Rheinpfalz Alternativen zu WhatsApp

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Wer wirklich wechseln will, hat viele Alternativen, um WhatsApp und seinem Mutterkonzern Facebook auszuweichen.

WhatsApp, Facebook und Instagram gehören bei einer Mehrheit der Handynutzer zu den wichtigsten Apps, ohne die sie sich digital-sozial abgehängt fühlen wurden. Das Dilemma: Alle drei Apps gehören zu Mark Zuckerbergs Facebook-Familie. Das hat Vorteile, denn je mehr Menschen eine bestimmte Social-Media-App benutzen, desto größer ist das Netzwerk der Menschen, die erreicht werden können. Desto größer ist aber auch die Macht der Betreiber über die Daten der Nutzer.

Facebook steht hier seit Jahren unter Beschuss von Kritikern, die das Unternehmen als Datenkrake ansehen, der es beim Umgang mit Nutzerdaten weniger um den Schutz der Privatsphäre und mehr um die Maximierung ihrer Gewinne durch Werbung und die Auswertung der Daten ankommt. Umgekehrt sind Hunderte von Millionen Usern begeistert, wenn ihre meistgenutzten Social-Media-Apps auch untereinander vernetzt sind. Ein Dilemma, das wohl nie ganz aufgelöst werden kann. Immerhin hat Facebook WhatsApp die lange geforderte End-to-End-Verschlüsselung gegönnt, die im Idealfall jedem Außenstehenden den Zugriff auf die Kommunikationsdaten unmöglich macht. Die Verschlüsselung ist immer aktiv; sie kann auch nicht durch den Nutzer abgeschaltet werden. Wer Zuckerbergs Strategie, seine drei Plattformen immer weiter durch Cross-Over-Funktionen zusammenzuführen, grundsätzlich misstraut, für den gibt es zumindest bei WhatsApp einige sehr gute Alternativen. Hier kommt es bei einem Wechsel schließlich nur darauf an, dass man zuvor mit seinen wichtigen Kontakten einen gemeinsamen Wechsel verabredet.

Telegram

Die App wurde von einem russischen Programmierer entwickelt, der zuvor auch ein soziales Netzwerk gründete. Als er das nach Streit mit der russischen Regierung verkaufen musste, konzentrierte man sich auf Telegram, das eine große Zahl von Funktionen bietet. Neben den Basisfunktionen für Textnachrichten, Fotos und Dokumentenaustausch gibt es Sprachanrufe samt End-to-End-Verschlüsselung, Videonachrichten („Telescope“), die eine Minute lang sein dürfen, Channels, bei denen nur Administratoren Nachrichten in die Gruppe schicken können. Dazu gibt es sogenannte Supergruppen, virtuelle Stickersammlungen oder die Option, Entwürfe von Nachrichten speichern und synchronisieren zu können. Penible Datenschützer halten die Verschlüsselungstechnik von Telegram für nicht perfekt. Wer aber eine kostenlose Messenger-App mit vielen ausgereiften Funktionen ausprobieren will, die auf Smartphones (iOS und Android), Tablets und PCs funktioniert, ist mit Telegram gut bedient.

