Kultur Südpfalz Architekt mit Visionen

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Die Bandbreite seines künstlerischen und architektonischen Schaffens ist groß: In einer Ausstellung im „Simonshof“ in Gleisweiler zeigt der Architekt und Hochschullehrer Peter Sulzer derzeit seine „späten Bauten“. Fotos, die seine Ehefrau, die Bildjournalistin Erika Sulzer-Kleinemeier von den Projekten gemacht hat, ergänzen die Schau.

1973 begann Peter Sulzer das 1763 errichtete Anwesen „Simonshof“ in Gleisweiler, das sein Großvater, der Heidelberger Weinhändler Karl Ueberle, 1909 gekauft hatte, zu sanieren. Er arbeitete und lebte mit seiner Familie in der Hauptstraße 7. Nach dem überraschenden Tod des ältesten Sohnes Friedrich hat die Familie 2001 das Vermögen in eine Stiftung eingebracht und das Anwesen zum Museum gemacht. 1932 geboren, hat Peter Sulzer in seiner Geburtsstadt Karlsruhe Architektur studiert und bei Egon Eiermann sein Diplom abgelegt. Von 1969 bis 1997 lehrte er als Professor für Architektur an der Universität Stuttgart. Über die Friedensbewegung in Mutlangen, bei der Sulzer aktiv war, kam er in Kontakt mit den Gesinnungsaktivisten in Landau. Mit den Laien im Verein „Leben und Kultur“ hat er deren Vision in die Tat umgesetzt, ganz ohne öffentliche Mittel ein Haus zu bauen, in dem eigenbestimmt Kunst, Kultur und gesellschaftliche Ereignisse stattfinden können. Allein durch private Spenden finanziert, errichteten tatkräftig anpackende Vereinsmitglieder nach den Plänen und unter der Bauleitung von Peter Sulzer von 1984 bis 1987 das „Haus am Westbahnhof“ in Landau. In derselben Zeit wurde die Friedhofshalle in Gleisweiler nach seinen Plänen verwirklicht. „Drei Architekten wurden damals eingeladen“, erinnert sich Sulzer, „die anderen kamen mit großen Papieren an, ich dagegen setzte mich hin und diskutierte mit den Menschen“. Seine Argumente überzeugten, das Projekt wurde von Sulzer realisiert. Dass dieser Bau massiver ausfiel als geplant, lag daran, dass „die Sandsteine hier rumlagen“, so Sulzer. Dass in seinen auf das Wesentliche reduzierten Bauten immer wieder Holz eine große Rolle spielt, habe den Grund, dass das Baumaterial Holz in greifbarer Nähe ist, er immer eng mit Handwerkern zusammenarbeitete und oft mit Bauherren plante, die gerne selbst Hand anlegten: „Wenn man mit Laien arbeitet, ist Holz das einfachste Material“, sagt Sulzer im Rückblick. Für die Friedhofshalle in Gleisweiler habe der damalige Bürgermeister eigenhändig die Bäume gefällt. An der Sanierung und dem Anbau des geschichtsträchtigen Gebäudes „Durlacher Hof“ von 1987 bis 1991 habe sich der bis heute in Rhodt ansässige und wirkende Drexler Werner Havekost voller Hingabe eingebracht. Als Besonderheit verweist Sulzer auch hier auf seine Vorliebe für die Kombination aus Stahl und Holz - und ein Fenster mit Blick entlang der Dorfstraße. Ebenso beim eigenen Wohnhaus, das Sulzer zwischen 1986 und 1993 mit einem Glashaus als Verbindung an das Gemeindehaus in Gleisweiler angebaut hat. Der Umbau eines weiteren Wohnhauses in Gleisweiler besticht ebenfalls durch die Verwendung von Holz für den gerundeten Anbau. Die gezeigten Skizzen auf kleinen Kalenderblättern erklärt Sulzer damit, dass er die meisten auf den Bahnpendelfahrten zwischen Landau und Stuttgart gezeichnet habe. Auf einem Weinberggelände, das der aus Edenkoben stammende Architektenkollege Hellmut Kuby aus Nürtingen geerbt hatte, plante Sulzer die von 1997 bis 2000 errichtete Reihenhaussiedlung „Wohnquartier Hausgarten“. Auch diese Pläne habe er alle per Hand gezeichnet, sagt Sulzer, und ergänzend zur großzügigen Breite von sieben Metern die Wünsche der künftigen Bewohner einbezogen. Info Die Ausstellung im „Simonshof“ ist bis 26. November freitags und samstag von 15 bis 18 Uhr geöffnet. |srs

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