Rheinpfalz Autogramme gerne, aber kein Einblick in die Taktik

14 Uhr am Sonntag. In der Steinalber Moosalbhalle erklingt das Betze-Lied. FCK-Fans wissen, gleich läuft die Mannschaft ein. Nicht die ganze Mannschaft, aber drei Spieler des Vereins, die den Fans beim Treffen der Fanregion Kaiserslautern/Sickingerhöhe Rede und Antwort stehen werden. Der FCK sucht „hautnah“, so sein Slogan, den Kontakt zu den Fans. An diesem Sonntag unter anderem in Steinalben und Waldfischbach-Burgalben.

120 Fans warten in Steinalben gespannt darauf, welche Spieler kommen. Als sich draußen die Autotür öffnet, verbreitet sich in der Halle schnell die Nachricht: „Der Matmour, der Jacob und der Zimmer.“ Das Betze-Lied verklingt. Der Vorsitzende der Fan-Region, Werner Bohl, begrüßt die drei Spieler. Der meiste Applaus brandet auf, als Jean Zimmer vorgestellt wird. Er hat ums Eck, in Bann, Fußball gespielt. Heimvorteil. Matmour lacht und ahnt: „Die meisten Fragen habt ihr heute bestimmt an Jean.“ So viele Fragen haben die Fans gar nicht. Einig sind sich Spieler und Fans, dass sie gerne gemeinsam den Aufstieg feiern würden. Karim Matmour erinnert an die eigentliche Zielsetzung vor der Runde: junge Mannschaft aufbauen. Dass die Chance zum Aufstieg da ist, ist toll. Die Zufriedenheit mit dem FCK scheint relativ groß. Und die Fans wissen, die Fragen, die doch auf den Nägeln brennen, können die Spieler nicht beantworten. Wie ist das mit dem Vertrag von Torwart Tobias Sippel? Wann wird mit zwei Stürmern gespielt? Sache des Vorstandes, Sache des Trainers. Es wird nach dem kurzfristigen Wechsel von Srdjan Lakic nach Paderborn gefragt. „Profi-Geschäft.“ Natürlich bedauern die drei, dass ihr bisheriger Kapitän gewechselt ist. Aber sie haben Verständnis. Die Chance, Erste Bundesliga zu spielen. Das will jeder Fußball-Profi. Jürgen Bönsch fragt nach dem Trainingslager in der Türkei. „Anstrengend“, sagen die drei und freuen sich, dass zwei freie Tage vor ihnen liegen. Den gestrigen Montag brauchten sie zum Ausschlafen. In der Nacht zuvor stand das gemeinsame Anschauen des Endspiels im American Football, des Superbowls, an. Das beantwortet wohl jede Frage zum Team-Zusammenhalt. Der ist gut. „Habt ihr auch was Richtiges gelernt?“, wird gefragt. Alle drei haben Abitur. Der Fußball bestimmt derzeit das Berufsleben. Dass der in Saarlouis aufgewachsene Sebastian Jacob kein ausgemachter Fan des 1. FC Saarbrücken ist, bringt ihm Sympathien. Viel Applaus bekommt er, als daran erinnert wird, dass er im Testspiel tags zuvor zwei Tore erzielt hat. Tore und Siege, das wollen Fans, neben Autogrammen, am liebsten von ihren Fußballern sehen. „Schläfst du auch manchmal mit deinem Ball im Bett?“, dreht Karim Matmour mit charmantem französischem Akzent das Frage-Antwort-Spiel um. „Manchmal“, bekennt der angesprochene junge Mann mit Ball. Der will wissen, ob die Spieler als Kinder und Jugendliche schon viel Fußball gespielt haben. Nach der Schule gab es für alle nur eins, verraten sie: kicken, kicken, kicken. Natürlich erst, nachdem die Hausaufgaben – gerne schon im Bus – gemacht waren. Die jüngsten Fans, die noch gar nicht in die Schule gehen, tragen die Trikot-Kollektion des FCK. Weniger reden, mehr Autogramme schreiben, wäre ihr Wunsch. Noch mal wird geredet. „Schade, dass der Trainer nicht hier ist oder einer vom Vorstand“, bedauert der Fan und stellt trotzdem die Frage nach der Taktik. „Das ist Trainersache“, verweisen die Spieler auf den Verantwortlichen, der das beantworten könnte: Trainer Kosta Runjaic. Der sitzt zeitgleich knapp acht Kilometer entfernt im Waldfischbacher Bürgerhaus. 220 FCK-Fans aus der Fanregion Südwestpfalz sorgen dort für Betze-Feeling. „Läuft gut“, freut sich Stefan Fuchs, der Vorsitzende des ausrichtenden FCK-Fan-Clubs Galgenberg-Teufel, als Runjaic, der 27-fache finnische Nationalspieler Alexander Ring und Mittelfeldspieler Amin Younes, fleißig Autogramme schreiben. Die Fragerunde liegt schon hinter den drei „Betze-Buben“. Befragt wurde aber vor allem der Trainer. Unter anderem nach dem Spiel mit den zwei Spitzen. „Eine mögliche Alternative“, sagt Runjaic. Nach der Rückkehr von Stürmer Simon Zoller sogar eine wahrscheinlichere Alternative. Weiter lässt sich kein Trainer ins taktische Konzept schauen. Die Frage nach Torwart Sippel, die FCK-Fan Walter Franz stellt, beantwortet der Trainer im Gespräch mit den Fans so: Wenn nichts dazwischenkommt, steht Sippel kommende Woche in Braunschweig zwischen den Pfosten. Von den Fans will er wissen, wen sie spielen lassen würden. Sippel oder Marius Müller. Die Mehrheit der Hände geht bei Sippel nach oben. Die Idee, Autogramme zu schreiben und dabei gemeinsame Fotos mit den Fans zu machen, erweist sich als unbrauchbar. Erst Autogramme, dann Fotos. Die Fans stehen in einer Schlange an. Regelmäßige Stadionbesucher sind das gewohnt. Bälle, Trikots, Autogrammkarten, alles wird unterschrieben. „Von mir wollten früher nie so viele ein Autogramm“, stellt Andre Groß, unter anderem für den FK Clausen spielend, lachend fest. Das Betze-Lied erklingt jetzt auch hier. Mit Musik wartet es sich angenehmer. (add)

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