Rheinpfalz Bisheriger Höhepunkt der Warnstreik-Welle
Weg vom Werktor, mitten in das Öffentliche Leben – das war für die IG Metall Kaiserslautern gestern das Ziel eines Warnstreiks am Mittwochmittag in der Innenstadt. Nach Gewerkschaftsangaben beteiligten sich an dem Demonstrationszug durch die Stadt und der späteren Kundgebung vor der Stiftskirche rund 1800 Beschäftigte der Metall- und Elektroindustrie.
Bernd Löffler, Erster Bevollmächtigter der IG Metall in Kaiserslautern, sagte von der aufgebauten Bühne herab: „Jetzt hat die Bevölkerung die Möglichkeit mitzuerleben, was in den Betrieben diskutiert wird.“ Die Aktion gestern sei der bisherige Höhepunkt der Warnstreik-Welle in der Westpfalz. Neben Beschäftigten von Opel und GKN, die mit Bussen in die Innenstadt gebracht wurden, beteiligten sich Mitarbeiter von John Deere, General Dynamics, Gebrüder Pfeiffer SE und Adient an dem Demonstrationszug und der Veranstaltung vor der Stiftskirche. Wie die Redner nach ihm, betonte Löffler die zentralen Forderungen der IG Metall in den laufenden Tarifverhandlungen: Sechs Prozent mehr Lohn und „Arbeitszeiten, die zum Leben passen“. Begleitet wurden die Reden von Trillerpfeifen-Pfiffen und viel zustimmendem Applaus. Löffler sagte, dass das bisherige Angebot der Arbeitgeber „ein Schlag ins Gesicht der Arbeitnehmer“ sei, eine reine Provokation. Die große Beteiligung am Warnstreik zeige: „Ihr steht hinter euren Forderungen, nicht hinter den Forderungen von Funktionären.“ Der Warnstreik sei ein klares Zeichen ins baden-württembergische Böblingen, wo gestern Tarifverhandlungen stattfanden. Hauptrednerin der gut einstündigen Kundgebung gestern war Irene Schulz, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der IG Metall: „Das Wetter ist so, wie das Angebot der Arbeitgeber: ganz lau. Für die Hitze sind wir zuständig.“ Gebe es in Böblingen kein ernstzunehmendes Angebot der Arbeitgeber, laufe die Zeit ab: „Die Arbeitgeber bewegen sich in die Konfrontationsschleife.“ Die große Beteiligung am Warnstreik in Kaiserslautern sei außerdem ein deutliches Signal nach Frankreich, an die neuen Opel-Eigentümer, die PSA-Gruppe. „Deren Sanierungsplan ist ,Pace’, Tempo, überschrieben. Da fehlt ein ,e’. Es müsste ,Peace’ heißen, denn die Veränderungen müssen mit euch umgesetzt werden.“ Wenn es hart auf hart komme, scheue man bei der IG Metall die Auseinandersetzung nicht: „Bei Opel gilt: Tempo und Nachhaltigkeit geht nur mit den Beschäftigten, nicht gegen sie.“ Harald Hatzfeld, Betriebsratsvorsitzender von John Deere in Kaiserslautern, sprach als „Vertreter der Gruppe der Angestellten“. Gestern hätten die John-Deere-Mitarbeiter zum zweiten Mal überhaupt an einem Warnstreik teilgenommen. Hatzfeld: „Jetzt ist die Zeit, Danke zu sagen, für die Jahrzehnte in denen die Kollegen aus Produktion oder Logistik auf die Straße gingen.“ Von deren Errungenschaften hätten jeweils auch die Angestellten profitiert. Jetzt sei es an der Zeit, „für gute Abschlüsse gemeinsam zu kämpfen“. „Wir wollen ein Zeichen setzen und zeigen, dass wir hinter der Verhandlungskommission stehen“, unterstrich Tobias Lenhart, Vorsitzender der Vertrauensleute bei Opel. Sollten die Arbeitgeber nicht einlenken, „wird das nicht die letzte Aktion gewesen sein. Die Kollegen bei Opel sind vorbereitet auf einen ganztägigen Warnstreik.“ Von GKN bekräftigte Markus Becker, dass man geschlossen für die Sache kämpfe, und Sebastian Tretter von der Auszubildendenvertretung von Opel warnte auf pfälzisch vor weiteren Aktionen: „Das gebbt’s noch viel öfters, wann ich siehn, was mir fer Angebote kriehn.“ Eine zweiprozentige Lohnerhöhung reiche bei den Azubis „fer e Ei in de Kantin. Super.“