Threema

Die Messenger-App gibt es bereits seit 2012. Entwickelt wurde sie von einem schweizerischen Unternehmen. Sicherheit wird groß geschrieben; eine End-to-End-Verschlüsselung ist also selbstverständlich. Die Server von Threema liegen in der Schweiz, unterliegen also einer soliden Rechtsprechung und zusätzlich der Datenschutzgrundverordnung (DSGVO). Der Programmcode wurde nicht öffentlich gemacht. Dafür lässt sich das Unternehmen regelmäßig, zuletzt im März 2019, von externen Prüfern unter die Lupe nehmen. Threema bietet die Grundfunktionen einer Messenger-App. Dateianhänge dürfen bis zu 50 Megabyte groß sein. Interessant ist die Option, im Gruppenchat auch Umfragen durchführen zu können. Sprachanrufe gehören ebenfalls zum Funktionsumfang. Komfortabel ist die seit 2017 eingeführte Threema-Web-App, mit der alle Funktionen auch über den Rechner genutzt werden können. Natürlich werden Daten zwischen Rechner und Handy synchronisiert. Wer ganz sicher gehen will, kann seinen Kommunikationspartner durch einen QR-Code verifizieren. Derzeit sind gut fünf Millionen Nutzer bei Threema angemeldet. Zufallsfreunde finden sich da wohl eher nicht. Aber wenn man seine Kontakte überzeugen kann … Anders als viele Apps ist Threema nicht kostenlos zu haben. Aktuell sind einmalig 2,99 Euro für iOS-Geräte und 2,49 für Android-Handys zu zahlen.

Signal

Die App galt schon in ihren Frühzeiten, als sie noch TexxtSecure und RedPhone hieß, als sehr sicher. Unabhängige Sicherheitsexperten empfehlen die App. Und Edward Snowden hat mit seinem Lob sicher auch zum Kultstatus einiges beigetragen. Die kostenlose App ist für Android und iOS, aber auch für andere Betriebssysteme erhältlich. Schon die Vorläufer von Signal verfügten über eine End-to-End-Verschlüsselung. Die gilt unter Fachleuten als Spitzentechnologie. Immerhin nutzt nun auch WhatsApp die gleiche Technologie. Signal wurde als Open-Source-Projekt entwickelt. Damit ist auch der Quellcode frei zugänglich und überprüfbar. Versteckte Funktionen würden dabei sehr schnell auffallen. Signal ist puristischer aufgebaut als WhatsApp. Man beschränkt sich auf Grundfunktionen wie Gruppen-Chat, den Versand von Dateien als Anhang und die Option, Sprachanrufe zu machen. Die Registrierung bei einer Neuanmeldung erfolgt über die Telefonnummer des Handys. Die Nummer wird aber nicht von den Betreibern gespeichert. Beim Abgleich wird nur ein Hash, also eine sogenannte Streuwertfunktion übermittelt. Ein Hashwert erlaubt zwar eine Zuordnung, aber keine persönliche Identifikation.

Viber

Viber kommt aus Israel und sollte zunächst Skype mit Videoanrufen Konkurrenz machen. Messaging-Funktionen kamen erst nach und nach hinzu. Die App war sehr schnell sehr erfolgreich; aber nicht in Europa. Mittlerweile nutzen etwa eine Milliarde Menschen die App. Viber wurde 2014 von Rakuten, dem nach Amazon und Alibaba drittgrößten Internethändler der Welt für 900 Millionen US-Dollar gekauft. Eine End-to-End-Verschlüsselung wurde 2016 eingeführt. Der Programmcode ist nicht öffentlich; Rakuten lässt sich aber auf externe Audits ein, um die Sicherheit des Systems prüfen zu lassen. Die Identifikation bei der Anmeldung erfolgt über das Telefon. Ist die App dort eingerichtet, lässt sich Viber auch auf einem Windows-Rechner als normales Windows-Programm installieren. Für Windows 10 gibt es im Windows-Store eine eigene App. Viber ist für iOS und Android kostenlos erhältlich.

Wire

Für Wire zeichnet ein schweizerisches Entwicklerteam verantwortlich. Gestartet wurde 2014. Hinter dem Unternehmen stehen ehemalige Entwickler von Skype und Microsoft. Wire bietet alles, was man von einer komfortablen Messenger-App erwarten kann: Es lassen sich Fotos, Videos und Dateien verschicken. Sprachnachrichten und Sprachanrufe sind auch kein Problem. Ebenso sind verschlüsselte Videokonferenzen möglich. Eine End-to-End-Verschlüsselung wird bereits seit einigen Jahren angewendet. Wire lässt sich regelmäßig extern auf Sicherheitsprobleme prüfen. Das Unternehmen hat mittlerweile auch seinen gesamten Programmcode veröffentlicht. Wire ist bei privater Nutzung kostenlos für iOS und Android erhältlich. Es existieren Apps für Windows-, MacOS- und Linux-Rechner. Das Projekt finanziert sich über günstige Unternehmens-Abos (fünf Euro pro Monat bei jährlicher Zahlung).

