Rheinpfalz Böse Hochzeits-Überraschung

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„Ein fein Schloss“ sei die Sprengelburg gewesen, behauptet der Lichtenberger Landvermesser Johannes Hoffmann in seiner „Beschreibung des Eßweiler Tales 1595“. Er hat sich auf mündliche Überlieferungen berufen, denn zu seiner Zeit war die Burg bereits seit 200 Jahren eine Ruine. Ihre Geschichte gibt auch heute noch Rätsel auf.

Wann mit dem Bau auf dem Sporn über dem Talbach begonnen wurde, ist ungewiss. Die sehr kleine steinerne Kernburg stammt wahrscheinlich aus dem frühen 12. Jahrhundert. Weitere Gebäude, die zur Burg gehörten, dürften aus Holz gewesen sein und sind deshalb nicht erhalten. Allerdings hat man die Umgebung noch nicht genauer untersucht. Die Burg sicherte die Straße, die durch die Schlucht des Talbachs verlief, und kontrollierte so den Durchgang durch das Eßweiler Tal. Als Burgherren sind im 14. Jahrhundert die Ritter von Mülenstein überliefert, die Lehensmänner der Rheingrafen von Grumbach waren. Über das Ende der Burg berichtet Hoffmann, dass zwei Brüder aus der Familie der Mülensteiner Raubritter gewesen seien. Deshalb hätten Truppen der Stadt Straßburg einen Rachefeldzug unternommen, sich während einer Hochzeitsfeier verkleidet Zugang zu der Burg verschafft und sie dann niedergebrannt. Nach ihrer Zerstörung um 1400 versank die Ruine ein halbes Jahrtausend lang in einen Dornröschenschlaf. Erst in den Jahren 1978 und 1979 begannen Studenten der Universität von Maryland unter Leitung von Thomas Higel mit Ausgrabungen an dem völlig zugewachsenen Schutthügel. Sie stießen auf die Fundamente von Mauern aus Bruchstein, die ein Rechteck (15 mal 20 Meter) einschlossen. Im Inneren befand sich ein Turm mit einem Durchmesser von acht Metern. Bei den Ausgrabungen entdeckten die Archäologen auch Glas- und Keramikreste von Gefäßen aus dem 14. Jahrhundert, verkohlte Holzbalken und das Skelett einer etwa 25 Jahre alten Frau. Diese Funde bestätigen Hoffmanns Bericht von einem gewaltsamen Ende der Burg um 1400. Die Burg liegt, versteckt hinter hohen Büschen, an der Landestraße 372 zwischen Eßweiler und Oberweiler im Tal. Die Rekonstruktion, die im Anschluss an die Ausgrabungen erfolgte, gibt ein anschauliches Bild. Auf der Westseite ist noch der „Halsgraben“ erkennbar, mit dem die Burg gegen einen Angriff von der Bergseite geschützt war. Mauern und Turm waren sicher etwas höher als heute. Der Eingang zum Burghof befindet sich auf der Westseite, wo man das Tor wieder aufgebaut und daneben das Wappen der Gemeinde Eßweiler angebracht hat. Die Tür des Turms befand sich wahrscheinlich in einigen Metern Höhe und war mit einer Leiter zu erreichen. Bei der Rekonstruktion hat man auf diesen Zugang verzichtet. Stattdessen führt eine eiserne Wendeltreppe von der Außenseite auf die Plattform des Turmes, auf der ein großer Steintisch steht. (dhb)

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