Rheinpfalz Bißbort fordert Drohnen und Berufsjäger

Die Bauern beklagen, dass es zu viele Wildschweine gibt.
Die Bauern beklagen, dass es zu viele Wildschweine gibt.

Auf der Vertreterversammlung des Kreisverbandes Pirmasens-Zweibrücken des Bauern- und Winzerverbands Süd am Mittwoch im „Hannes“ in Niederhausen appellierte der Vorsitzende Uwe Bißbort, die drohende Afrikanische Schweinepest (ASP) ernst zu nehmen und stärker gegen die Wildschweinplage vorzugehen. Dafür forderte er auch Berufsjäger und den Einsatz von Drohnen. Der Vorstand wurde wiedergewählt. Bißbort wurde mit 97 Prozent bestätigt.

Große Sorge bereitet Uwe Bißbort die ASP, die inzwischen in Polen und Tschechien ausgebrochen ist. Allein der Ausdruck „irgendwo in Deutschland“ führe zu einer Katastrophe für alle Schweinehalter. Der Preis falle dann garantiert unter einen Euro pro Kilogramm. Viele müssten aufhören. 20 Prozent der Schweine würden ins Ausland transportiert. Bißbort: „China und Korea werden dann nicht einmal mehr ein Ringelschwänzchen importieren.“ Und dies über Jahre. Einen Impfstoff zu entwickeln dauere nach Aussagen der Experten über acht Jahre. „Das Tal der Tränen wird also lange dauern“, so der Bauernvorsitzende. In den vergangenen 15 Jahren hätten die Schwarzkittel-Bestände deutlich zugenommen. Daher forderte der Windsberger Landwirt die Jäger auf, deutlich mehr Wildschweine zu schießen. Die Politik solle mehr Geld für die Jagd bereitstellen. Er denke an die Einstellung von Berufsjägern und zur Effizienzsteigerung an den Einsatz von Drohnen. Auch das Land fordere eine konsequente Jagd, um die Wildschweindichte auf zwei Stück pro 100 Hektar zu reduzieren (die RHEINPFALZ berichtete am 23. Januar). Landrätin Susanne Ganster stimmte Bißbort zu: „Wir sind an einem Punkt angelangt, dass wir die Augen nicht mehr verschließen können.“ Es seien Gespräche mit den Jägern geführt worden. Der Kreis habe zusammen mit den Veterinären Vorkehrungen für den Fall eines Auftretens der ASP getroffen. Die Gebühren für die Untersuchung der Wildschweine unter 30 Kilogramm seien ausgesetzt worden. Auch die Gebühren für die Beschilderung bei Drückjagden würden erlassen. Der Milchauszahlungspreis habe sich 2017 erholt, freute sich Bißbort. Im Januar 2018 sei er leicht rückläufig gewesen. Er hoffe, dass die Molkerei Hochwald in Thalfang (Kreis Bernkastel-Kues) wieder in ruhigeres Fahrwasser kommt. Einst weit vorn sei sie nun am Schwanz des Milchpreisbarometers. Die Molkerei zahle pro Liter Milch rund vier Cent unter dem Bundesdurchschnitt. Für die Betriebe könne das 20.000 Euro im Jahr ausmachen. Bißbort prangerte die Förderpolitik des Landes hinsichtlich „Bio-Stilllegung“ an. Landwirten Ende 50, Anfang 60 Jahre ohne Hofnachfolger zahle man hohe Prämien für den Anbau von Kleegras und den Verkauf des Aufwuchses an andere Betriebe. Er könne allerdings keinem Berufskollegen einen Vorwurf machen, wenn er 500 Euro Prämie nimmt. Die Politik hemme damit jedoch die Entwicklung zukunftsfähiger Betriebe mit Nachfolger. Bißbort: „Bei einem Getreidepreis von 15 Euro je Doppelzentner sind in unserer Region 150 Euro für Pacht realistisch. Mit 500 Euro kann keiner mithalten.“ Gastreferent Ralf Hornberger vom rheinland-pfälzischen Landwirtschaftsministerium stellte die neuen Vorstellungen des EU-Agrarkommissars Phil Hogan zur gemeinsamen europäischen Agrarpolitik (GAP) nach 2020 vor. „Evolution statt Revolution“ sei dessen Devise. Für die GAP bedeute der Brexit sechs Milliarden Euro weniger im Jahr. Auf Landesebene wolle man die Digitalisierung in der Landwirtschaft voranbringen und satellitengestützten Positionsdaten für exakte Flächenbewirtschaftung kostenlos bereitstellen. Es soll speziell die umweltschonende Ausbringung von Wirtschaftsdüngern und Pflanzenschutzmitteln gefördert werden. Außerdem wolle man, dass landwirtschaftliche Nutzflächen nicht weiter so stark reduziert werden. Hornberger musste sich kritische Fragen stellen lassen. So wollte Thomas Weber aus Schauerberg wissen, wieso im Kreis Südwestpfalz die Genehmigungsauflagen für Windräder aktive Landwirte stärker bei der Flächennutzung in deren Umkreis einschränken als anderswo. Schäferin Sabine Hellrück sprach die Rückkehr der Wölfe an: „Wenn Wölfe Schafe reißen, ist das dann Natur?“ Berthold Lauer aus Großsteinhausen fand, dass viele, zum Teil rigorose Vorgaben Viehhalter dazu verleiten, das Handtuch zu werfen. Neuwahlen Der Vorstand wurde wiedergewählt: Vorsitzender Uwe Bißbort (Windsberg), die Stellvertreter Christian Glahn (Mörsbach) und Friedhelm Meyer zur Capellen (Mittelbach) sowie die Beisitzer Hans Dieter Bißbort (Höhmühlbach), Berthold Lauer (Großsteinhausen), Hartmut Glahn (Mörsbach), Klaus Bohl (Herschberg), Thomas Weber (Schauerberg) und Martin Schunck (Oberauerbach).

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