Hoccer

Ein deutsches Entwicklungsprojekt, das 2009 mit der ersten Version einer Messenger-App herauskam. Über die App können unbegrenzt Textnachrichten, Fotos, Videos, Sprachnachrichten, Adressbucheinträge, Standortdaten und weitere Datentypen in Einzel- und Gruppenchats versendet werden. Eine Telefonfunktion ist nicht eingerichtet. Wie bei anderen sicheren Apps werden alle Nachrichten und Anhänge direkt auf dem Gerät verschlüsselt und können nur vom Empfänger wieder entschlüsselt werden. Die Software ist zwar nicht offen zugänglich, aber 2015 wurde die App Testsieger im Vergleich der Stiftung Warentest. Die Datensicherheit wurde als vorbildlich gelobt. Die Stiftung empfahl Hoccer als WhatsApp-Alternative. Besonders weit ist die App bisher nicht verbreitet. Wickr Wickr stammt aus San Francisco. Die App sendet sämtliche Daten verschlüsselt, löscht also etwa beim Versenden eines Fotos die Metadaten. Nachrichten erhalten eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung; es werden keinerlei persönliche Daten ausgelesen. Die Server stehen in den USA. Der Umgang mit Daten fällt also unter das weniger strenge amerikanische Datenschutzgesetz. Immerhin bekam Wickr Ende 2018 vom Forschungsunternehmen Forrester unter zehn eingeladenen Technologieunternehmen bei der Bewertung von Datenschutz, Leistung und Kundenbetreuung die maximale Punktzahl. Wickr ist für iOS, Android, Windows, Mac und Linux erhältlich. Die Version für private Nutzer ist kostenlos; es existiert daneben eine Business-Version. Im Februar 2017 machte Wickr seinen Quellcode öffentlich.

Ginlo /SIMSme

SIMSme wurde von der Deutschen Post AG 2014 entwickelt. Im März 2019 wurde die Marke SIMSme von der Brabbler AG übernommen; die Deutsche Post wiederum ist an Brabbler beteiligt. Mit der Übernahme wird die App unter dem neuen Namen Ginlo weiterentwickelt. SIMSme-Nutzer behalten aber ihr Passwort, die Kontakte und Kommunikationsdateien. Die Kommunikation erfolgt mit End-to-End-Verschlüsselung; wer es ganz sicher will, nutzt die QR-Code-Verschlüsselung Die App bietet ein üppiges Kommunikations-Paket: Teilen von Videos, Bildern, Sprachnachrichten, Standorten, Dateien jeden Formats, Versand von selbstzerstörenden oder zeitversetzten Nachrichten, Abonnieren von Content-Channels, den Versand von Dateien beliebigen Formates und einiges mehr. Wer es besonders vertraulich will: Kontakte lassen sich durch das Scannen eines QR-Codes verifizieren. Die Verschlüsselungsalgorithmen gelten als sicher. Der Anbieter hat durch die Vollverschlüsselung keinen Zugriff auf Daten. Das Münchner Unternehmen hostet die verschlüsselten Daten ausschließlich auf Servern, die auf deutschem Boden installiert sind. Die App ist werbefrei. Die normale Version für private Nutzer ist kostenlos. Die Business-Version ist für drei Euro pro Monat bei jährlicher Abrechnung zu haben.

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Wer wirklich wechseln will, hat viele Alternativen, um WhatsApp und seinem Mutterkonzern Facebook auszuweichen.
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