Rheinpfalz Bodenständige Majestät

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Der kleine Mosel-Ort Mehring ist im Freudenrausch: Seit Freitagabend ist er zum dritten Mal Sitz einer Deutschen Weinkönigin – dank der 23 Jahre alten Lena Endesfelder. Von Martina Röbel

Locker und souverän, gewitzt, natürlich und mit ansteckendem Lachen hat Lena Endesfelder am Freitagabend in Mainz bei der Wahl der 68. Deutschen Weinkönigin in der Endrunde die Krone erobert. Glückstrahlend ließ sich die 23-jährige Winzerin damit von ihrer Vorgängerin Josefine Schlumberger aus Baden schmücken. Hatte sich die Moselanerin zuvor im Wettstreit gegen fünf weitere Finalistinnen noch äußerst redegewandt gezeigt, so wirkte sie danach erst mal fast sprachlos und überwältigt. Doch dass wahr ist, was ihr wohl wie ein Traum erschien, merkte sie bald an den Gratulationen und allem, was sonst nach der Wahl noch auf sie einstürmte. Ein Jahr lang darf Lena Endesfelder nun als oberste Winzerrepräsentantin im Auftrag des Deutschen Weininstituts (DWI) zu Terminen im In- und Ausland reisen. Sie freue sich „auf ein spannendes und ereignisreiches Jahr im Dienst der deutschen Weinwirtschaft“, sagte sie – und wolle einfach „mal sehen“, was da auf sie zukomme. Wie offen sie für neue Eindrücke und Erfahrungen ist, hat die sympathische Mehringerin schon in ihrer Zeit als Mosel-Weinkönigin bewiesen. Und ebenso, wie viel sie von dem Metier versteht. Auch bei der Wahl der Deutschen Weinkönigin – wo die Teilnehmerinnen im Finale vor großem Publikum und Fernsehkameras in Frage- und Spielrunden ihre weinsensorischen, rhetorischen und kommunikativen Fähigkeiten unter Beweis stellen mussten – konnte Lena Endesfelder mit ihren Fachkenntnissen punkten. Schließlich hat sie das Weinbau- und Oenologie-Studium in Geisenheim mit dem Bachelor abgeschlossen und ist in einem Weinbau-Familienbetrieb groß geworden. Inzwischen führt sie ihn gemeinsam mit Mutter und Schwester. Dabei stehen die drei, da der Vater 2011 gestorben ist, mit Power allein ihre Frau. Im Wingert und Weingut hat Lena Endesfelder schon immer gern mit angepackt. Die bodenständige Hoheit macht aber genauso auf der Bühne und feinem Parkett eine gute Figur. Sie sei sehr wandlungsfähig, bescheinigt ihr ihre Mutter Cordula schmunzelnd. Als Gebietsweinkönigin sei ihre Tochter vormittags ungeschminkt und in Gummistiefeln über den Hof gestapft, nachmittags habe sie sich für ihre Auftritte in Schale geworfen. Wie beliebt die 23-Jährige in ihrem Heimatort ist, davon zeugte auch die große Fanschar, die sie beim Wettbewerb um den bedeutendsten Weinadelstitel in der Mainzer Rheingoldhalle kräftig unterstützte. Die Anhänger waren mit drei Bussen angereist, schwenkten pinkfarbene Pappkronen mit Lenas Namen und schmetterten ein Lied für sie. Als fröhlich, hilfsbereit und herzensgut beschreiben Freunde sie. Engagiert ist Lena Endesfelder auch bei der Winzertanzgruppe Mehring, die bereits drei mal Deutscher Meister im Volkstanz wurde. Ebenfalls zum dritten Mal nach 1956 und 1987 hat jetzt eine Mehringerin den Sieg bei der Wahl der Deutschen Weinkönigin errungen. Auf ein tolles Jahr als Botschafterin für die deutschen Weine dürfen sich auch Christina Schneider aus Franken und Mara Walz aus Württemberg freuen: Sie wurden zu Deutschen Weinprinzessinnen gekürt. Eine aus dem Hoheitentrio hat übrigens nähere Beziehungen zur Pfalz: Mara Walz aus Vaihingen absolvierte in Neustadt den Dualen Bachelor-Studiengang Weinbau und Oenologie und einen Teil ihrer Winzerausbildung beim Hainfelder Weingut Bernhard Koch. Verständlich also, dass auch viele Pfälzer der charmanten und herzlichen Württembergerin besonders die Daumen drückten. Die 25-Jährige möchte unbedingt mal wieder in die Pfalz, wo ihr die Lebensart der Menschen so gut gefällt, zu Besuch kommen. Die Feierfreude der Pfälzer erst näher kennenlernen wird hingegen Lena Endesfelder, die schon bald einen Termin in Neustadt hat: Am nächsten Sonntag wird sie beim Weinlesefest-Umzug auf dem Prunkwagen sitzen – und sicher mit rauschendem Beifall empfangen.

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