Rheinpfalz „Beispiel für Verschwendung“

Das Containerdorf auf dem Flughafen Zweibrücken, in dem seit einem Monat Flüchtlinge leben, leert sich. Was aus den 42 Beton-Doppelhäuschen wird, die 2,3 Millionen Euro gekostet haben, ist weiter unklar. Bleiben sie stehen? Findet sich ein Käufer? Der Abbau jedes der Gebäude soll laut Hersteller zwischen 4000 und 6000 Euro kosten.

Diese Zahlen nennt Irene Alt (Grüne), die zuletzt Familien- und Integrationsministerin war, in ihrer Antwort auf eine Kleine Anfrage der südwestpfälzischen Landtagsabgeordneten Susanne Ganster (CDU). Alts Schreiben datiert vom 17. Mai, sie bezieht sich bei den Kosten auf Herstellerangaben. Eine Firma hatte die 84 sogenannten Shelter geliefert. Je zwei wurden gemeinsam verputzt, und so entstanden 42 Häuschen. Ein einzelnes Shelter abzubauen, also eine Hälfte, kostet laut Alt 2000 bis 3000 Euro. Der Hersteller habe angegeben, die Shelter seien „transportierbar“. Der Kreisverband Südwestpfalz des DRK, der die Flüchtlingsunterkunft betreut, war Ende April mit knapp 240 Flüchtlingen vom Terminal ins Containerdorf gezogen. Der Umzug war mehrfach verschoben worden. Zwar wurden Anfang Februar die ersten Teile geliefert, doch verzögerte sich der Aufbau laut Alt „aufgrund eines Bombenfundes, ungünstiger Witterung und statischer Probleme“. Das Land hat mit dem Flughafenbesitzer Triwo einen Mietvertrag für das Gelände geschlossen, auf dem die Container stehen. Der Vertrag soll bis 30. April 2018 laufen. Die Unterkunft soll jedoch deutlich früher schließen, spätestens Ende dieses Jahres, heißt es aus Mainz. Der Ortsvorsteher des Zweibrücker Stadtteils Wattweiler, Reinhard Kunze, findet das Containerdorf mit 2,3 Millionen Euro zu teuer. Man solle das Geld lieber in die Kreisstraße stecken, die Wattweiler an Zweibrücken und an das Saarland anbindet, fordert er. CDU-Mann Kunze nennt es „traurig“, dass das Land für 2,3 Millionen Euro „ein Dorf aus Betonhäuschen bauen lässt, das keiner braucht“. Das sei „ein Beispiel für staatliche Geldverschwendung der Landesregierung“. 2,3 Millionen Euro für „schlichte Beton-Buden ohne normalen Komfort“ seien „eine Zumutung“, so Kunze. „Das Geld wäre besser angelegt, wenn man dafür einige Straßen in Zweibrücken saniert hätte“, findet er. Als Ortsvorsteher von Wattweiler bemühe er sich seit Jahren darum, dass die Kreisstraße 1 saniert wird, „denn die ist in einem katastrophalen Zustand. Doch leider höre ich nur von der Stadtverwaltung, die ist noch einigermaßen gut im Vergleich zu anderen Straßen“, berichtet Kunze. Er hofft, „dass durch den Verkauf der Beton-Häuschen wenigsten ein Teil des Geldes zur Sanierung unserer K 1 verwendet werden kann“. Das Land hatte vorgeschlagen, die Häuschen zu verkaufen. Bislang ist allerdings noch kein Käufer in Sicht. (red/sbn)

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