Rheinpfalz Als die B 10 noch eine andere war

Die wenigsten werden sich erinnern: Perspektivdebatten um die Zukunft der Bundesstraße 10 wurden schon vor einem halben Jahrhundert geführt, aber die B 10 von damals war gar nicht diejenige von heute und die Trasse, die den Schwerpunkt der damaligen Diskussionen bildete, führte nicht von Pirmasens nach Landau, sondern um Kandel herum.

Diese sieben Kilometer „an der Bienwaldstadt vorbei“ wurden seinerzeit in der RHEINPFALZ als „Teil eines Autobahn-Ersatzes“ vorgestellt, als „weiterer Schritt im Ausbau einer großen Ost-West-Achse“, wie es am 3. Dezember 1964 hieß. Bereits Ende Oktober war auf der Seite „Grenzland Wasgau“ ein Beitrag erschienen, der eine „noch zügigere Verkehrsachse B 10“ bis zum Jahresende versprach: Der Ausbau der Straße zwischen dem Saarland und dem Wirtschafts- und Energiezentrum Karlsruhe mache erfreuliche Fortschritte. Das stärkste Verkehrsaufkommen dabei habe die Strecke Karlsruhe– Landau, die ebenso vierspurig ausgebaut werde wie die Verbindung von Zweibrücken zur Auffahrt Limbach. Man muss sich erinnern: Als „Reichsstraße 10“ aus den 1930er-Jahren verband diese im Format einer heutigen Landstraße quer durch Süddeutschland Saarbrücken mit Salzburg, was für den damaligen Motorisierungsgrad und die Verkehrswegenutzung zweifellos ausreichte. Nun aber, bald 20 Jahre nach dem Krieg, dachte man, da die enge Talstrecke Pirmasens–Landau einen durchgehenden Ausbau mit vier Spuren nicht erlaube, an eine Entlastungsparallelstraße, die weiter südlich verlaufen sollte. „Wenn sie auch nicht in der Planung vorliegt, so ist auf einer neuen Straßenkarte des Bundesverkehrsministeriums doch schon die Rotlinie dieser Südstraße Pirmasens - Karlsruhe eingezeichnet, was immerhin ermutigend ist“, wie die RHEINPFALZ erwartungsvoll erklärte. Es kam anders. Mit dem Bau der Umgehung Kandels war, ohne dass man es damals ahnte, die B 10 bereits in die erste Phase ihrer Wandlung zur Autobahn A 65 eingeschwenkt, obwohl sie ihre Bundesstraßen-Vergangenheit mit dem Fehlen von Mittel- und Seitenstreifen zwischen Landau-Süd und Kandel-Süd bis heute nicht leugnet. Mit den Bauarbeiten war im Juli 1962 begonnen worden, die Bauzeit betrug also zweieinhalb Jahre. Die Vollzugsmeldung erschien in der RHEINPFALZ vom 7. Dezember 1964 mit Bericht über die Verkehrsübergabe. Der damalige Bundesverkehrsminister Ludwig Seebohm unterstrich die Bedeutung durch seine Anwesenheit und veranlasste so die RHEINPFALZ, das Ereignis als eine „Art Grundsteinlegung“ im Rahmen des beabsichtigten Ausbaus der B 10 „im pfälzischen Raum“ einzustufen. Auch der Minister griff auf das Jahr 1937 zurück und ließ wissen, dass damals anstelle einer Autobahnverbindung zwischen Karlsruhe und Saarbrücken erste Planungen für den Ausbau der vorhandenen Bundesstraße 10 (seinerzeit noch „Reichsstraße 10“) angestellt worden seien. Deren Verwirklichung habe jedoch wegen des Kriegs „auf unbestimmte Zeit“ zurückgestellt werden müssen. In dem nun wieder aufgegriffenen Vorhaben sah der Minister eine Lösung, auch künftig allen Verkehrsansprüchen gerecht zu werden, denn: „Was lange währt, wird endlich gut“. Die Verlegung der B 10 zwischen Hauenstein und Landau, die Umgehung Landaus, die Verlegung der Bundesstraße 10 zwischen Landau und Kandel sowie Kandel und Wörth (mittlerweile Autobahn 65) betrachtete Seebohm als große Aufgaben der kommenden Jahre in der Südpfalz.

x