid und Siemens vorsichtig. „Probleme, die im Vorfeld nicht gesehen wurden, verzögern den Beginn“, sagt Scheid auf Anfrage. Die Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Süd in Neustadt als obere Wasserbehörde habe betont, dass in diesem Fall „Gründlichkeit vor Schnelligkeit“ gehe, sagt Scheid. Die Stadt teile die Auffassung, dass wichtige Voraussetzungen, um den Bau der geplanten acht Brunnen zu genehmigen, noch nicht erfüllt seien. So fehle noch ein Grundwassermodell, das zeige, wie sich der Pumpeneinsatz auf die Schadstofffahne auswirke. Es müsse gesichert sein, dass der Teil der Fahne, der südlich an den Seen vorbeifließe, nicht etwa zu diesen Gewässern hin abgelenkt werde. Es geht darum, Grundwasser mit Vinylchlorid am Zustrom in den See abzufangen und mit Filtern zu reinigen. „Wohin kommen die immensen Wassermengen?“ Das ist die zweite Frage, die laut Scheid vor dem Pumpenbau noch geklärt werden muss. Erste Pläne, sie in den Franzosengraben zu leiten, seien nicht umzusetzen. Es gehe um zu viel Flüssigkeit; zudem müsse der Graben für Aufgaben im Hochwasserschutz frei bleiben. Jetzt müsse geprüft werden, ob und in welcher Tiefe das Wasser in den Badeweiher gepumpt werden könne oder ob es in den mehrere hundert Meter entfernten Rhein geleitet werden müsse, so Scheid. „Wir haben Gutachten vorgelegt und Tests gemacht, jetzt sind die Behörden am Zug“, sagt ein Siemens-Sprecher zum Sachstand. Das Unternehmen wolle möglichst schnell ans Werk gehen. Scheid will das Thema Badeverbot im April mit dem Mainzer Landesamt für Wasserwirtschaft und Gewerbeaufsicht besprechen und bis Ende April eine Entscheidung treffen. Er bezweifelt sehr, dass es dann wegen der Verzögerungen bei der Sanierung bereits grünes Licht geben kann. Auch eine Badesaison, die etwa erst im Juli beginnt, sei für ihn denkbar. Erschwerend komme hinzu, dass sich die Vinylchlorid-Werte im See noch nicht wie nötig erholt hätten: Im Februar sei wieder eine Überschreitung des Warnwerts gemessen worden. Im März sei das zwar nicht mehr der Fall gewesen, jedoch, so Scheid, „der Trend geht nicht deutlich nach unten“. Immerhin: Bei einer Luftqualität-Messung knapp über dem Seewasser seien keine problematischen Werte festgestellt worden.