Eisenberg „Alle sitzen in einem Boot“

Es ist ein Thema, bei dem alle an einem Strang ziehen: Flüchtlinge. Im Donnersbergkreis gibt es immer mehr Aktionen, um den Menschen, die oft Schlimmes erlebt haben, einen guten Start in ihrem neuen Land zu bieten. Das freut natürlich Jaqueline Rauschkolb, die Integrationsbeauftragte des Kreises. Allerdings hat sie auch Probleme ausgemacht.

„Alle Institutionen im Kreis sitzen in einem Boot. Allen ist es wichtig, die Leute zu unterstützen“, erzählt Rauschkolb. Die 27-Jährige ist froh, dass sich seit der Informationsveranstaltung im Januar im Kirchheimbolander Kreishaus, als es darum ging, Helferkreise zu installieren, einiges getan hat. „Die Helferkreise sind eine gute Institution“, lautet das erste Fazit der Integrationsbeauftragten. Mittlerweile gebe es welche in jeder Verbandsgemeinde. Und dort funktioniere die Arbeit insbesondere dann gut, wenn sie zusammen mit den Sachbearbeitern in der jeweiligen Verwaltung erfolge. Beispiele kann sie hier einige nennen, etwa Eisenberg. Dort hat Sachbearbeiterin Kirsten Bläse gemeinsam mit dem Beigeordneten Detlef Osterheld ein Erzählcafé für Flüchtlinge und Asylsuchende der Verbandsgemeinde Eisenberg ins Leben gerufen. Die Resonanz beim ersten Treffen war überwältigend. Knapp 40 Personen sind dem Aufruf gefolgt, erzählt Osterheld. Hinzu kamen sieben Personen aus dem Helferkreis, wie Bläse ergänzt. „Es waren viele Familien dabei“, berichtet der Beigeordnete. Künftig wolle man sich alle 14 Tage mittwochs um 18 Uhr im Haus Isenburg treffen, das nächste Mal am 22. April. Themen gibt es ausreichend, die dann angegangen werden können. Beim ersten Mal standen beispielsweise Sing- und Mathematikrunden auf dem Programm, die Teilnehmer stellten sich zudem alle vor – in Deutsch, wie Osterheld erzählt. Beim nächsten Mal sei auch ein Programm für Kinder angedacht. Das Thema Sprache soll beim Erzählcafé auch künftig verstärkt angegangen werden. Nötig wird dies auf alle Fälle sein, das weiß auch Jaqueline Rauschkolb: „Die Sprachkurse müssten intensiviert werden.“ Denn Sprache sei ein ganz wichtiger Faktor, um in der neuen Heimat Fuß zu fassen. Rauschkolb ist froh, dass sich hier im Kreis einige Menschen engagieren, sich kümmern. Sie ist froh, dass es meistens zu verschiedenen Sprachkursen auch Fahrdienste gibt. Sie weiß aber auch, dass es in anderen Bereichen noch Probleme gibt. Zuletzt hat sich eine Familie aus Höringen beschwert, die lieber in einer größeren Stadt leben würde. Die Integrationsbeauftragte hat Verständnis dafür: „Wenn jemand aus einer Großstadt kommt und landet dann in einem Dorf, ist das für diejenigen schon schwierig. Wir können aber auch nicht über der Rechtslage stehen.“ Ein großes Problem sei auch die Integration der Flüchtlinge in den Arbeitsmarkt. „Die Leute, die nach Deutschland kommen, sind ja nicht dumm. Viele haben zum Beispiel einen Hochschulabschluss gemacht. Sie sind hochmotiviert, würden gerne arbeiten.“ Andererseits sei da aber die Unsicherheit: „Sie wissen nicht, ob sie hierbleiben können oder zurück müssen.“ Die Forderung der Integrationsbeauftragten ist deswegen auch deutlich: „Asylanträge müssen schneller abgearbeitet werden. Da braucht das Bundesamt mehr Kapazitäten.“ Zudem wisse auch niemand, wie viele Flüchtlinge in diesem Jahr noch nach Rheinland-Pfalz kommen. 549 waren es vor 14 Tagen im Kreis (wir berichteten). Ende September 2014 waren es noch 319 – nach 173 zum gleichen Stichtag 2013. Positiv: Im Donnersbergkreis mangelt es laut Rauschkolb nicht an Wohnraum – im Gegensatz zu anderen Regionen. „Problematisch sind höchstens Einzelwohnungen.“ Die Integrationsbeauftragte freut sich über das Engagement in den Helferkreisen, über den Einsatz der Sachbearbeiter und der Bürgermeister. So sei auch in Albisheim ein Erzählcafé geplant, in Alsenz ein interkulturelles Fest vorgesehen und zudem soll das Thema Flüchtlinge auch bei den Kirchheimbolander Friedenstagen behandelt werden. Trotzdem hat sie auch beobachtet, dass die Integration in manchen Ortsgemeinden bei allem Einsatz schwierig ist. „Es ist teilweise schon noch so, dass Flüchtlinge für sich leben wollen. Viele haben Schlimmes erlebt, sind traumatisiert. Und wenn die Leute keine Hilfe wollen, soll man sie auch nicht zwingen.“ Das Thema Flüchtlinge, das weiß Rauschkolb nur zu gut, ist sehr emotional, ist nicht einfach. „Es ist aber gut, wenn man weiß, dass man den Leuten ein Stück weit helfen kann.“ (ssl)

x