Rheinpfalz Blaue Auspuffwolken und eine Diva

Automobil-„Ostalgie“: Beim Trabi-Treffen in Mehlbach waren selbst die Kinder von den kultigen Fahrzeugen aus der früheren DDR fa
Automobil-»Ostalgie«: Beim Trabi-Treffen in Mehlbach waren selbst die Kinder von den kultigen Fahrzeugen aus der früheren DDR fasziniert.

Trabis wie frisch vom Band, ein roter Lada, der gerade keine Lust hat, zwei saarländische Barkas, ein Wartburg, dazwischen die Schwalbe auf zwei Rädern, und selbst die Kinder haben Rutschautos der Marke Trabi unter sich. Beim Treffen der Freunde kultiger Ostfahrzeuge auf dem Grillplatz in Mehlbach war ein gar vergnügtes Völkchen anzutreffen.

Seit an Seit stehen in Mehlbach die alten Ostautos aufgereiht. Die meisten sind perfekt im Lack. Der blaue Trabi nicht. Er trägt ein Sichtfeld auf gefräßigem Rost. Authentisch, schließlich war Rost eine der Unarten des Ostautos. Wenig später kommt ein getunter Renntrabi angefahren. Von ursprünglich 26 Pferdestärken ist das röhrende Knattern des Motors weit entfernt. 86 PS arbeiten unterm Plastik. „Der Motor ist ein echter Trabimotor, nur aufgefräst“, gibt Oliver Gumlich, Organisator der Veranstaltung, faszinierende Einblicke in die Trabi-Innereien. Ganz wie einst steht der Barkas B1000, ein Pritschenauto, im Hier und Jetzt. Der Lack ist jener von anno dazumal, die Lampenringe sind verchromt. Auf der Pritsche parkt ein altes Motorrad. „Das ist ein MZ mit 150 Kubik. Der Barkas hat 1000 Kubik, kann eine Tonne laden und hat einen 3-Zylinder-Wartburg-Motor.“ Detailgenaue Infos hat Besitzer Hans-Jürgen Schneider aus Blieskastel, während sein Sohn einen dunkelgrünen Barkas-Bus einrangiert. Leise ist an dem alten Ostbus nichts. Gehört dazu, genau wie die blauen Auspuffwolken. Der rote Lada präsentiert sich als Diva und will nicht anspringen – obwohl Holger Gatter aus Worms beharrlich die Zündung leiern lässt. Die Menschentraube um das bockige Auto wird größer, jeder weiß Rat, aber nichts passiert. Bleibt das kleine rote Auto halt erst mal stehen. Beim Treffen der IFA-Schrauber (IFA steht für Industrieverband Fahrzeugbau) regt sich keiner auf, warum auch, die Autos sind alt, und wenn was kaputt ist, wird es repariert. Da ist ja nicht viel Technik unter der Haube. Mitten in der Trabiparade präsentiert sich ein Grenzkübel, der in Zeiten der DDR auf Streife an der Grenze unterwegs war. „Da ist alles verändert“, weist Lada-Mann Gatter auf den Zustand des grünlichen Trabi-Kübelwagens mit Stoffdach hin. Sein Campifix, in dem er die Nächte in Mehlbach verbracht hat, der ist noch so richtig echt, sagt er. Tolles Teil, dieser flache Ost-Hänger, der im Nu zu einem Zelt mit Bett, Tisch und Stuhl verändert werden kann und zudem einen Gaskocher und eine eingebaute Spüle in der Hängerwand aufweist. So edel hat Ralf Rosenbusch aus dem Westerwald nicht übernachtet. „Das ist meine 2,1 Quadratmeter große Eigentumswohnung“, stellt er seinen gelb-blauen Trabi-Kombi vor. Die Matratze darin liegt ein wenig schief, gut geschlafen habe der Mann dennoch. Andere haben mit ihren Trabis kleine Wohnwagen mitgebracht – einige sind Originale aus dem Osten. Als „Qek-Junior“ werden sie vorgestellt. Überhaupt: Die Auskunftsfreude unter den Ostautofahrern ist riesig. Da wird von der A- und B-Säule geredet, von Zwangsbelüftung, von der Farbe „Papyrus-Weiß“, die früher 70 Prozent der Trabis schmückte. Gemütlich geht es unter den Liebhabern der Ostfahrzeuge zu, auch wenn sie alle unterschiedlich gestrickt sind. Die einen sind pure Individualisten, die ihrem Trabi nur die alte Form lassen, alles andere wird nach eigenen Vorstellungen kreiert. Die anderen fahren lieber das Kultauto, wie es mal war. Da wird selbst Wert auf die richtige Schraube gelegt, auf die mit Schlitz natürlich und nicht die mit einem Kreuz. Beim Treffen sind Autokennzeichen aus Holland, Duisburg und aus ganz Rheinland-Pfalz zu sehen. Was Oliver Gumlich von den IfA-Schraubern besonders freut: Viele Interessierte kommen einfach mal vorbei. Im Netz ifa-schrauber-pfalz.de.tl/

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